Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
verstreuter menschlicher Emotionsmuster, nahm hin und wieder ein leises Summen wahr, das von niederen Tieren stammte, hörte das beinahe verständliche Plappern der Norbären aus dem Streichelzoo der Passage, Priscillas erstem Refugium an Bord, als sie vor fast acht Standardjahren ihren Dienst auf dem Schiff angetreten hatte. Er konzentrierte seine Suche, durchkämmte einen eingegrenzten Bereich, und endlich hatte er sie gefunden; Priscillas Muster hatte sich eng verknüpft mit dem liebevollen, tröstenden Muster von Master Frodo, dem König der Norbären.
Rücksichtslos verausgabte Shan seine Energie, und einen bestürzenden Augenblick lang merkte er, dass er sich keineswegs dem Norbären und Priscilla genähert hatte, sondern wieder in seinen Körper zurückgekehrt war; zusammengesunken beugte er sich über seine geliebte Gefährtin, und sein Kopf ruhte auf ihrer Brust, die sich wie im Schlaf sachte hob und senkte.
»Nein!« Er riss sich los und hetzte wieder in den Streichelzoo, wo er Master Frodos Muster ins Visier nahm.
Er streckte einen Fühler der Zuneigung nach dem winzigen Empathen aus und wurde wie üblich freudig begrüßt; doch in das Vergnügen dieser Kreatur mischte sich Verwirrung, deshalb umhüllte er den Norbären zusätzlich mit einem Mantel aus Trost, ehe er sich Priscilla selbst zuwandte.
Sie befand sich hinter einem massiven Schutzschild, der an mehreren Stellen noch durch die natürlichen Verteidigungsmechanismen des Norbären verstärkt wurde.
Shan rückte so dicht heran, wie er es wagte, und versuchte sich zu erinnern, auf welchem Wege er Val Con erreicht hatte; danach sandte er abermals eine Energiewelle aus und rief ihren Namen: Priscilla!
Die Oberfläche des Schildes begann zu schimmern, ein winziges Fragment des Musters drang nach außen; immer mehr Teile ihres Musters entkamen, er spürte Wiedererkennen, das verdrängt wurde von Kummer, Furcht und letztendlich Liebe. Er erwiderte die Liebe, spendete Trost und den Eindruck von Geborgenheit. Behutsam drängte er sie, den Schutz von Master Frodo aufzugeben und sich ihm anzuvertrauen, doch sie gab durch nichts zu erkennen, dass sie ihn verstand.
Sanft und mit einer schier endlosen Geduld fuhr er fort, sie mit Liebe, Trost und Geborgenheit zu locken, warf ihr die Rettungsleine eines Heilers zu, und auf einmal fühlte er, dass sie die Leine packte, wie ihr anfangs zaghafter Griff sich allmählich festigte und an Kraft gewann.
Er ignorierte den schmerzhaften Zug und überließ ihr die Rettungsleine, egal, wie lange sie brauchen würde, um sich daran in Sicherheit zu bringen. Nach einer Weile merkte er, wie sie ihren Schutzpanzer ablegte, zögerte, sich dann aus Master Frodos Verteidigungsschirm hervorwagte und ihr innerstes Wesen der großen Leere aussetzte.
Shan streckte ihr die Arme entgegen, umschlang seine Liebste und zog sie sanft aus Master Frodos Einflussbreich heraus.
Mit einem schmerzhaften Ruck kehrte er in seinen Körper zurück, und einen kurzen Moment lang schien Priscilla ihn zu begleiten. Doch dann nutzte sie die physische Nähe ihrer beiden Körper, um allmählich in ihre eigene Hülle zurückzugleiten, bis sie dann jählings aus seinem Bewusstsein verschwand.
In diesem Augenblick fühlte er sich unglaublich allein.
Vilt hatte Shan und Priscilla untersucht, ihnen Vitaminspritzen verabreicht und eine geharnischte Strafpredigt gehalten; der Arzt konnte sich nicht erklären, was immer die beiden getan hatten, um in derart kurzer Zeit so viel an Gewicht zu verlieren.
Während er mit Shan schimpfte, hatte Priscilla Lina angerufen und sie gebeten, Master Frodo mit einer Extraration Körnerfutter zu verwöhnen; danach bestellte sie zwei mehrgängige Abendessen, die unverzüglich in der Kabine des Captains serviert werden sollten.
Nach dem Essen saß Priscilla neben Shan auf der Couch; ihr Kopf ruhte entspannt an seiner Schulter, und sie grübelte über das nach, was Shan ihr erzählt hatte. Nach einer Weile seufzte sie und rührte sich; sie hob den Kopf, um ihm in die Augen zu blicken.
»Shan?«
»Ja, Priscilla?«
»Wieso hast du nicht das College für Zauberer in Solcintra besucht?«
Ihre Frage schien ihn zu überraschen. »Weil ich kein Zauberer bin, Priscilla; ich bin ein Heiler.«
»Sicher, in diesem Punkt hast du recht«, räumte sie ein, »aber weißt du, Heiler sind nicht dazu imstande, die Dinge zu tun, die du vollbracht hast. Und du musst bestimmte Kräfte aktiviert und sehr seltene Fähigkeiten genutzt
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