Liebe

für Patienten ab, alle Fälle erwiesen sich als ziemlich einfach. Erst ein Anruf aus Petersburg riss mich aus der routinemäßigen Arbeit. Mein Mitarbeiter rief mich an:
    „Ich bitte dich, mein Sohn hat Probleme mit der Lunge, bisher konnte ihm keine Medizin helfen.“
    Ich betrachtete das Feld des Jungen und stieß auf die Struktur, die ich nunmehr „Chaos“ nannte.
    „Weißt du“, sagte ich dem Mitarbeiter, „hier handelt es sich um die Orientierung auf gewisse höhere Strukturen, für die ich noch keine Bezeichnung gefunden habe. Probiere weiter etwas aus, und ich versuche meinerseits, die Situation zu stabilisieren.“
    Nach zwei Tagen rief er erneut an.
    „Ich habe eine Hellseherin aufgesucht, sie hat gesagt, dass der Sohn ein Knoblauchbad nehmen soll. Nach diesem Bad musste er sich erbrechen, gleichzeitig trat eine Besserung ein. Doch dann gab es wieder einen Rückfall, sein Zustand verschlechtert sich weiter.“
    Diese ganze Situation war wie ein Würgegriff, der meine Fähigkeiten und Möglichkeiten schlaff und machtlos werden ließ. Ich befand mich erneut in der Situation, in der alles, was früher effektiv gewesen war, plötzlich aufhörte zu wirken. Die dynamische Verschlimmerung der Krankheit des Kindes erinnerte irgendwie sehr an den Zustand des Krebskranken, der kurz zuvor gestorben war. In kritischen Situationen rettete mich die Fähigkeit, alle Kräfte vollkommen dem Hauptziel unterzuordnen und die Informationen maximal zu verdichten, indem ich alles Vergangene und Gegenwärtige in einem Punkt zusammenfasse. Wenn die Informationsdichte ein bestimmtes Niveau überschritt, dann schlug die Quantität in Qualität um und erzeugte eine neue Idee. Entsprechend dieser Idee klassifizierte ich die Umwelt und schuf Begriffe, und mit ihrer Hilfe kontrollierte und lenkte ich die Situation. Ich begann, mich intensiv an alle Fakten zu erinnern, die mit der Zeit und den Kräften der Zerstörung, d. h. dem Chaos, verbunden sind.
    Ich hatte einmal ein interessantes Gespräch in Sibirien. Der Gesprächspartner beschrieb sein Experiment mit der Zeit.
    „Ich habe seit langem bemerkt, dass die Zeit nicht gleichmäßig verläuft. Auf dem Erdboden liegt beispielsweise eine große Zahl Metallrohre. Wenn man an ihnen vorüber geht, verkürzt sich die Zeit. Wir haben später andere Leute befragt und ihre subjektiven Empfindungen verglichen. Eine gleiche Wegstrecke nahm, wenn Leute entlang einer großen Zahl aufgetürmter Rohre gingen, nach ihrem Empfinden bedeutend weniger Zeit in Anspruch. Demnach wird durch eine große Menge rohrformiger, miteinander vereinter Elemente die Zeit verändert. Wir haben die Experimente nicht nur mit runden Gegenständen durchgeführt. Sie kennen doch Eierkartons? Wir haben zwanzig solcher Verpackungen übereinander gestapelt und darunter einen Mann gesetzt. In diesem Augenblick registrierten die Messgeräte bei ihm Änderungen des physiologischen Zustands, auch äußere Änderungen waren festzustellen. Das Blut stieg in seinen Kopf, das Gesicht rötete sich. Wir konnten uns allerdings nicht erklären, warum solche Konfigurationen den Verlauf der Zeit ändern.“
    Ich sagte, dass mir das ziemlich verständlich ist. Materie, Raum und Zeit sind ein einheitliches Gebilde. Das bedeutet, dass die Veränderung eines Elements die Veränderung der anderen nach sich zieht. Große Mengen Materie ändern beträchtlich die Merkmale von Raum und Zeit. Die Änderung der Zeitdichte führt zum Auftreten oder Verschwinden materieller Objekte und zur Änderung der Raummerkmale. Jedes Objekt hat mit seiner Oberfläche Einfluss auf Raum und Zeit. Über das System der Oberflächen können wir daher auf die Zeit einwirken.
    Mir sind noch weitere Fälle in Erinnerung. Einmal suchte ich interessehalber eine Hellseherin auf, die mit Gebeten und Beschwörungen heilte. Sie blickte dem Menschen in die Augen, erzählte Einzelheiten aus seinem Leben und teilte ihm dann mit, was ihm passieren könnte. Es ist seltsam, doch trotz ihrer primitiven und groben Ausdrucksweise stimmte das, was sie sagte, mit den Angaben meiner Diagnostik überein. Beispielsweise in dem Fall, als ich bei einer jungen Frau große innere Eifersucht sah, wegen der sie erhebliche Probleme im Privatleben und kaum Chancen hatte, jemals Kinder zu haben. Die Hellseherin sagte dazu:
    „Meine Liebe, auf dir ruht ein böser Zauber, du wirst keine Kinder haben. Komm zu mir, trinke von meinem Wasser, und dir wird leichter werden.“
    Wie ich sah, hatte