Liebe
auswertet.“
„Übrigens“, fragte ich meine Verwandte. „Hast du dir selbst wahrgesagt? Dein Feld ist schlecht.“
„Ich weiß“, gestand sie ein. „Ich wollte dich bitten, mich zu diagnostizieren. In der Kindheit wurde ich von einem Auto überfahren, man hat mich wieder zusammengeflickt, ich habe wie durch ein Wunder überlebt. Seit jener Zeit habe ich ein ernstes Nierenleiden, ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt. Vor kurzem suchte ich eine Wunderheilerin auf, die sehr erfolgreich ist. Sie sagte mir, dass sie mir nicht helfen kann, dass mein Zustand sehr schlecht ist. Sie sagte, dass es in Abchasien eine sehr starke Wunderheilerin gibt. Den Fluch, der auf mir ruht, kann nur sie entfernen. Ich fasste Mut und reiste einige Tage später nach Gagry. Man beschrieb mir den Weg zu dem allein stehenden Haus, in dem ich auf Rettung hoffen konnte. Einen halben Tag lang habe ich dieses Haus gesucht, irrte jedoch umher und bin dann wieder heimgekehrt. Ich bin noch zweimal dorthin gereist, aber erfolglos. Ich habe begriffen, dass mich etwas davon abhält. Wahrscheinlich ist der Fluch wirklich sehr stark. Aber im Leben geschieht Unvorhergesehenes, mir half der Zufall. Ich lernte eine Frau kennen, die starke sensitive Fähigkeiten hat. Wenn sie die Hände bewegte, durchfuhr es mich förmlich. Ich reiste ein viertes Mal dorthin, diesmal begleitete sie mich. Wir fanden den Weg. Ich betrat den Hof des einzeln stehenden Hauses, dort standen bereits viele Leute, die auf das Erscheinen der Wunderheilerin warteten. Sie kam aus dem Haus heraus und begann, schweigend die Anwesenden zu betrachten. Dann trat sie zu mir und sagte:
„Der Tod steht hinter dir. Ich werde dich nicht heilen, geh weg.“
„So war das“, beendete die Verwandte ihren Bericht. „Mir bleibt jetzt nur noch, dazusitzen und den Tod zu erwarten. Nach dem zu urteilen, was mir gesagt wurde, brauche ich nicht mehr lange zu warten.“
„Es ist so“, begann ich ihr zu erklären, „dass du aus einem einfachen Grund nicht geheilt werden kannst. Das, was die Wunderheilerinnen als Fluch sehen, ist in Wirklichkeit übermäßige Selbstsucht. In früheren Leben hattest du sehr große Fähigkeiten, ein hohes Niveau an Vollkommenheit, ein glückliches Schicksal und die Möglichkeit, die Zukunft zu sehen und zu spüren. Und unmerklich wurde dies für dich zum Ziel und nicht zum Mittel. Dein Charakter wurde überheblich, du hast begonnen, unvollkommene Menschen zu treten und zu verachten. Du empfandest die Möglichkeit berauschend, deinen Willen anderen aufzuzwingen, das Schicksal von Menschen zu bestimmen. Du vermochtest es nicht, eine traumatisierende, dich demütigende Situation zu ertragen. Und in dieses Leben bist du mit demselben Charakter gekommen. Deshalb erfolgte eine Blockierung des Verlangens, die ganze Welt zu treten und sie sich unterzuordnen, von Kindheit an. Deshalb kannst du nicht gerettet werden, wenn du dich nicht änderst. Lerne, dich zu bescheiden und nachzugeben, wobei du deine Gutmütigkeit beibehältst. Für dich ist es besser, sich nicht mit Wahrsagen zu beschäftigen, denn das orientiert dich auf Fähigkeiten, Vollkommenheit und Zukunftsvisionen. Danke Gott für alle Schicksalsschläge und bete darum, dass für dich die Liebe zu Gott zum höchsten Glück wird.“
Sie hatte meine Worte richtig verstanden. Es vergingen etwa vier Jahre, und nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Schicksal meiner Verwandten hatten sich wesentlich verbessert.
Übrigens suchte sie ein halbes Jahr nach unserem Gespräch erneut die erste Wunderheilerin auf. Die erkannte sie anfangs gar nicht wieder. Dann verhieß sie ihr erstaunt:
„Du wirst nun ein langes Leben haben, dein ganzes Schicksal hat sich gewendet.“
In der Sprechstunde erklärte ich einmal einer Frau, wie wichtig es ist zu beten.
„Wenden Sie sich innerlich Gott zu und bitten Sie, dass er Sie von dem Verlangen befreit, menschliche Werte zum höchsten Glück zu erheben.“
„Alles, was Sie gesagt haben, habe ich mit eigenen Worten aufgeschrieben. Schauen Sie sich das an.“
Sie hatte Folgendes aufgeschrieben: „Herr, ich bitte dich, dass meine Seele von dem Verlangen befreit wird, menschliche Werte zu lieben.“
Ich verdrehte verzweifelt die Augen, als ich dies las. Äußerlich deckten sich die Worte, doch inhaltlich war der Sinn vollkommen anders.
„Hören Sie, wenn Sie kanonische Gebete sprechen, entspricht dies den Geboten. Sie brauchen sich dabei nicht einmal den Text zu
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