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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Bewunderungsschrei aber galt nur einem Dampfer. Es war ein Alsterdampfer, der über das im Mondschein glitzernde Wasser der Binnenalster, an den schlafenden Alsterschwänen vorbei, der Außenalster zustrebte. Sie selbst saßen im Alsterpavillion und warteten auf ihre illustrierte Alsterplatte.
    »Wie hat es Ihnen heute gefallen, Pedro?« fragte Kirsten matt.
    »O Doña Kirsten, es war der schönste, der interessanteste, der unvergeßlichste Tag meines ganzen Lebens!« Er feuerte noch ein paar Superlativ-Salven ab, legte die linke Hand aufs Herz und hob die rechte zum Schwur auf. Dann starrte er die blonde Deutsche wieder mit glühenden Augen an.
    Den ganzen Tag machte er diese glühenden Augen schon, Kirsten hatte versucht, ihn durch ein Bündel von »curiosidades«, von Sehenswürdigkeiten, zu ermüden, Pedro Pereyra war nicht zu ermüden gewesen. Er hatte alles mit der gleichen Leidenschaft »optimo« und »maximo« gefunden, am schönsten und am größten: den Hafen, das Bismarckdenkmal, den Michel, Planten un Blomen, das Rathaus, den Elbtunnel, den Ohlsdorfer Friedhof. Und Kirsten, versteht sich!
    Dann kam die illustrierte Alsterplatte. Beim Essen pflegen selbst Mexikaner weniger zu reden. Kirsten hatte Zeit, sich zu erholen. Sie knabberte ihr Kaviarbrötchen und stellte fest, daß der Beruf einer Fremdenführerin ein schwerer Beruf ist. Aber sie hatte es ihrem Vater versprechen müssen, dem Sohn des Geschäftsfreundes aus Tampico die Hansestadt zu zeigen.
    Pedro ging der Platte wacker zu Leibe. Kirsten kapitulierte nach dem zweiten Schnittchen. Sie hatte keinen rechten Appetit. Von den Lombardsbrücken wehte der Pfiff einer Lokomotive herüber. Gleich dachte sie wieder an Himmelsjoch. Sie dachte bei dem geringsten Anlaß an Himmelsjoch. Wenn sie Schnapsreklamen sah. Oder an einem Sportgeschäft vorüberging. Oder Reiseplakate bemerkte. Selbst Schlagsahne erinnerte sie an Himmelsjoch. Weil Schlagsahne wie Pulverschnee aussehen konnte. Als sie vorhin mit dem Sessellift über den Ausstellungspark gegondelt waren, hätte sie am liebsten laut losgeheult.
    »Señorita Bremer!«
    »Ja, bitte!« Sie kehrte aus Himmelsjoch schnell nach Hamburg zurück.
    Pedro Pereyra wischte sich mit der Serviette über den glänzenden Schnurrbart. »Ich habe die wundervollste, die phantastischste, die prächtigste Idee!!«
    Wenn er doch bloß nicht so laut reden würde! Die Tügels mit ihrer miesen Tocher, einer ehemaligen Klassenkameradin, linsten schon die ganze Zeit vom Nebentisch herüber. Kirsten war das sehr genant.
    »Wir werden«, sagte Don Pedro und sprach jetzt so laut, daß die Tügel-Tochter anfing zu kichern, »wir werden uns in den Feuerofen des Nachtlebens werfen. Ich lade Sie ein, Doña Kirsten! Sie sind mein Gast, wir gehen nach der Reeperbahn!!«
    »Sie müssen morgen sehr früh raus«, wagte Kirsten schüchtern einzuwerfen.
    »Ach morgen, was ist morgen? Morgen können wir unter dem Rasen liegen, bleich, blutlos, wie die Verteidiger von Santa Cruz. Oder wie Lope de Vega sagt ...« Don Pedro machte Anstalten, ein längeres Gedicht zu rezitieren.
    Also dann noch lieber Reeperbahn, dachte Kirsten und erhob sich entschlossen...

    »Eine kurze Zwischenrechnung, der Herr«, sagte der Ober von »Bratkes Bummel-Bar« auf der Großen Freiheit.
    Der Florian wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Letkiss war anstrengender als eine Gletschertour. »Schon gut«, sagte er und steckte den Zettel in die Rocktasche.
    »Ich muß leider abkassieren, da wir Schichtwechsel haben«, sagte der Ober.
    »Wenn’s so pressiert«, sagte der Florian. Er fingerte den Zettel wieder heraus und warf einen Blick auf die Endsumme. Er wurde schlagartig nüchtern. »983,24 DM« stand da.
    »Ja, was is denn dees?« fragte er und sprach unwillkürlich wieder seinen heimatlichen Dialekt. »Dees ham ja mir nia net g’suffa.«
    »Tut mir leid, aber die Damen hier werden es bezeugen«, sagte der Ober. Er war jetzt gar nicht mehr freundlich. Die Damen Anni, May Wong und Marylin nickten mit den Köpfen.
    Der Flori kniff die Augen zusammen. »15 Grogs = 160 DM, 4 Flaschen Champagner = 600 DM« las er. »Hundertfuchzg Mark nehmt’s ös für a Flaschen von dem greislichen Springerl? Geh weida, hol mir den Cheef!«
    Aber Herr Bratke war plötzlich verschwunden. Und die drei Alleinunterhalterinnen internationalen Formats taten es ihm nach. Dafür erschien ein Mann am Tisch, der außer einem Blumenkohlohr einen Schlagring trug. Es war der

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