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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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Wahrscheinlich wurde ihm in diesem Moment erst bewusst, wie weit es sich vom Boden entfernt hatte. Ängstlich begann es zu miauen.
    »Esmeralda, komm wieder herunter«, lockte sie Herr L. »Na komm, das schaffst du schon.« Aber Esmeralda war das Ganze gar nicht geheuer. Unsicher klammerte sie sich an einem Ast fest. Die Aussicht aus dieser luftigen Höhe ängstigte sie zunehmend. Kopfüber am Stamm wieder hinunterzuklettern wäre in der Tat ein riskantes Unterfangen gewesen. So versuchte Esmeralda nach einer Weile weiter oben ihr Glück und kletterte noch ein paar Meter hinauf. Natürlich brachte sie das kein bisschen weiter. Sie befand sich nun in circa 15 Metern Höhe und wusste weder ein noch aus. Sie blieb im Geäst sitzen und miaute immer erbärmlicher.
    Herr L. hoffte, dass es ihr mit der Zeit gelingen würde, doch irgendwie hinunterzukommen, immerhin sind Katzen wahre Kletterkünstler. Allerdings sitzen Katzen immer mal wieder auf einem Baum fest und wagen sich nicht mehr hinunter. Das kommt gar nicht so selten vor. Das Hinaufkommen ist für sie nicht das Problem, aber manche bekommen beim Blick in die Tiefe offenbar Panik und wissen sich nicht mehr zu helfen. So erging es auch der kleinen Esmeralda. Sie hatte in ihrem Alter noch kaum Klettererfahrung gesammelt.
    Als alles Rufen und Locken nichts half, entschloss sich Herr L., zunächst einmal abzuwarten. Vielleichtwürden Hunger und Durst das Kätzchen doch noch dazu bewegen, den Abstieg zu wagen. Aber Esmeralda saß wie festgewachsen auf dem Baum. Der Tag und die darauffolgende Nacht vergingen. Am nächsten Morgen saß Esmeralda immer noch auf dem Baum. Nun verständigte Herr L. die Feuerwehr. Sie kam sehr schnell, hatte aber keine Möglichkeit, den Baum mit der ausfahrbaren Drehleiter zu erreichen, weil es nirgendwo eine Zufahrt zum Garten gab. Auch für eine Bergung mit einer an den Baum angelehnten Leiter saß Esmeralda zu weit oben. Es wäre für die Einsatzkräfte der Feuerwehr zu gefährlich gewesen. Daher zogen sie unverrichteter Dinge wieder ab. Herr L. zermarterte sich den Kopf, wie er dem Kätzchen helfen konnte, das ohne Unterlass miaute. Mittlerweile musste es großen Hunger und Durst haben.
    Am dritten Tag rief Herr L. schließlich mich an, völlig verzweifelt. Ich überlegte, was man tun konnte. Mir fiel eine Spezialfirma für Baumfällarbeiten ein. Die Spezialisten seilen sich am Baum an und können auf diese Weise gesichert in große Höhen hinaufklettern. So jemanden benötigten wir jetzt. Die Firma sagte zu, allerdings hatten die Baumkletterer erst am Nachmittag Zeit.
    Ich rief Herrn B., einen ehrenamtlichen Mitarbeiter des Tierheims an, der uns stets hilft, wenn Not am Mann ist. Ich bat ihn, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Bei den L.s angekommen, rief Herr B. mich zurück. Durch das Telefon konnte ich das jämmerliche Schreien des kleinen Kätzchens hören. Es ging mir durch Mark und Bein. Alle waren sehr angespannt. Esmeraldasaß nun schon so lange auf dem Baum. Niemand wusste, in welchem Zustand sie war und ob sie sich noch lange dort oben halten können würde.
    Familie L. hatte rings um den Baum Netze gespannt sowie Matratzen und dicke Decken ausgelegt. Falls Esmeralda die Kraft ausging und sie herunterfiel, sollte das ihren Aufprall mindern. Ich sagte zu Herrn B., er solle Ruhe bewahren, um das Kätzchen nicht noch weiter hinaufzutreiben. Alle warteten nur noch auf die Baumkletterer. Sie waren Esmeraldas einzige Chance, unversehrt vom Baum herunterzukommen. Sie verspäteten sich und unsere Geduld wurde weiter auf die Probe gestellt. Am Abend trafen sie endlich ein. Die Rettungsaktion konnte beginnen.
    Wenn die Feuerwehr oder Baumkletterer versuchen, eine Katze von einem Baum zu bergen, ist das stets ein heikles Unterfangen. Das Tier ist in der Regel panisch und erkennt in dieser Situation nicht unbedingt, dass man ihm helfen will. In vielen Fällen zieht es sich immer weiter auf immer dünnere Äste zurück und bringt sich in eine noch gefährlichere Lage. Aber falls es dem Tier nicht gelingt, auf eigene Faust vom Baum hinunterzuklettern, hat man meistens keine andere Wahl. Die Einsatzkräfte können nur versuchen, sich der Katze möglichst langsam und sensibel zu nähern, ohne sie zusätzlich zu ängstigen. Alles Weitere ist Glückssache.
    Als sich einer unserer Baumkletterer Esmeralda vorsichtig näherte, reagierte sie ebenfalls mit Rückzug. Sie kletterte bis auf eine Höhe von circa 20 Metern hinauf. Hier oben

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