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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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eines streunenden Hundes gefolgt, dem eisigen Nieselregen und schließlich dem Vollmond, der ihn mit rauer Stimme zu rufen schien. »Du wirst dein Opfer erkennen. Töte es, dann bist du wieder frei!«
    Speichel lief ihm aus den aufgerissenen Mundwinkeln. Die Oberlippe zuckte. Der Blick wanderte in Richtung Klinik, dorthin, wo seit Stunden die Notbeleuchtung in der Dunkelheit glimmte und die Menschen in ihren warmen Betten schliefen. Vermeintlich sicher. Ahnungslos.
    Zitternd lehnte er sich an eine Mauer, fühlte die raue, kalte Oberfläche und rückte ganz nah an die Fugen, in denen nasser, grüner Belag schimmerte. Der Geruch von feuchtem Stein und Tier-Exkrementen stieg ihm in die Nase. Er starrte auf seine schwarzen Nägel und versuchte sich zu erinnern. Doch sämtliche Erinnerungen waren in Dunkelheit versunken. Nicht einmal sein Name fiel ihm ein.
    Ein jaulendes Geräusch entrang sich seiner brennenden Kehle, hallte wie das Heulen eines verwundeten Wolfs durch den Wald. Er blickte zum Mond. Der Erdtrabant leuchtete rötlich. Schwarze Wolkenfetzen huschten wie lautlos jagende Flughunde vorbei.
    Töte!
    Er sollte töten! Jetzt fiel es ihm wieder ein. Deshalb war er hier.
    Vom Parkplatz näherten sich zwei Menschen. Er schnupperte, versuchte den Geruch der Fremden einzuatmen. Ein chemisch scharfer Gestank wehte herüber. Eine Mischung aus Desinfektionsmitteln und Medikamenten. Die beiden Menschen blieben am Straßenrand stehen, redeten und lachten. Ein leises Klacken war zu hören, dann stiegen sie in ein Auto. Der Motor brummte, und das Fahrzeug entfernte sich.
    Mit einem Gurgellaut stöhnte er auf und schlich zurück in den Schatten der Mauer. Seit Tagen hatte er keine Nahrung zu sich genommen. Er spürte nagenden, brennenden Hunger! Mächtigen Hunger! Und erneut drang die hypnotische Stimme an sein Ohr. »Töte, dann lass ich dich frei!«

12
    Zur selben Zeit bei Cube
    B erlin, die Stadt der Freaks und Bestien, schien nie zu schlafen, dessen war sich Cube bewusst, als er am Panoramafenster seines Lofts stand und mit todesstarrem Blick auf die Lichter in der Ferne blickte. Die Sirene eines Martinshorns gellte durch die Nacht. Cube schloss das Fenster und erwartete den Klingelton seines Handys, doch es blieb still. Er hatte keine Bereitschaft. Sie würden ihn nur rufen, wenn etwas Außergewöhnliches geschah. Dann, wenn sie jeden Mann brauchten.
    Noch einen Moment verharrte er und blickte auf die Lichter der Stadt. Er hatte einfach nicht den Mut, sich umzudrehen. Zu schmerzhaft rasten die Erinnerungen der letzten Stunden durch sein Gedächtnis. Bella war mit tropfender Zunge durch das Loft gerannt, hatte ihn angeknurrt, ihn nicht mehr erkannt, war getaumelt und schließlich mit zuckenden Lefzen und verdrehten Augen orientierungslos zu Boden gegangen.
    Wie im Nebel hatte er seine Waffe gezogen, den Schalldämpfer aufgesetzt, den Lauf an den Hirnschädel der Hündin gehalten und unter Tränen abgedrückt. Und jetzt müsste er auch noch den Rest zu Ende bringen.
    Unter Aufbietung all seiner Kräfte drehte er sich um, nahm eine Decke vom Sofa, beugte sich zu Boden und wickelte die tote Hündin darin ein. Dann schob er das Tier in einen Jutesack, den er bereits am Nachmittag gekauft hatte. Wie in Trance zog er seine grüne Wachsjacke über, stieg in die Schnürstiefel und schulterte das Tier auf dem Rücken. Natürlich würde er seine geliebte Bella nicht zum Abdecker bringen. Sie hatte ein besseres Grab verdient. Dort, wo sie am glücklichsten gewesen war, dort sollte sie auch ihre letzte Ruhe finden.
    Eine halbe Stunde später bog er mit dem Geländewagen in den Wald ab. Der Rover rumpelte über die tiefen Schlaglöcher, die der Regen in den letzten Wochen in den sandigen Grund gewaschen hatte. Cube blinzelte in den schmalen Lichtkegel der Scheinwerfer, um etwas zu erkennen. Die Schatten der Büsche und Bäume huschten an ihm vorbei, wie verschreckte Tiere.
    Er beugte sich näher an die Windschutzscheibe und blickte kurz nach oben. Der Mond leuchtete voll und blassgolden. Schwarze Wolkenfetzen stoben auseinander. Er schüttelte den Kopf. Luna schien ihn von ihrem Gestirn aus zu beobachten. Mörder , schien sie ihm zuzurufen. Hundsmörder .
    Wütend und traurig zugleich presste Cube die Lippen aufeinander. Das Schicksal hatte ihm keine Wahl gelassen. Er musste es doch tun. Zwei Nächte lang hatte er nicht geschlafen, hatte es hinausgezögert, aber dann …
    Müde blickte er in den Rückspiegel. Das fahle Licht warf

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