Magnolia Steel – Hexennebel
gekommen.«
Jörna verdrehte die Augen. »Muss das sein? Es reicht doch völlig, dass du ihn eingeladen hast. Wenn er dann nicht kommt, ist das seine Sache.«
»Schon«, erwiderte Magnolia. »Aber ich habe ein besseres Gefühl, wenn ich wenigstens versucht habe, mich bei ihm zu bedanken.«
»Okay, dann mach aber schnell«, drängte Jörna. »Sonst ist es wirklich dunkel, bis wir auf dem Kuckucksberg sind.«
Also machten sie einen Abstecher über Hackpüffel, und Magnolia stieg die Stufen zu der Grotte hinab, in der die schwarze Gondel vertäut lag. Sie wusste nicht, ob sie Milauro hier finden würde, aber sie hatte Glück. Er saß auf einem Stein am Ufer des unterirdischen Sees und betrachtete sein Spiegelbild im Wasser. Magnolia beschlich sofort ein ungutes Gefühl, wie immer, wenn er in der Nähe war.
»Äm, guten Abend!« Sie räusperte sich, weil ihr nichts Besseres einfiel.
Blitzschnell drehte sich Milauro um und stand auf. Er war wie immer auf der Hut. »Was ist?«, knurrte er.
Magnolia hob abwehrend die Hände. »Nichts. Ich … ich …«
»Dann verschwinde!«
»Ich wollte mich nur bedanken. Ohne deine Warnung hätten wir sicher von dem Brot gegessen … Dass du die Räubersprache sprichst, ist unglaublich …«
»Ich weiß … Noch was?« Milauro sah sie wie immer abweisend an. Magnolia hatte keinen Schimmer, weshalb.
»Und die Sache am Kreuzweg …«
»Tut dir leid. Kein Thema … und jetzt geh!«
Er machte es einem wirklich nicht leicht. Magnolia zuckte hilflos mitden Schultern. »Also, danke noch mal!« Mit diesen Worten drehte sie sich um und stieg eilig die Stufen wieder hinauf. Mehr konnte sie nun wirklich nicht tun.
»Und, hat er sich gefreut, dich zu sehen?«, spottete Jörna.
»Hör auf!«, sagte Magnolia. »Ich musste es tun. Er hat schließlich geholfen, uns zu retten.«
»Vermutlich aus Versehen«, meinte Jörna. »Ich werde mich kurz bei ihm bedanken, wenn er uns wieder zu Runa fährt.«
Mit diesen Worten stiegen sie auf die Besen und flogen nun endgültig auf den Kuckucksberg. Auch wenn sie eine Abfuhr erhalten hatte, fühlte sich Magnolia jetzt mit ihrem Gewissen im Reinen.
Der Anblick des Berges war atemberaubend. Sein Gipfel lag im goldenen Licht der Abendsonne, und die Wälder Rauschwalds lagen ihnen zu Füßen. Es war magisch, und niemand konnte sich einen friedlicheren Ort vorstellen. Magnolia breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis. Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Tag, an dem sie mit Tante Linette das erste Mal hier gewesen war. Schon damals hatte sie den Frieden gespürt, der von diesem Ort ausging.
»Ist es nicht unglaublich schön hier?«, fragte Jörna. Und die anderen nickten.
»Wir müssen alles daransetzen, damit es so bleibt«, sagte Elon. »Nicht auszudenken, wenn es hier eines Tages von Touristen nur so wimmeln würde.«
»Ach, ich glaube, da würden Tante Linette sicher ein paar lustige Sachen einfallen«, lachte Magnolia.
Sie umrundeten die Bergkuppe und sahen dann Seite an Seite zum Teufelsberg hinüber. Ein Rabe verließ auf schwarzen Schwingen die Burg und flog in östlicher Richtung davon. Magnolia erschauerte. Heute versteckte sich dort keine Burg mehr im Nebel, aber der rußgeschwärzte Turm, der seine Spitze wie einen erhobenen Finger in den Himmel streckte, würde sie für immer daran erinnern.
»Entspann dich, das war nur ein Rabe«, sagte Jörna, die Magnolias Reaktion bemerkt hatte.
Magnolia lächelte ihre Freundin dankbar an. »Du hast recht«, sagte sie. »Es ist vorbei!«
Entschlossen legte Leander seinen Arm um sie. »Ich werde ein Auge auf dich haben«, versprach er. »Oder vielleicht besser zwei? Wer weiß schon, in welches Abenteuer du als Nächstes stolperst.«
»Apropos Abenteuer«, fiel Elon ihm ins Wort. »Habt ihr übrigens gehört, dass in Wurmstadt neuerdings eine schwarzmagische Hexe lebt? Sie soll Kinder mit Senf essen und will sich mit Pestilla anlegen.« Der Elf blickte grinsend in die Runde.
»Hör auf, Elon!«, rief Jörna und gab ihm einen Knuff. »Du machst mir Angst. Ich wohne da, schon vergessen?«
Magnolia runzelte die Stirn. »Ist das wahr?«
Elon nickte. »So hat Jeppe es erzählt!«
Und während Magnolia noch darüber nachdachte, ob an der Geschichte etwas Wahres dran war, streckte sich Leander lang auf dem Felsen aus, verschränkte die Arme unter seinem Kopf und schaute in den abendlichen Himmel.
»He, weshalb bist du so tiefenentspannt? Regt dich das überhaupt
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