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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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ausgebaut war sie über der Stadt ein Zuhause geworden – und warme Luft begrüßte Paul, als er die Klinke runterdrückte und ungestüm eintrat, das Paket im Arm, Ludwig an seiner Seite.
    ***
    Die Scharniere der Tür quietschten so laut, dass Lisa in ihrem Sessel aufschreckte. Sie saß am Kamin, eingehüllt in eine Wolldecke, und hatte dem Grammophon zugehört, dessen Schalltrichter im Flackern des Feuers glänzte. »Geht das wohl leiser«, tadelte sie, wobei sie den Tonarm kratzend von der Platte nahm.
    Das Lied verstummte.
    »Wo bist du gewesen?«
    »Draußen«, wich er ihrer Frage aus und klopfte Dreck aus den Stiefeln, bevor er die Laterne an einen Wandhaken hängte und von der Fußmatte stieg.
    »Ach; Paul, du sollst die Treter ausziehen, weil du mir sonst den Matsch reinträgst.«
    »Aber, schau«, entgegnete er und zeigte die Sohlen vor. »Ganz sauber.«
    »Wie, das nennst du sauber? Wenn du nur einmal auf mich —«
    »Schluss, ihr zwei«, ging Rhombus dazwischen. »Tu, was das Mädchen dir sagt.« Der alte Soldat saß am Esstisch, das bärtige Kinn trübsinnig auf die Fäuste gestützt, und studierte einen Bildband über moderne Fliegerei.
    »Na schön.« So schmutzig waren die gar nicht! Trotzig zog Paul seine Stiefel aus, pfefferte sie in eine Ecke, um sich danach an den Tisch zu setzen. »Wann gibt’s Essen?«
    »Du bist spät dran. Die Suppe hast du verpasst.«
    »Was, ich bekomm nichts mehr?« Paul knallte das mitgebrachte Paket hin. Und dafür die ganze Mühe …
    Zögernd, er schien mit seinen Gedanken weit weg gewesen, hob Rhombus den Kopf; und es klickte wie bei einer Uhr, als sein Maschinenauge zuerst das Paket und dann den Jungen fixierte. »Was ist das?«
    »Da musst du wohl selbst nachschauen«, sagte Paul, die Arme verschränkt, und lehnte den Rücken an. Nicht mal lausige Suppe, so was Blödes!
    Mit seiner Hand, die von Narben gekerbt war, griff Rhombus nach dem Bündel und schlug das Ledertuch zurück; ein schwarzer Kasten kam zum Vorschein, groß wie eine Schatulle. »Das ist ja …«, begann er, sichtlich erstaunt.
    »Ein Stromkonverter, ganz recht.«
    »Bengel, wo hast du den her?«
    »Ist das so wichtig?« Paul gähnte, obwohl er nicht sonderlich müde war. »In den Katakomben hinterm Marktplatz. Deswegen bin ich spät dran.«
    »Viel zu gefährlich dort«, sagte Lisa vorwurfsvoll, während sie ihm einen Teller hinstellte: Speck und Erbsen aus der Konserve.
    Paul nahm ihr den Löffel ab. »Unten ist nichts mehr. Alles verrostet, kaputt und verfault. Oder der Sporennebel hängt drin, und ich hatte meine Gasmaske nicht dabei.«
    »Eine Maske sollst du immer mit dir tragen.«
    »Weiß ich doch. Hör auf zu schimpfen.«
    Vom Geruch angelockt winselte Ludwig herbei und legte die Schnauze auf sein Bein. »Ich lass dir was übrig«, seufzte Paul und kraulte ihm Lefzen und das graue Fell, worauf er die kalten Erbsen verschlang.
    ***
    Gerade als Lisa das Grammophon wieder ankurbelte, wurde die Hütte von einem leichten Beben durchgeschaukelt; Tassen und Besteck klirrten auf den Regalen. Sie ließ den Porzellangriff los. »Das geht schon den ganzen Tag so.«
    »Wieder diese Phase, wie?«, fragte Paul, der seinen Teller fast leer hatte und nun die letzten Speckstücke an den Hund verfütterte. Richtig satt war er nicht.
    Rhombus schob den Stuhl zurück und stand auf. »Das wird holprig diese Nacht. Mittlerweile ist der Pegel so stark, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache. Jeden Monat wird es schlimmer.«
    »Sollen wir die Maschinen festbinden? Weiß aber nicht, ob unten am Steg noch viele Taue rumliegen.«
    »Wir warten ab und hoffen das Beste, Junge.«
    Auf einer Kommode stand das umgebaute Radio, und Rhombus ging hin und schaltete es ein – verdrehte die Skala, bis ein ätherisches Flüstern erklang, das nicht aus dem Lautsprecher kam. »Hört ihr? Ganz nah.«
    »Ich krieg bestimmt kein Auge zu.« Paul gähnte und rieb sich die Wangen und das Kinn. »Morgen raus zum Bahnhof.«
    »Na fein«, sagte Lisa gereizt, während sie ein Buch aus der Vitrine nahm. »Und ich hab wieder keine Ruhe.«
    »Der Bub kann schon auf sich aufpassen.«
    »Kann ich, hörst du?«
    »Nimm wenigstens den Hund mit.« Schwer ließ sie sich in den Ohrensessel fallen, schlug das Buch auf und las, ohne einmal den Kopf zu heben.
    »Jetzt sei nicht sauer«, sagte Paul. Immer die gleiche Leier. »Er kann doch nicht raus, wegen dem Bein …«
    »Ja, mein Bein. Ich will nichts hören davon!« Rhombus, der einen Schlüssel aus der

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