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Maschinenkinder

Maschinenkinder

Titel: Maschinenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shayol Verlag
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zwingen, kann es nicht sagen. Schließlich hatten die meisten vom Krieg einen abgekriegt und waren nicht mehr ganz bei Trost, wenn ihr wisst, was ich meine – mehr Verrückte, als man hätte zählen können. Jedenfalls wurden die Reserven mobilisiert. Und eines Tages stand eine riesige Bauarmee vor unserer Tür, mit ihren Stahlgerüsten und Kränen. Und dann kamen Laster auf Laster, die Teutonium und Glasscheiben herbrachten. Als ob ein Ameisenstamm auf Wanderschaft wäre, könnt ihr euch das vorstellen? Die zogen von Stadt zu Stadt, krempelten Fabriken und Stahlwerke für ihre Zwecke um; nahmen alles Metall, das sie finden konnten, natürlich auf Geheiß des Kaisers! Frontschweine, von schwersten Gefechten gezeichnet, und dazwischen Ingenieure und Schweißer und ein ganzes Heer aus Schwerstarbeitern. Auch Kriegskrüppel waren dabei, zusammengeflickt mit diesen neuen Prothesen, die man an den Muskeln und Nerven festlöten konnte: Zinnsoldaten; stark wie Riesen, aber so kalt wie Maschinen.«
    »Wahnsinn«, stieß Paul hervor. »Das hätte ich gern gesehen.« Er fand es schade, dass er so spät geboren war, nach dem Krieg, den vielen Abenteuern.
    Rhombus nickte. »Und wie schnell sie die Kuppel spannten, dieses riesige Ding. Aber sie waren auch grob, fraßen unsere Vorräte weg, rissen alles an sich, was ihnen nütze schien. Es kam zu kleineren Aufständen, die wir als Miliz auflösen mussten. Die meisten Bewohner haben aber mit angepackt, auch bei den Brunnen für das geschlossene Wassersystem und —«
    »Was … was ist?« Paul warf einen Blick über die Schulter – und da sah er, wo der Alte hinstarrte und was auf sie zukam: ein zäher, eisblauer Dunst, wabernd, zerfließend wie Tiefseequallen. Sporen! Giftig!
    »Auch das noch.« Rhombus zerrte sich hoch, schwankte. »Die Propeller an, Junge, jetzt lauf schon. Und du deckst die Pflanzen zu, schnell.«
    ***
    Polternd hatte Lisa den Korb fallen gelassen und war losgerannt, um die Beete mit einem Tuch zuzudecken. Paul überholte sie. Als er zur Brüstung kam, wo der kleine Motor stand, riss er das Anlasserseil zu sich, einmal und noch mal, damit die Maschine stotternd ansprang. Die Propeller begannen zu rotieren, quietschten, wurden schneller, dann sogen sie den Sporennebel zu sich heran, teilten ihn, bündelten ihn zu festen Luftströmen, die quer über die Plattform zur anderen Seite abzogen.
    Obwohl beide klein genug waren, hielten sie den Kopf gesenkt; auch Rhombus duckte sich unter den Schwaden hinweg, während er zu seinem Werkzeugkasten humpelte und den Deckel aufschlug und drei Gasmasken herausholte, die er ihnen brüllend hinhielt; aber die Propeller waren so laut, dass sie seine Stimme übertönten. Erst als sie hinrannten, um ihm die Masken abzunehmen, am Gummi rissen, sie überstülpten, konnten Lisa und Paul ihn dumpf verstehen:
    »Schaut im Haus nach, ob wir Löcher von den Beben gekriegt haben. Ich komme nach!« Worauf er seine Maske überzog und einen großen Kanister holte, den er zur Brüstung weiterschleppte.
    Er fluchte.
    Gleichzeitig flitzten beide los, der Hund blieb zurück – die Stufen abwärts, eine Treppe, eine zweite, bis sie die Hintertür erreichten, aufschlugen; eintraten. Hinterm Fenster konnte Paul den Nebel sehen, der zur Flak hochzog, angesaugt von den Propellern; ihr Lärm drang nach unten, dazwischen das schwere Pumpen des Motors.
    Auf dem Tisch zuckte das Kerzenlicht.
    »Scheint alles dicht«, schnaufte Lisa und holte so tief Luft, dass die Atempatrone zischte. Durch die Rundgläser sah Paul, wie ihr der Schweiß in die Augen rann. Sie blinzelte. »Wir sollten trotzdem nachsehen.«
    »Und die Kammer?«, fragte Paul, der den Rücken durchbog: Seitenstechen. »Ich weiß, wo heute der Schlüssel ist.« Der Alte nutzte immer dieselben Verstecke …
    Ohne Antwort sprang er zum Ofen, wo ein Berg aus Töpfen lag; von einem kleinen stieß er den Deckel beiseite, fischte den Schlüssel heraus, rannte zur Tür und öffnete sie:
    Ein fensterloser Raum, mit Brettern verkleidet. Keine Bilder an den Wänden, auch kein Regal, alle Bücher waren neben das Feldbett aufgestapelt: Bände über Elektronik und Astrophysik. Noch eine Kommode, ein Sekretär, auf dem ein Einmachglas stand, mit Leuchtkäfern drin, und eine offene Patronenkiste, in der Rhombus seine Kleidung aufbewahrte.
    Zögernd setzte Paul einen Fuß über die Schwelle – dann, mutiger, kletterte er aufs Bett und suchte Ecken und Rückwand ab. Weil er keine Löcher fand, drehte er

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