Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
Gedanken nachhängen zu können.
Agnes und Tom standen an der Türschwelle und sahen meiner Schwester nach, die wie ein Tornado aus dem Haus, am Pool vorbei und auf die Wiese gestürmt war. Dabei hatte sie die Kartons und ein paar Koffer in der Eingangshalle übersehen und war über sie drüber gestolpert. Ich kam gerade dazu, als Tom einige der Kartons wieder aufstellte und Amy verwirrt nachsah.
»Habt ihr euch gestritten, oder warum rennt sie, als wäre der Teufel hinter ihr her? Und was haben die Koffer in der Halle zu bedeuten? Verreist ihr etwa?«, fragte Tom. Ich war selbst erstaunt darüber und wusste erst mal nicht, ob Onkel Finley nun doch andere Pläne hatte. »Was machst du denn hier? Wolltest du nicht mit deinem Vater am Jachthafen sein?« In der Zwischenzeit war Amy aus meinem Sichtfeld verschwunden, während Agnes ihr immer noch nachsah.
»Kind, was ist mit ihr?«, fragte Agnes.
Es wäre wohl besser, wenn ich behauptete, ich hätte mich mit Amy gestritten, als ihr die Wahrheit zu sagen. Zumal ich keine Ahnung hatte, ob Tom und Agnes auch nur einen Funken von dem Geheimnis wussten. Wahrscheinlich nicht!
»Ja, wir haben uns gestritten. Aber, die beruhigt sich schon wieder! Was sollen die Koffer und die Kartons, Agnes?«
»Euer Onkel hat den Auftrag gegeben, alle wichtigen Unterlagen aus seinem Büro und ein paar Kleidungsstücke packen zu lassen. Er meinte, es könnte sein, dass er kurzfristig entscheidet, mit euch einen Kurzurlaub zu machen. Ich habe auch eure Sachen eingepackt, zumindest das, was ich gefunden habe. Euer Schrank sieht mal wieder aus, als wäre eine Walze durchgefahren«, schimpfte sie kopfschüttelnd und ging ins Haus. Tom sah mich immer noch an.
»Ihr fahrt in Urlaub? Davon hast du mir nichts erzählt.« Er klang schon fast beleidigt, obwohl er keinen Grund dazu hatte.
»Ich wusste es bis eben selbst nicht.« Ich hakte mich bei ihm ein und zog ihn ins Wohnzimmer. Bereitwillig ließ er sich von mir aufs Sofa führen.
»Worum ging es in dem Streit?«, wollte Tom wissen. Seine schokoladenbraunen Augen wanderten über mein Gesicht. Ich wusste nicht, ob er etwas ahnte oder nicht. Wie sollte ich ihm unser Verhalten erklären? Alles war so kompliziert geworden und so ... unglaubwürdig.
»Ach, nichts Bestimmtes. Aber, was machst du hier? Ich dachte, du wolltest mit deinem Vater eine Jacht ansehen«, versuchte ich ihn vom Thema abzulenken.
»Ja, das wollte ich auch. Aber nachdem du angerufen hattest und ich deine Stimme gehört hatte, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmt. Da dachte ich, ich sehe lieber mal nach dir.«
»Es geht mir gut«, versuchte ich ihn zu beruhigen, sah ihm in die Augen und war froh, dass Agnes mit einer Kanne frischem Eistee das Wohnzimmer betrat. Ich hatte meinen Durst in der ganzen Aufregung fast vergessen.
»Ich bringe euch eine kleine Erfrischung«, lächelte sie, bedachte mich aber mit einem tadelnden Blick.
»Jade, du bist ungeduscht. Willst du dich nicht schnell frisch machen?« Sie schenkte uns zwei Gläser ein, während sie mich zurechtwies.
»Oh, ja! Das habe ich doch glatt vergessen. Ich bin in zehn Minuten wieder da, Tom. Mach es dir so lange gemütlich. Wenn du willst, können wir auch auf die Terrasse gehen.« Schon sprang ich auf und wartete gar nicht erst auf eine Antwort. Das war genau die richtige Ablenkung, die ich jetzt brauchte. So hatte Agnes mir einen Aufschub verschafft und ich konnte mir unter der Dusche überlegen, was ich Tom als Erklärung geben würde. Ihn zu belügen fühlte sich schrecklich an, aber da unsere Lage ernst war, konnte ich nicht zulassen, ihn da mit hineinzuziehen.
Es dauerte nicht lange, als Agnes mir in das obere Stockwerk folgte.
»Was habt ihr mit dem Schlafzimmer eures Onkel gemacht?«
Ich zuckte zusammen. Ich hatte sie nicht reinkommen hören, während ich frische Kleidung aus dem Schrank nahm. Ihre rechte Hand hatte sie in ihre Hüfte gestemmt und sie sah mich ernst an.
»Oh, ja ... das«, stammelte ich.
»Habt ihr eine Ahnung, wie sehr euer Onkel ausrasten wird, wenn er diese Sauerei entdeckt? Warum habt ihr das getan?«
Wie kam Agnes darauf, dass ich daran beteiligt war?
»Aber so war das nicht«, verteidigte ich mich. »Amy ist sauer auf Alegra, weil sie glaubt, dass Alegra Onkel Finley dazu bringen will, uns fortzuschicken.«
»Was? Aber das ist doch völliger Unsinn!«
»Ja, das habe ich ihr vorhin auch gesagt, doch da war es bereits zu spät. Das Zimmer hast du ja gesehen. Sie ist
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