Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
Vom Netzwerk:
ich sah, war dies: Düster waren ihre Mienen und bang ihr Herz, ehe Ihr zu ihnen kamt. Doch viele selbst der Ängstlichsten brachten ein mattes Lächeln zuwege, als ihr aus dem Schattenlicht erschient. Sicher, sie fürchten sich immer noch, aber nicht mehr so sehr wie zuvor. Und deshalb müsst Ihr in der Mitte des Zuges fahren, denn Ihr seid das edle Herz und die reine Seele der Leute, und Ihr solltet möglichst vielen so nahe sein, wie es nur geht. Und auch wenn Ihr nicht in jedem Wagen fahren könnt, so könnt Ihr doch in der Mitte aller Wagen fahren. Dann wissen alle, dass Ihr unter ihnen seid, und nicht weit entfernt am Ende des Zuges.« Und höflich fügte der Krieger hinzu: »Ich werde Euren gegenwärtigen Platz am Ende der Karawane einnehmen, Ihr aber müsst Euren wahren Platz in der Mitte der Eurigen haben.«
    Haddon verstummte; sein Wortschwall war zu Ende. Er war ein Krieger, kein Mann des Hofes, doch hätte kein Höfling beredter zu sprechen vermocht als er. Laurelin blickte in die Flammen der Feuerstelle, Tränen hingen an ihren Wimpern, und niemand sagte ein Wort. Schließlich wandte sie sich Hauptmann Jarriel zu und nickte knapp, denn sie traute ihrer Stimme nicht, und Jarriel seufzte erleichtert, während Saril umherzueilen begann und alles Mögliche einsammelte und verpackte, als würden sie auf der Stelle umziehen.
    »Ai-oi, Haddon«, wandte sich Igon an den Krieger. »Wenn wir das nächste Mal mit einem anderen Reich verhandeln, möchte ich Euch unbedingt an meiner Seite haben, denn Euer ungeschlachtes Äußeres verbirgt eine goldene Zunge.«
    Laurelins silberhelles Lachen klang über den Lagerplatz, und Igon, Haddon und Jarriel stimmten in ihre Heiterkeit mit ein, während Saril mit offenem Mund über diese Ausgelassenheit staunte und sich fragte, was um alles in der Welt jemand in diesem schrecklichen Dunkel lustig finden konnte. Dann aber kam ein Krieger der Begleitmannschaft ans Feuer geritten und beugte sich zu Jarriel herab. »Vulgs springen in einiger Ferne vorbei, Hauptmann. Sie rennen nach Süden, als wollten sie den Rand des Dusterschlunds überholen. Einige jedoch haben anscheinend kehrtgemacht und jagen auf ihrer eigenen Spur zurück. Falls es zutrifft, weiß ich nicht, was es zu bedeuten hat.«
    Jarriel sprang auf und bestieg sein Pferd, Igon war mit einem Satz auf Rost, und sie ritten zusammen mit dem Boten nach vorn an die Spitze des Zuges.
    Laurelin und Haddon blieben noch eine Weile sitzen; beide sprachen nicht viel, und das einzige Geräusch kam von Bergil, die nun im Wagen saß und ängstlich vor sich hin murmelte, während sie durch die zurückgeschlagene Wagenplane nach draußen ins dunkle Land spähte.
    Der Lärm des erwachenden Lagers holte Laurelin aus dem Schlaf.
    »Komm, Saril«, sagte die Prinzessin und rüttelte ihre Hofdame an der Schulter. »Es ist Zeit für das Frühstück, denn wir werden bald aufbrechen.«
    Saril brummte, noch nicht ganz wach: »Dämmert es denn schon, Herrin?«
    »Nein, Saril«, antwortete Laurelin, »es wird keine Dämmerung geben an diesem Dunkeltag und wahrscheinlich auch an vielen anderen Tagen nicht, die noch kommen werden.«
    Saril erbleichte und wollte sich unter ihrer Decke verstecken, aber Laurelin ließ es nicht zu, sondern befahl ihr stattdessen, sich anzukleiden. Insgeheim gab sie die Hoffnung auf, dass Saril je genügend Mut aufbringen würde, sich dem Dusterschlund zu stellen. Bald darauf kletterten sie vom Wagen herab, um über dem neu entfachten Lagerfeuer Tee zu kochen, den sie zu ihrem ansonsten kalten Morgenmahl trinken würden. Bergil, ihr Kutscher, legte den Pferden das Geschirr an und koppelte sie an den Wagen. Dann kam er ebenfalls ans Feuer.
    »Ahm, Herrin«, sagte Bergil und scharrte mit den Füßen im Schnee, als wollte er sie säubern, bevor er durch eine nicht vorhandene Tür trat. Er war sich in aller Klarheit der Tatsache bewusst, dass er unmittelbar zur Prinzessin sprach und nicht wie sonst zu Saril. »Wenn wir aufgegessen ha’m, soll ich uns in die Mitte vom Zug fahrn. Is’n direkter Befehl von Jarriel: In die Mitte vom Zug, hat er gesagt, ehrlich.« Auf Laurelins Nicken hin breitete sich Erleichterung auf Bergils wettergegerbten Zügen aus, denn es kam nicht jeden Tag vor, dass ein Kutscher von Angesicht zu Angesicht mit königlichen Herrschaften zu tun hatte - bei Lakaien, ja, da lag die Sache völlig anders, denn diese waren den Herren und Damen oft unmittelbar behilflich. Bergil nahm seinen Tee, einen Kanten

Weitere Kostenlose Bücher