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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKIernan
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weil er dem Kampfbefehl, sich zu verstecken, Folge leistete. Ghola auf Helrössern sprengten ihm nach, aber das große, rote Pferd lief schneller und der Abstand wuchs. »Ja, Rost, lauf!«, rief Laurelin. »Lauf!« Und Rost floh, als wären ihm Flügel gewachsen. Die Prinzessin sah ihn in den Dusterschlund fliegen und im Schattenlicht zwischen den Hügeln verschwinden. »Lauf«, flüsterte sie ihm noch einmal hinterher, doch er war bereits verschwunden.
    Ein leichenblasser Ghol mit einem gezackten Speer in der Hand schwankte auf Laurelin zu, sein rot klaffender Mund war vor Wut verzerrt, und er starrte aus seelenlosen schwarzen Augen auf sie hinab. Laurelin sah, unfähig aufzustehen, zu ihm hinauf und hielt sich den gebrochenen Arm. Ihre Augen sprühten vor Hass, und sie warf den Kopf in die Richtung, in die Rost geflohen war. »Das ist einer, den eure Brut nicht erwischt!«, spie sie trotzig, und ihre hellen Augen bohrten sich triumphierend in die des Scheusals.
    Der Ghol hob den Speer mit beiden Händen, bereit, ihn der Prinzessin durch die Brust zu stoßen. Laurelin bebte vor ohnmächtigem Zorn, ihre Augen funkelten unerschrocken und voller Abscheu. Der Ghol holte zum letzten Stoß aus. »Slath!«, ertönte hinter ihr ein Befehl wie ein Peitschenhieb. Die Stimme war ein grässliches Zischen, und Laurelin überkam ein Gefühl, als würden ihr Vipern über den Rücken kriechen. Der Ghol ließ den Speer sinken, und als sich die Prinzessin umdrehte, sah sie einen Menschen auf einem Helross. Er war ein Naudron, einer des Volkes, das in den öden Weiten des Nordens umherstreift und Robben, Wale und die Geweih tragenden Tiere der Tundra jagt. Doch als Laurelin in die dunklen Augen in dem kupfergelben Gesicht blickte, starrte ihr das Böse schlechthin entgegen. »Wo ist der andere, der Junge?« Das Zischen von Grubennattern erfüllte die Luft. »Hin.« Die Stimme des Ghols war tonlos, matt.
    »Ich sagte, die beiden sollen geschont werden!«, schrie die zischende Stimme, »aber ihr lasst mir nur die Prinzessin.« Die bösartigen Augen erfassten Laurelin, die das Gefühl hatte, ihre Haut zöge sich zusammen. Sie wäre gern vor diesem Wesen geflohen, doch sie erwiderte den Blick und zuckte nicht mit der Wimper. »Wo ist der armselige Igon?«, zischte die Schlangenstimme.
    In diesem Augenblick verließ Laurelin beinahe der Mut, denn Igon lag keine zwanzig Fuß entfernt im Schnee. Doch sie ließ sich nichts anmerken.
    »Nabba thek!« Auf den Befehl hin stiegen Ghola ab und begannen langsam zwischen den Erschlagenen umherzugehen. Sie hakten die Stacheln ihrer Speere in Fleisch und Kleidung der Toten und drehten sie mit dem Gesicht nach oben.
    Laurelin sah entsetzt auf das Geschehen. »Lasst sie in Frieden!«, schrie sie, »Lasst sie in Frieden!« Dann verlor ihre Stimme alle Kraft und wurde zu einem Flüstern. »Lasst sie in Frieden.« Doch weiter stocherten und zerrten die grässlichen Stacheln und wurden die Gesichter der Getöteten untersucht. »Er ist tot!«, schrie Laurelin dem Naudron zu. »Igon ist tot!« Unbeherrschbares Weinen schüttelte die Prinzessin, da der ganze Schrecken dieses Blutbads sie nun überwältigte.
    »Tot!« Die Stimme des Naudrons war voller Wut. »Ich habe befohlen, dass er verschont werden soll! Für diesen Ungehorsam wird die gesamte Gruppe büßen!« Pure Bösartigkeit starrte auf die Ghola, die jedoch weiter zwischen den Toten umherstaksten. »Slath!«, befahl die Natternstimme. »Garja usb!« Die Ghola ließen von ihrer grausigen Beschäftigung ab, und zwei von ihnen zerrten Laurelin auf die Beine, in deren rechtem Unterarm die gebrochenen Knochen knirschten. Der Prinzes sin wurde schwarz vor Augen, und sie hatte das Gefühl, in einen dunklen Tunnel zu stürzen.
    Laurelin wurde gewahr, dass eisige Hände sie festhielten und dass man ihr eine brennende Flüssigkeit einflößte. Hustend und spuckend versuchte sie, die lederne Feldflasche wegzuschieben, und der stechende Schmerz, der durch ihren rechten Arm jagte, ließ sie vollends wach werden. Ghola hielten sie fest. Ihr rechter Arm lag vom Handgelenk bis zur Schulter in einer am Ellenbogen abgewinkelten Schiene und war mit dicken Verbänden umwickelt. Wieder flößte man ihr die Flüssigkeit ein, deren Feuer in Brust und Magen brannte und sich in alle Glieder ausdehnte. Sie schlug die Flasche weg und drehte den Kopf zur Seite. Doch noch einmal zwangen die Ghola gewaltsam den brennenden Trunk in sie hinein, indem sie ihr Gesicht unsanft nach

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