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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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fühle mich einfach noch ein wenig wund. Wird wohl damit zu tun haben, dass man mich vergewaltigt und umgebracht hat.« Er schob die Hände in die Hosentaschen und ging die Treppe hinunter.
    Sie wartete einen Augenblick und versuchte ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen, dann folgte sie ihm in die Küche. »Lass mich die Drinks machen. Ich bin der Profi.«
    »Ich kann mir meinen Drink verdammt noch mal selbst machen.«
    Es traf sie, als er ihr die Flasche Wodka aus der Hand riss. Traf sie wie ein Schlag. »Na gut, dann mach dir deinen verdammten Drink eben selber. Und wenn du schon dabei bist, dann solltest du auch darüber nachdenken, dein verdammtes Leben allein zu leben.«
    Sie drehte sich um, und als er sie am Arm packte, schlug sie zu. Als ihre Hand auf seine Wange klatschte, fing die Uhr wieder zu schlagen an und Türen wurden geworfen.
    Schadenfroh machte sich die Kälte in ihren Knochen breit.
    »Bist du jemals vergewaltigt worden?«
    Sie riss sich von ihm los. »Nein.«
    »Wahrscheinlich bist du auch noch nicht bis zum Ersticken gewürgt worden?«
    Ohne sich mit Feinheiten aufzuhalten, nahm Declan einen tiefen Schluck direkt aus der Flasche. »Wenn dazu eine Anmerkung erlaubt ist: Es bringt einen in eine ganz ekelhafte Stimmung.«
    Die Wut wich von ihr. »Trink doch nicht so viel, cher. Dir wird nur übel.«
    »Mir ist schon übel. Ich muss unter die Dusche.«
    »Dann geh und dusch dich. Danach wirst du dich besser fühlen. Ich werde uns Tee kochen. Lass mich das wenigstens tun«, schnauzte sie ihn an, ehe er protestieren konnte. »Vielleicht bringt es uns beide ein wenig runter.«
    »Schön. Ist auch egal.« Er stapfte die Treppe hoch.
    Sie musste sich kurz setzen, denn ihre Beine zitterten nach wie vor. Sie holte die Uhr aus ihrer Tasche und betrachtete das Zifferblatt. Der Sekundenzeiger tickte unaufhörlich im Kreis herum. Doch der Stundenzeiger blieb auf Mitternacht stehen.
    Sie steckte die Uhr wieder weg und stand auf, um Tee aufzubrühen.
    Sie trug ihn zusammen mit vier ordentlichen Toastdreiecken nach oben. Es war das Krankenessen, das ihre Großmutter in ihrer Kindheit für sie zubereitet hatte. Declan saß auf der Bettkante und trug eine zerfetzte Trainingshose. Sein Haar war noch nass, die Haut vom heftigen Rubbeln gerötet. Sie stellte das Tablett neben ihn.
    »Möchtest du, dass ich gehe?«
    »Nein.« Als sie ihm einen Becher Tee einschenkte, nahm er ihn und versuchte sich daran die Hände zu wärmen. Obwohl er so heiß geduscht hatte, wie es möglich war, fröstelte ihn ununterbrochen.
    »Ich habe es nicht einfach gesehen oder erinnert. Ich habe es gespürt. Die Angst, den Schmerz, die Schändung. Die Demütigung. Und darüber hinaus – als wäre das alles nicht schon schlimm genug – war ein Teil von mir immer noch ich selbst. Und dieser Teil, der große, knallharte Junge, war hilflos, musste hilflos zusehen, wie eine verängstigte Frau vergewaltigt und erwürgt wird. Ich kann es nicht erklären.«
    »Das musst du auch nicht. Etwas davon habe ich auch gespürt. Nicht so klar und nicht so deutlich wie du, aber... Wenn du mich ansahst, wenn sie mich durch deine Augen ansah, empfand ich Trauer und Bedauern. Und große Schuld. Trink jetzt deinen Tee, mein Schatz.«
    Folgsam hob er den Becher an seine Lippen. »Schmeckt gut. Ziemlich süß.«
    »Süßer Tee und Toast. Das ist gut für dich.« Sie krabbelte hinter ihm aufs Bett, kniete sich hin und fing an, ihm die Schultern zu kneten. »Sie war stärker als er. Das ist aber nicht so sehr sein Fehler. Er wurde zur Schwäche erzogen. Aber er liebte sie, Declan. Das weiß ich und zweifle nicht daran. Auch ohne die schrecklichen Umstände zu wissen, fühlte er sich schuldig. Dafür, dass er nicht bei ihr gewesen war, ihr nicht genug von sich gegeben hatte.«
    »Er verließ das Kind.«
    Seine Stimme klang so endgültig. »Das hat er getan. Ja, das tat er«, wiederholte Lena. »Und obwohl das falsch war von ihm, falsch, sich selbst das Leben zu nehmen und ihr Kind als Waise zurückzulassen, hatte Rose dennoch auf diese Weise ein besseres Leben. Sie war umgeben von Menschen, die sie liebten, die die Erinnerung an ihre Mutter pflegten. Hier im Herrenhaus hätte sie nie so ein Leben gehabt.«
    »Es stand ihr zu. Er hätte sich darum kümmern müssen.«
    Sie legte ihre Wange auf seinen Kopf. »Du kannst ihm nicht verzeihen.«
    »Ich kann ihn nicht verstehen.«
    »Nein, ein Mann wie du würde einen Mann wie ihn nicht verstehen. Vielleicht tue ich es,

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