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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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er es nie zuvor gesehen hatte. Von der riesigen Mittelperle aus zog sich eine sanft fließende Farbskala von dem zarten Rosa eines eingeschlossenen Funkens über Siebzig-Gran-Perlen mit dem Schimmer von Flammen, die sich in hellem Stahl reflektierten, über die glimmenden Schattierungen cremefarbener Perlen bis zum Kampferweiß der kleineren Perlen. Die zwei kleinsten zu jeder Seite des Verschlusses waren schwarz.
    «Es ist zwar eine ungehörige Bemerkung», sagte Tarrant leise, «aber ich spreche sie dennoch aus: Für diese kleine Spielerei werden Sie auf 25000 Pfund kaum noch Wechselgeld herausbekommen.»
    Collier suchte Modestys Blick, wies mit einer raschen Geste auf Dinah und fragte: «Darf ich?» Sie nickte geistesabwesend. Er nahm die Kette auf und legte sie dem Mädchen in die Hände. «Fühlen Sie mal, Dinah.»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, daß er das in Panama gekauft hat», sagte Tarrant. «Schon eher in der rue de la Paix.»
    Modesty schüttelte den Kopf. Ihre Augen ruhten auf den Perlen, die Dinah langsam durch ihre sensiblen Finger gleiten ließ.
    «Diese hier», sagte Dinah mit rasch aufzuckendem Lächeln. «Ich glaube, die ist’s. Ja. Dies ist die Perle, die er an dem Tag fand, als er mich von jenen Männern wegholte. Sie befand sich in einem Klumpen von – wie nannte er es doch? – Perlmutt. Es war genau die Perle, die er brauchte, und er freute sich so darüber.»
    «Er hat sie gefunden?» fragte Collier verständnislos. Zum erstenmal sprach jetzt Modesty Blaise. Ihr Ton war unsicher. «Ja … Jetzt weiß ich, was er während der letzten sieben Jahre auf seinen geheimnisvollen Reisen getrieben hat. Erinnerst du dich, Steve? Du hast niemals Perlen gesehen, die in Form und Farbabstufung so vollkommen aufeinander abgestimmt waren. Das kommt daher, weil diese Perlen aus den verschiedensten Perlengebieten der ganzen Welt stammen.» Sie schaute zuerst Collier, dann Tarrant an und schüttelte verwundert den Kopf. «Er hat sie nicht gekauft. Er ist danach getaucht.»
    «Allmächtiger Gott!» sagte Tarrant leise. Und dann, nach einem achtungsvollen Schweigen: «Dabei müssen diese Perlen eine Auswahl darstellen. Man braucht weit mehr davon, um eine in ihrer Zusammenstellung so ausgewogene Kette zu erhalten.»
    «Eben.» Modestys Stimme klang ein wenig gezwungen. «Viel mehr. Und nicht in jeder Auster steckt eine Perle, nicht einmal in jeder hundertsten.» Sie streckte die Hand aus, nahm Dinah behutsam die Kette ab und breitete sie wieder auf der Samtfläche aus. «Das ist etwas, worüber ich Bescheid weiß, darum laßt mich euch das mal erklären. Ein guter Taucher bringt pro Tag ungefähr zweihundert Austern herauf. Ein sehr guter Taucher, der harte Arbeit leistet. Um diese Kette zusammenzustellen, braucht man etwa … nun, mit sehr viel Glück könnte man mit dem Ertrag aus fünfzigtausend Austern zu diesem Ergebnis kommen. Allerdings nur, wenn man in der verfeinernden Bearbeitung von Perlen geübt ist. Und wenn man unversehrt bleibt. Es besteht immer eine Chance, daß man sich eine Embolie holt oder einen Hai erst entdeckt, wenn es zu spät ist.» Sie ließ einen Finger über die zu beiden Seiten der wundervollen Mittelperle aufgereihten Perlen gleiten. «Dies sind orientalische aus dem Persischen Golf; diese hier mit dem Schimmer glühenden Stahls kommen von Madras. Dann Ceylon, Panama, die Haifisch-Bucht, glaube ich, dann die Philippinen. Dazwischen ein paar, über deren Herkunft ich mir nicht sicher bin. Die beiden kleinen schwarzen am Verschluß sind aus Tahiti.»
    Es folgte ein langes Schweigen.
    «Etwa neun Monate Arbeit, verteilt über sieben Jahre», sagte Collier und stieß ein ungläubiges Lachen aus.
    «Hat er denn kein Schreiben beigefügt, das aussagt, von wem sie sind?»
    Modesty schenkte ihm ein schiefes Lächeln und antwortete nicht.
    Dinah versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellbogen.
    «Könnte es denn jemand anderer sein, Sie Dussel?» sagte sie. Dann wandte sie sich an Modesty: «Sie müssen die Perlen tragen, wenn er hier eintrifft. Was haben Sie an?»
    «Einen gelben Pullover, der ihre Wirkung glatt töten würde», sagte Collier. «Geh und zieh das kleine Schwarze mit dem runden Ausschnitt an.»
    «Ja … ja, gut.»
    «Und werd um Himmels willen ein bißchen vergnügter», fuhr Collier fort. «Es ist recht und schön, wenn du überwältigt bist. Das bin ich selbst auch. Aber ein Mädchen, das Perlen im Wert von 25000 Eiern aus allen Gebieten der Austernwelt tragen darf, sollte

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