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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Geschwindigkeitsmessungen für den Ausreißerstern 53 Arietis. Und da kam noch etwas anderes herein.
    »Windy?« Sie hob eine Hand, um die Aufmerksamkeit ihres Chefs Winfield Cross zu erhalten. »Möchtest du dir das mal ansehen?«
    Cross war in den Fünfzigern, mittelgroß, von mittlerem Körperbau und überhaupt in allem von mittlerem Format. Es fiel Leuten meist schwer, sich zu erinnern, wer er eigentlich war oder wie er hieß. Er war Afroamerikaner, im südlichen Los Angeles aufgewachsen, mit einem Stipendium nach Princeton gegangen und schien jetzt nur noch von der einen Sorge bewegt, daß ihn das Alter einholte, ehe er sein einziges Ziel erreichte. Das automatische Observatorium auf Farside, der versteckten Rückseite des Mondes, sollte ausgebaut und mit menschlichem Personal besetzt werden. Windy hoffte auf die Stelle des Direktors.
    Er hob die Hand, um Tory zu zeigen, daß er verstanden hatte, beendete die Notizen, die er gerade auf einem Klemmbrett erstellte, und wandte sich dem eigenen Monitor zu. Sie hörte, wie er Luft holte. »Was ist das? Weißt du schon was?«
    Sie beide betrachteten Tomikos Lichtsplitter.
    »Keine Ahnung.«
    »Ein Komet mit geringem Perihelabstand, was denkst du?«
    »Schätze ich auch. Kann mir nicht vorstellen, was es sonst sein sollte.«
    Sonnennahe Kometen waren nichts Neues. Sie kamen hinter der Sonne hervor und verschwanden auf demselben Weg wieder. Von der Erde aus waren sie daher fast unmöglich zu entdecken, es sei denn, einer erschien zufällig während einer totalen Sonnenfinsternis, wie dieser jetzt.
    Windy trommelte mit den Fingern auf dem Computertisch herum. »Wen können wir erreichen?«
    Tory war schon auf die Frage vorbereitet. »Feinberg sieht sich die Show von Beaver Meadow aus an.« Mit Show meinte sie die Sonnenfinsternis.
    »Feinberg. Na ja, hätte eh keinen Sinn, mit kleinen Fischen herumzualbern. Okay, versuche, ihn zu erreichen und bitte ihn, sich die Sache mal anzuschauen.«
     
     
Mondbasis, Ranger-Auditorium, 12 Uhr 17
     
    Die Halle war nach dem einzigen Schiff benannt, das in der zweiten Welle der Monderforschung verlorenging. Die Ranger war als zweites Schiff nach mehr als dreißig Jahren zum Mond geflogen. Auf der Rückreise, keine vierzig Minuten vor dem Wiedereintritt, war eine Treibstoffleitung explodiert. Die Explosion beschädigte das Navigationssystem und zwang Frank Bellwether, den Skipper, per Handsteuerung zu versuchen, den richtigen Wiedereintritt mit dem Hosenboden zu erspüren. Dieses Vorgehen war jedoch immens schwierig, und er verrechnete sich und kam in zu großem Winkel heran. Die Ranger glitt an der Atmosphäre ab und trieb, ohne ausreichend Treibstoff für eine Rückkehr, in einen Sonnenorbit hinaus. Es war der traumatischste Zwischenfall im Zeitalter der Weltraumfahrt, viel schmerzlicher als der Verlust der Challenger, weil Bellwether und seine Crew noch mehrere Tage danach Funkkontakt hatten, bis ihnen der Sauerstoff ausging.
    Im Auditorium war eine Plakette montiert, die an den Captain erinnerte. Darüber hinaus waren die fünf Fähren, die Passagiere zwischen L1 und Skyport beförderten, nach den einzelnen Crewmitgliedern benannt.
    Als Charlie eintrat, zeigte ein Wandmonitor das Geschehen in Clifton, Ohio, wo die High-School-Band auf dem Podium einer Turnhalle Aufstellung genommen hatte. Parallel zur Mondzeremonie sollte die Schule in Andrew Y. Culpepper Memorial High School umbenannt werden. Die Turnhalle war mit Schülern überfüllt, und die Band spielte eine alte Melodie, ›Moon over Miami‹. Na ja, Clifton war nicht Miami, aber Charlie konnte sich vorstellen, daß sich niemand um Details scherte. Auf der Mondbasis hatten sich etwa sechshundert Menschen ins Auditorium gedrängt, Besucher und praktisch die ganze dienstfreie Stationsbevölkerung.
    Evelyn Hamptons Techniker hatten ein provisorisches Podium errichtet und eine Reihe von Stühlen darauf plaziert. Eine zweiflügelige Tür abseits davon führte auf die Main Plaza, und man hatte ein breites Silberband davor ausgespannt. Die Doppeltür wurde zu diesem Anlaß symbolisch als Vordereingang der Mondbasis betrachtet. Das Podium war mit weißen, grünen und blauen Fähnchen geschmückt, den Farben von Mondbasis International. Die Flaggen aller (oder fast aller) Nationen der Erde hingen an den Wänden. Auf dem Podium saß eine Auswahl von VIPs aus der internationalen Geschäftswelt, von verschiedenen Regierungen, aus der Unterhaltungsbranche und aus der akademischen Welt.

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