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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ERKRANKUNG DES PAPSTES.
    Innocent ist ›erschöpft, aber gesund.‹
     
    HEUTE MONDBASIS ERÖFFNET;
    VIZEPRÄSIDENT LEITET ZEREMONIE.
     
     
Beaver-Meadow-Observatorium, North Java, New York, 12 Uhr 38
     
    Wesley Feinberg hatte zwei Nobelpreise gewonnen, einmal für seine Berechnung, wie alt das Universum war, und ein weiteres Mal, weil er die Beziehung zwischen Schwerkraft und Quanteneffekten bestimmt hatte. Obendrein war er Direktor des Harvard AstroLab in Mittel-Massachusetts.
    Er wurde von seinen Kollegen respektiert und von seinen Studenten wie ein kleiner Gott verehrt. Sein Arbeitgeber war begeistert, ihn zu haben, und gewährte ihm jede Vergünstigung. Die jüngste davon war: Vorübergehende Versetzung ans Beaver-Meadow-Observatorium in North Java, New York, das direkt auf dem Weg der Sonnenfinsternis lag.
    Feinberg freute sich darüber. Und nicht nur aufgrund des Himmelsschauspiels. Er war Junggeselle, ein Mann, der sein Leben der Astronomie gewidmet und dann entdeckt hatte, daß es ihm nicht genug war. Der Ausflug nach Beaver Meadow führte ihn aus der Wohnung heraus, die er verabscheuen gelernt hatte, und brachte ihn mit einer neuen Gruppe Menschen zusammen. Die Realität seines Lebens verwirrte ihn. Er hatte alles erreicht, was er sich je gewünscht hatte, und war dabei ein gutes Stück über das hinaus gelangt, was er einmal für möglich gehalten hatte. Trotzdem spürte er, daß sich etwas Rundes und Dunkles über die Essenz seines Lebens gelegt hatte und das Licht aussperrte.
    Beaver Meadow war keine große Anlage. Sie verfügte nur über drei Teleskope, das größte davon war ein Clayton-Braustein-Reflektor von fünfundvierzig Zoll, der seine Bilder an einen Sechs-Meter-Wandmonitor weiterleitete. Das Observatorium stellte Feinberg einen erstklassig plazierten Computer zur Verfügung, von dem aus er den Wandmonitor sehen konnte. Perry Hoxon, der Direktor, fragte ihn, ob er sonst noch etwas brauchte.
    Hoxon war ein geschäftiger und langweiliger kleiner Mann. Feinberg erklärte ihm, daß er nicht an einem besonderen Projekt arbeitete. Tatsächlich wäre er sogar damit zufrieden gewesen, still draußen im angrenzenden Park auf einer der Bänke zu sitzen und sich die Sonnenfinsternis anzusehen. Aber ja, er war sicherlich dankbar für den erstklassigen Platz. (Es hätte ihn sogar geärgert, hätte man ihm den nicht angeboten.)
    Jetzt, als das Ereignis seinen Lauf nahm, fragte er sich, ob er nicht lieber hätte nach draußen gehen und es sich vom Parkplatz aus ansehen sollen. Mehrere hundert Menschen drängten sich inzwischen im Observatorium. Kinder lachten, Babies schrien, und nicht einmal in den letzten Augenblicken vor Eintritt der totalen Finsternis verstummten die Gespräche vollständig. Feinberg hatte so etwas früher schon miterleben müssen, einen völligen Mangel an Respekt vor dem Ereignis, Menschen, die auf dem Weg zum Supermarkt mal kurz im Observatorium vorbeischauten. Dann verschwand das letzte Licht vom Monitor. Helle Spitzen und Tropfen leuchteten auf und umrahmten die Scheibe. Der Diamantenringeffekt. Ein paar Leute jubelten, als stünde ein Touchdown bevor. Feinberg seufzte und konzentrierte sich auf das Geschehen, sperrte den Rest der Welt aus. Wie unwahrscheinlich und welcher Glücksfall, daß Sonne und Mond scheinbar dieselbe Größe hatten! Keine andere Welt im Sonnensystem konnte etwas erleben, das dem hier auch nur entfernt ähnelte. Hätte er, Wesley M. Feinberg, das Sonnensystem konstruiert, dann wäre ein sensationeller Effekt dieser Art genau das gewesen, was er für die einzige intelligente Lebensform auf all den Planeten hätte erschaffen wollen. Und er war sich nicht sicher, ob er daran gedacht hätte.
    Ein Geräusch aus dem Auditorium rief ihn in die Gegenwart zurück. Die Stimme war männlich und voller Ungeduld: »Ich warte im Auto.« Wie langweilig und phantasielos die breite Masse doch war!
    »Professor Feinberg?«
    Er wandte den Blick vom Monitor ab. Einer der Praktikanten des Observatoriums, ein sehr junger Mann, der von Feinberg eingeschüchtert schien, hielt ihm einen Zettel hin. »Tut mir leid, Sie zu stören, Professor. Das ist gerade für Sie gekommen.«
    Er nahm den Zettel entgegen, nickte, steckte ihn ungelesen in die Tasche und widmete sich wieder der Sonnenfinsternis. Die Sonnenkorona war prachtvoll: Fahnen und Banner von über einer Million Kilometern Länge schossen flammend aus der abgedunkelten Scheibe heraus. Das Schauspiel entfaltete sich und

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