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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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hinunter. Felsen, Hügel und Schluchten zogen vorbei. Voraus erblickte Feinberg den Einsamen Kamm, der sich auf beiden Seiten bis zum Horizont ausdehnte. An Backbord ging die Sonne unter. Jetzt standen sie vor der Aufgabe, sie am Himmel festzuhalten, dafür zu sorgen, daß sie nicht wieder aufging. Wie einst Joshua.
    Eine Funkstimme meldete sich durch prasselnde Störungen: »Kordeshew in Position.«
    »Bereithalten«, sagte Carpenter.
    Feinberg behielt die Uhr im Auge.
    Rita suchte an der Felswand nach der flachsten Stelle, die sie finden konnte, und schwebte darauf zu. Wenn sie eine brauchbare Überlebenschance haben wollten, mußte die Schubrichtung senkrecht zum Hang verlaufen. Eine Abweichung, sei sie noch so gering, konnte sich als tödlich erweisen. Rita steuerte vorsichtig heran, nahm jeden Schub nach vorn weg und ließ sich auf den Kamm zutreiben.
    In der Einsatzleitung machte sich ein leichter Ruck bemerkbar.
    »Bin einsatzbereit«, meldete Rita. »Aber Gott helfe uns.«
    »Können wir jetzt zünden?« wollte man auf der Kordeshew wissen.
    »Noch nicht«, antwortete Feinberg. »Wir tun das gemeinsam.«
    Sekunden später meldete sich die Talley. Sie hatten dort Schwierigkeiten, eine Stelle zu finden. »Die Felswand ist hier drüben uneben«, sagte der Pilot. Die Talley befand sich an Steuerbord der Mabry.
    »Wir haben keine Zeit für eine lange Suche«, sagte Carpenter.

 
7.
     
     
Talley, Flugdeck, 4 Uhr 41, fünfzehn Minuten bis zum Einschlag.
     
    »Dort«, sagte Ahmad.
    »Das nennst du flach?« Pilot Oscar ›der Falke‹ Adams war Miteigentümer von Mo’s Restaurant auf Skyport. Er war der einzige Millionär in den Reihen der Flugbesatzungen.
    »Ich denke nicht, daß wir hier etwas Besseres finden«, sagte Skip Wilkowski, der Flugingenieur. Sie brauchten ein relativ glattes Stück Felsen, etwas, um den Schiffsbug hineinzusetzen. Dieser Bereich des Einsamen Kammes zeigte sich jedoch als sehr uneben. »Wir müssen damit auskommen.«
    »Scheißding«, sagte Adams. Er steuerte darauf zu.
     
     
Antonia Mabry, Einsatzleitung, 4 Uhr 43, dreizehn Minuten bis zum Einschlag.
     
    Die Stationsfähren zündeten gleichzeitig ihre Triebwerke. Die Mabry ächzte und knallte, zerbrach aber nicht, wie Rita befürchtet hatte. Carpenter und Feinberg hatten sich nicht die Zeit genommen, in die D-Anzüge zu steigen; es hätte ohnehin nicht viel genützt, falls etwas schiefgegangen wäre. Nach ein paar ungemütlichen Augenblicken konzentrierte sich Carpenter wieder auf die Daten, die von den übrigen Schiffen hereinkamen. »Alle drei laufen heiß«, sagte er. »Ich hätte nie geglaubt, daß die Maschinen einem solchen Druck standhalten.«
    Feinberg behielt die Bildschirme im Auge und dachte, wie schön es war, noch am Leben zu sein. Er hatte den Tod immer gefürchtet, die finale Auslöschung des Lichts und den langen Sturz ins Vergessen. Er betrachtete die eigene Sterblichkeit als so etwas wie ein persönliches Schwarzes Loch, das ihn unerbittlich durch seine Tage zerrte, um ihn schließlich zu verschlucken. Und er fragte sich jetzt, ob er nicht schon hinter dem Schwarzschild-Radius war – jetzt, wo sich das Raketentriebwerk der Stationsfähre gegen den zerbrechlichen Rumpf aufbäumte und denselben Rumpf gleichzeitig dazu benutzte, um die enorme Masse des Possums aufzuhalten.
    Er hatte weder einen religiösen Glauben, der ihn getröstet hätte, noch eine funktionsfähige Philosophie, um damit die Dämonen abzuwehren. Zum erstenmal im Leben handelte er auf eine Art und Weise, die man treffend als heldenhaft beschreiben konnte. Und er vermutete, daß man seine heutigen Leistungen eines Tages anerkennen würde. Falls das Unternehmen Erfolg hatte. Aber falls er dann tot war, falls er nicht auf dem Podium stand, um irgendeine Art von Medaille entgegenzunehmen, welchen Sinn hatte es dann?
    In der Dunkelheit, die von seinen Ängsten hervorgerufen wurde, suchte er nach einer Präsenz, einem Gott, der vielleicht eingriff. Falls du da bist, murmelte er, dann hilf mir, das zu überstehen. Er versuchte nicht, ein Abkommen zu schließen, versprach nicht, sein Leben zu ändern. Er bat nur um Hilfe. Näher war Feinberg in mehr als fünfundzwanzig Jahren nicht an ein Gebet herangekommen.
     
     
Percival Lowell, Ausrüstungsdeck, 4 Uhr 46, zehn Minuten bis zum Einschlag.
     
    Am frustrierendsten war es für Charlie, daß er nicht aktiv zu den Anstrengungen beitragen konnte, daß er einfach nur hilflos in der Lowell saß, wie er vorher

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