Monkeewrench 06 - Todesnaehe
rausbekommen, dass Smith kein Privatleben hatte. Traurig irgendwie.»
Magozzi durchdachte das Ganze. «Und jetzt ist er in Schwierigkeiten und flüchtet trotzdem nicht ins Nest zurück. Interessant.»
Gino zuckte die Achseln. «Wenn er dort um Hilfe gebeten hätte, würden wir das aber auch bestimmt nicht erfahren. Die würden ihn einfach nur in ein sicheres Haus verfrachten und so tun, als hätten sie nichts von ihm gehört.»
Magozzis Handy klingelte. «Sekunde, Gino, das ist der Hafenbesitzer … Hallo?»
«Don Kardon hier. Ich hab die Nummer für Sie, Detective.» Er gab sie durch, und Magozzi bedankte sich.
Gino musterte ihn neugierig. «Eine Telefonnummer?»
«Irgendwer hat heute beim Hafen angerufen und behauptet, er wäre mit Smith in Verhandlungen, um sein Boot zu kaufen.»
«Du meinst, der Preis war ihm zu hoch, und da hat der Kerl ein Killerkommando losgeschickt oder was?»
Magozzi verdrehte die Augen. «Willst du da anrufen und herausfinden, wer das ist, oder soll ich?»
«Ach, bitte, darf ich? Ich hab in letzter Zeit irgendwie schweren Befragungsentzug.»
Magozzi gab ihm den Zettel, auf dem er die Nummer notiert hatte. «Hau rein, Kumpel.»
Gino zog sich in sein improvisiertes Büro in der Küche zurück, und Magozzi rief Grace an. «Wo bist du?»
«Gerade bei Harley angekommen.»
«Pass auf, ich habe eben mit Don Kardon gesprochen. Heute Nachmittag hat jemand bei ihm angerufen und nach Smith gefragt …»
«Hat Don dir die Telefonnummer gesagt?»
«Ja. Gino ruft gerade an.»
«Gib sie mir.»
Magozzi gab ihr die Nummer durch. «Dieser Typ, der bei Kardon angerufen hat, behauptet, er stünde mit Smith in Verhandlung, um ihm sein Boot abzukaufen. Wollte er es denn verkaufen?»
Grace’ Antwort kam ohne Zögern und mit absoluter Gewissheit. «Auf keinen Fall. John würde sich nie von dem Boot trennen. Niemals.»
«Dann sind die Bösen also weiter auf der Suche nach ihm.»
Sie schwieg einen Augenblick. «Sieht ganz so aus.»
Magozzi legte auf, warf das Handy neben sich auf den Couchtisch und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, als könnte er die Frustration wegwischen.
So fand ihn Gino, als er wieder ins Wohnzimmer kam: den Kopf in die Hände gestützt. Gino verschränkte die Arme vor der Brust und wippte auf den Fersen. «Ich nehme jetzt mal an, dass du nicht schläfst. Also, was ist?»
Magozzi schüttelte den Kopf und straffte sich innerlich. «Ich habe gerade mit Grace gesprochen. Sie sagt, Smith würde sein Boot nie im Leben verkaufen. Anscheinend ist da immer noch jemand hinter ihm her.»
«Ja, darauf bin ich auch schon gekommen. Unter der Nummer, die du mir gegeben hast, meldet sich niemand, auch kein Anrufbeantworter, also habe ich ein bisschen nachgeforscht. Der Anruf beim Hafen stammte von einem Karten-Handy, von dem nur dieser eine Anruf abging und seitdem nichts mehr. Ich habe die Nummer markieren lassen, aber ich vermute mal, es liegt längst irgendwo im Müll.»
Magozzi hob den Kopf und überlegte kurz, ob seine Augen wohl tatsächlich so rot waren, wie sie sich anfühlten. «Sackgasse?»
Gino nickte. «Sackgasse.»
KAPITEL 23
I n Harley Davidsons Anwesen brannten alle Lichter, so als hätte sich das ehrwürdige alte Gebäude extra in Schale geworfen, um Grace MacBrides glückliche Heimkehr von ihrer Solo-Reise zu feiern. Sie hatte nur kurz vorbeigeschaut, um Charlie abzusetzen, und war dann gleich zu Magozzi gefahren. Und obwohl sie eigentlich keiner so schnell wieder gehen lassen wollte, konnte doch nichts die allgemeine Erleichterung darüber dämpfen, dass sie endlich wieder zu Hause war. Zum ersten Mal seit Grace’ Aufbruch nach Florida erreichten Stimmung und Atmosphäre im Haus wieder ein halbwegs normales Level.
Sicher, es gab auch ein paar Schattenseiten: dass jemand John umbringen wollte beispielsweise und dass Grace zwei Männer erschossen hatte – aber wenigstens war sie wieder da, und zu viert konnten sie schließlich jedes Problem lösen und alles wieder in Ordnung bringen. Allerdings zog es sich diesmal ganz schön hin.
Seit Grace’ Päckchen am Nachmittag zuvor angekommen war, hatte das Monkeewrench-Team praktisch ununterbrochen gearbeitet. Die halbe Nacht war dafür draufgegangen, das Biest umzuprogrammieren und dann im Netz nach allen denkbaren Verbindungen zwischen John Smith und den beiden Studenten, die ihn umbringen wollten, zu suchen. Inzwischen lief das Ding schon den ganzen Tag und hatte nicht einen einzigen Berührungspunkt
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