Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
(Spurenvernichtung!) und murmelt: »Kein Leben sollte mit achtzehn enden. Wie tragisch!« Das brachte mich zum Schmunzeln: Wie viele Leben sollten wohl mit fünfunddreißig, achtundvierzig oder fünfundfünfzig enden, ohne dass es tragisch wäre?
Natürlich wollen die Produzenten Emotion in der Serie haben. Doch dabei greifen sie in die Mottenkiste. Weder sind Rechtsmediziner nekrophil, noch können Polizisten alles gleichzeitig und gleich gut: Projektile aus dem Augenwinkel zu einer (noch gar nicht vorhandenen) Glock-Pistole ordnen, Verbrecher überlisten und die Kollegen dabei stets neunmalklug von der Seite anlabern.
Wenn echte Spurenkundler auch nur fünf Minuten so geleckt, sauertöpfisch und wichtigtuerisch durch den Tatort oder das Büro der Ermittler tapern würden, brächen die Kollegen wohl spätestens dann in Lachkrämpfe aus, wenn sich die Tür hinter ihnen schlösse. Vermutlich aber schon vorher. Denn wer das Schicksal der Spurenträger – hier: der Leichen – mit dem Lebensweg der nun toten Menschen verbindet und sich dabei so dicke tut wie die
CSI
-Figuren, der hat seinen Beruf verfehlt und sollte zunächst einmal Bescheidenheit lernen und dann Priester, Journalist oder Sozialarbeiter werden.
Schön an der Serie fand ich, dass die Requisiteure mal eben einem Flugzeug die Rotoren verdellen dürfen, die Kamera hohe Gebäude nicht scheut und ab und zu auch mal der Mann für Digitaleffekte randarf und eine Tsunami-Welle ins Bild zaubert. Die zahlreichen und blitzschnellen Wendungen der Fälle passen dazu ganz gut. Was bei uns wohl fünf- bis zehntausendmal mehr Zeit in Anspruch nimmt, wird im Fernsehen eben mit Fingerschnippen gelöst. Schön auch, dass sich die Spurenkundler von
CSI
vor der tödlichen Welle einfach im Tresor einer Bank verschanzen und Minuten später in blütenreiner Wäsche weiterermitteln.
Wer’s glaubt, ist selig.
LITERATURHINWEISE UND QUELLEN
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, ausgewählt und herausgegeben von Werner Liersch, 3. Aufl., Berlin, S. 313–359.
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Real-life crimes… and how they were solved
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192 Niños Asesinados
, Bogotá (siehe auch:
http://www.mauricioarangurenmolina.com/192NinosFotos.htm
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, Reihe I, Berlin 1993, S. 133 ff. (
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Must we burn de Sade?
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Belfield, T./D. B. Garrioch/ D. Lambert/A. Kramer/ R. Midgley/N. Jack (1991):
Handbuch der
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