Mythica 07 - Goettin der Legenden
Therapeutin zu sein. Sigmund Freud hätte sich im Grab umgedreht. Aber vielleicht würde das, was er ihr erzählte, sie so abstoßen, dass sie endlich aufhören konnte, sich zwanghaft mit seinen großen, dunklen Händen zu beschäftigen. Und mit seinen Lippen. Und seinen Augen.
»Was muss ich dafür tun?«, fragte er und sah auf einmal ganz verloren aus.
»Was immer Ihr wollt. Wann und wo Ihr wollt.«
Er stand wieder auf und begann, hin und her zu wandern. O Mann, sein Hinterteil war auch nicht schlecht. Und seine Oberschenkel. Seine Schultern. Offensichtlich saß er nicht nur faul auf seinem Thron herum, während seine Männer sich körperlich betätigten.
Schließlich blieb er vor ihr stehen. »Ich hatte einen Einfall. Ich dachte, er würde von Vorteil sein für alle, sowohl in Camelot als auch in den umliegenden Ländern. Ich wollte alle Ritter zusammenrufen und mit ihnen Möglichkeiten besprechen, Verträge zu schließen, die uns allen von Nutzen sind und uns erlauben, in Wohlstand, Frieden und Glück zusammenzuleben.«
»Klingt wie ein großartiger Plan.« Wahrscheinlich unmöglich, aber eines Tages …
Er breitete die Arme aus. »Das finde ich auch. Ich habe – vielleicht aus Arroganz – gehofft, dass dies mein Vermächtnis als König sein würde.«
»Es ist nichts Arrogantes daran, wenn wir der Welt etwas geben wollen, Sir. Erhoffen wir nicht alle, dass uns das in unserer Zeit auf dieser Erde gelingt? Dass die Welt ein bisschen besser geworden ist durch uns?«
Er stemmte eine Hand in die Hüfte. »Ich möchte Euch unbedingt küssen, Komtess.«
Oh, ich auch. Komm schon, komm, sag mir etwas, was mich abstößt
.
»Eure Erzählung ist noch ganz am Anfang«, meinte sie lächelnd. »Sprecht weiter, bitte. Und wenn Ihr Euch von der Last befreit habt, die diese Traurigkeit in Eure Augen bringt, sehen wir weiter.«
Er kehrte zur Bank zurück, setzte sich und trank einen großen Schluck. Dann stellte er den Kelch ab, nahm Isabels Hand und strich mit dem Daumen über ihre Handfläche.
Eigentlich hätte Isabel protestieren und die Hand wegziehen müssen, aber die Berührung war so sanft und zärtlich, dass ihre Willenskraft auf die der Motten schrumpfte, die um die Lampen schwirrten.
Er fuhr fort: »Die Ritter haben durchweg erfreut reagiert. Nächste Woche werden wir uns hier versammeln. Ich habe Euch gebeten, früher zu kommen, weil unsere Länder aneinandergrenzen, und ich wollte mit Euch über die Landwirtschaft sprechen, ehe alle anderen eintreffen. Und …«, fügte er hinzu und sah ihr wieder in die Augen, »und außerdem habe ich befürchtet, dass die Ritter …«
»… keine Frau am Verhandlungstisch akzeptieren würden?«
Er nickte. »Ja. Es tut mir wirklich sehr leid.«
»Kein Problem. Darum kümmern wir uns später. Aber was ist so traurig an dieser positiven Reaktion auf Euren Vorschlag? Das verstehe ich nicht.«
»An dieser Stelle kommt Lancelot ins Spiel.«
7
Isabel trank ihren Cognac aus und stellte den Kelch ab. »Lancelot?«, wiederholte sie. »Er saß heute Abend mit uns am Tisch, richtig? Scheint ein netter Junge zu sein.«
»Ha!«, blaffte Arthur. »Ja, er ist in der Tat ein netter Junge. Und obendrein der beste Kämpfer, den ich jemals erlebt habe. Ein bisschen Anleitung war alles, was er brauchte. Glaubte ich zumindest. Für mich war er wie der Sohn, den ich mir immer gewünscht habe, der Sohn, den ich nie … nie zeugen konnte. Ich habe Lancelot gebeten, nach Camelot zu kommen und sich den Männern anzuschließen, die unsere Schutztruppe bilden.«
»Offensichtlich hat er das Angebot angenommen.«
»Ja, das hat er.« Arthur schloss die Augen, öffnete sie kurz darauf aber wieder und sah Isabel an. »Außerdem hat er die Liebe meiner Frau gestohlen. Er hat geschworen, Camelot zu verteidigen und zu beschützen. Er hat mir den Lehnseid geschworen. Doch es ist schmerzlich klargeworden, dass seine Loyalität sich … verlagert hat.«
»Hat er Euch hintergangen? Ist er eine Bedrohung für Camelot?« Es fiel Isabel immer schwerer, so zu tun, als wüsste sie von nichts. »Und wenn es so ist, warum ladet Ihr ihn dann immer noch an Euren Tisch?«
»Eine Bedrohung für Camelot? Nein, das ist er ganz sicher nicht. Ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass er als Erster für mich und die Meinen in die Schlacht ziehen würde, sollte es jemals dazu kommen, was Gott verhüten möge. Und ich bin sicher, dass es nicht seine Absicht war, mich zu betrügen.«
»Aber er hat es trotzdem
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