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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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nicht ansprechbar. Die habt ihr wohl ganz schön abgefüllt, was?« Er zwinkerte Leon komplizenhaft zu. »Komm, frühstücken eben wir zwei. Nach einer Nachtschicht brauche ich immer ein gutes Frühstück, bevor ich mich hinhaue.«
    »Haben Sie hier aufgeräumt, oder sind die anderen noch so lange aufgeblieben? Ich habe nix mehr mitgekriegt. Wir wollten uns eigentlich den Wecker stellen und alles erledigen, bis …«
    Maik biss hungrig in ein Croissant. Es waren noch mindestens ein Dutzend in der Tüte. Er musste also vorher schon beim Bäcker gewesen sein.
    Er schob ein Glas Rollmöpse in Leons Richtung. Der säuerliche Geruch ließ Leons Magen sofort rebellieren.
    »Ein guter Rollmops gehört zu jedem anständigen Katerfrühstück«, sagte Maik mit Kennermiene.
    Leon ging nicht auf sein Angebot ein. Stattdessen lobte er Maik für seine Aufräumarbeit und fügte hinzu, das sei aber wirklich nicht nötig gewesen.
    »Halb so wild«, winkte Maik ab. »Heute Nacht war bei uns nicht viel los. Da hatte ich noch genug Schwung und Adrenalin in den Adern. Aber seht zu, dass Johanna wieder frisch ist, bevor Ulla nach Hause kommt. Die flippt aus, wenn sie mitkriegt, dass ihr kleines Mädchen Alk getrunken hat.«
    »War halb so schlimm«, sagte Leon. Er versuchte jetzt den Kaffee. Der erste Schluck blieb drin.
    Maik erzählte von seiner Arbeit beim Security Homeservice. Einige wohlhabende, um Haus und Heim besorgte Menschen hatten ihre Häuser mit Alarmanlagen gesichert. Wenn ein Fenster oder eine Tür geöffnet wurde, ohne dass vorher jemand den Code eingegeben hatte, dann klingelte es beim Security Homeservice, und sie sahen auf ihren Monitoren sofort, in welchem Gebäude etwas nicht stimmte. Binnen Minuten war Maik dann da. Bewaffnet mit Pfefferspray, einem Elektroschocker und Handschellen sollte er den Einbrecher stellen.
    »Warum klingelt es denn nicht gleich bei der Polizei?«, fragte Leon.
    Maik lachte. »Na, die würden sich bedanken. Meistens ist es ja gar kein Einbrecher, sondern die vierzehnjährige Tochter, die durchs Fenster Besuch von ihrem Freund bekommt, oder der senile Großvater, dem zwar das Haus gehört, der sie aber nicht mehr alle beisammen hat und nachts einfach das Haus verlässt, um in den Vorgarten zu pinkeln. Mein Job klingt spannend, aber er ist es nicht. Den letzten Einbrecher habe ich vor einem halben Jahr vertrieben. Vertrieben, nicht gefasst! Die Profieinbrecher sind clever. Die checken ein Haus vorher ab, sehen unsere Anlagen, und das reicht aus, um sie abzuschrecken. Im Grunde könnten wir auch Attrappen unserer Sicherheitsanlagen anbringen. Das genügt, um die Profis fernzuhalten.«
    Johanna kam aus ihrem Zimmer. So verschlafen, mit verschmierter Schminke im Gesicht, sah sie süß aus, fand Leon. Jedenfalls nicht so zickig wie am Abend.
    Sie gähnte ungeniert und reckte sich. Sie trug ein Baumwollnachthemd. Leon kannte die Geschichte von Ben. Die halbe Klasse lachte sich darüber schief. Ihre Oma hatte ihr mal ein altes Nachthemd von sich geliehen, als Johanna bei ihr übernachtet und ihren Pyjama vergessen hatte. Seitdem wollte Johanna in nichts anderem mehr zu Bett gehen, und ihre Oma hatte ihr drei solcher Nachthemden geschenkt. Wohlgemerkt keine neuen, sondern die alten Schätzchen aus Omas Aussteuer. Das älteste Stück war sechzig Jahre alt. Vermutlich trug sie es gerade.
    An ihrem Platz lag kein Messer. Sofort maulte sie: »Warum habe ich kein Messer?«
    Leon reichte ihr seines rüber. Er brauchte es ohnehin nicht. Er aß sein Croissant wie Maik auf französische Art. Er stippte es kurz in den Kaffee und biss hinein.
    Johanna bestrich sich ein Croissant mit Erdbeermarmelade.
    Maik scherzte: »Das soll ein Messer sein? Das hier ist ein Messer!« Er hob das Fleischmesser hoch, mit dem er die Wurst geschnitten hatte.
    Johanna lächelte müde, fast mitleidig. »Ich weiß. Crododile Dundee.« Und dann zischte sie leise in Leons Richtung, aber laut genug, dass es jeder hören konnte: »Als Gott den Mann erschuf, hat sie nur geübt.«
    Leon hatte keine Lust, jetzt für Johanna den Punchingball zu spielen. Er fand, es war Zeit zu gehen.
    »Willst du nicht erst duschen, du alte Stinkmorchel?«, fragte Johanna.
    »Warum, ist heute Dienstag?«, gab Leon zurück.
    Sie sah ihn einen Moment zu lange an. Sie mochte schlagfertige Jungs. Er ahnte gar nicht, wie sehr, und dieser Jessy hätte sie am liebsten den Hals umgedreht.

3
    Noch bevor Leon die Polizei- und Rettungswagen in seiner Straße sah,

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