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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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I. Teil
 
Rohana Ardais, Comynara
     
1.
     
    Die Nacht senkte sich zögernd über die Trockenstädte. Liriel und Kyrrdis, blaß im noch verweilenden Tageslicht, standen niedrig über den Mauern von Shainsa.
    Innerhalb des Tores, direkt am Rand des großen Marktplatzes, schlug ein Trupp Reisender sein Lager auf, sattelte die Reittiere ab und befreite die Tragtiere von ihren Lasten.
    Es waren weniger als ein Dutzend, alle in die Kapuzenmäntel, die schweren Tuniken und die Reithosen der Bewohner der Bergländer gekleidet, die zu den fernen Sieben Domänen gehörten. In den Wüstenlanden von Shainsa war es auch um diese Tageszeit noch heiß, doch die Reisenden behielten ihre Kapuzenmäntel an. Jeder war mit Messer und Dolch bewaffnet, keiner jedoch trug ein Schwert.
    Die Neugierigen der Trockenstadt gingen herum, weil sie mehr über die Reisenden erfahren wollten. Einer, dem unter dem schweren Sattel zu heiß geworden war, schob die Kapuze zurück. Ein kleiner, gut geformter Kopf mit dunklem, sehr kurz geschnittenem Haar kam zum Vorschein. Niemand, weder Mann noch Frau, ob in den Domänen oder Wüstenstädten, trug die Haare so kurz. Für die Neugierigen der Stadt, in der so wenig passierte, war deshalb die Ankunft der Fremden ein Ereignis, das einem Jahrmarkt den Rang ablief.
    »He, schaut euch das an! Das sind ja Freie Amazonen von den Domänen!« rief einer.
    »Schamlose Weiber sind sie, weil sie ohne Mann herumlaufen! Jagt sie aus Shainsa hinaus, bevor sie unsere Töchter und Frauen verderben!«
    »He, Hayat, kannst du deine Weiber nicht festhalten? Die meinen würden nicht für alles Gold der Domänen davonlaufen! Ließe ich sie frei, kämen sie weinend zurück, weil sie genau wissen, wo es ihnen gutgeht.«
    Die Amazonen hörten diese Bemerkungen, doch sie waren darauf vorbereitet. Ruhig bauten sie ihr Lager auf, als seien ihre Beobachter stumm und unsichtbar. Davon ermutigt, kamen die Männer der Trockenstädte näher, und die Witze wurden anzüglicher. Einer sprach die Frauen direkt an.
    »Ihr habt doch alles, Mädchen – Dolche, Messer, Pferde – nur eines nicht, und das wär' doch besonders nötig.«
    Eine der Frauen errötete und setzte zu einer scharfen Antwort an, doch die Führerin der Gruppe, eine große, schlanke Frau mit raschen, bestimmten Bewegungen, redete ihr drängend zu. Die Frau senkte ihre Augen und schlug die Zeltpfähle in den groben Sand.
    Einer der Zuschauer aus der Trockenstadt bemerkte diesen kleinen Vorfall und trat zur Gruppenführerin. »Du hast deine Mädchen ganz schön in der Hand, was? Laß sie doch und komm mit mir. Ich könnte dir Dinge beibringen, von denen du keine Ahnung ...«
    Die Frau warf ihre Kapuze zurück und enthüllte unter ergrauendem, kurz geschnittenem Haar das magere, sympathische Gesicht einer Frau in mittleren Jahren. »Ich habe schon, als du noch in Windeln stecktest, alles gelernt, was ich wissen muß, du Tier, und von dir will ich bestimmt nichts lernen.«
    »Das ist aber ins Auge gegangen, Merach!« Ein paar Umstehende lachten laut, und nun hatten die Freien Amazonen einigermaßen Ruhe vor den Witzen der Männer. Wenig später hatten sie einige Zelte und einen Verkaufsstand aufgeschlagen und auch einen Unterstand für ihre Bergpferde, die nicht an die heiße Sonne der Trockenstädte gewöhnt waren.
    Einer der Zuschauer war höflicher als die anderen. »Darf ich fragen, vai domnis, welche Geschäfte euch hierher bringen?«
    Die Führerin antwortete: »Wir wollen hier Lederwaren aus den Domänen verkaufen, Sättel, Zaumzeug und Lederbekleidung. Morgen früh, sobald es hell wird, beginnen wir damit. Ihr seid herzlich eingeladen, zu kommen und bei uns zu kaufen.«
    »Ha, was ich von Weibern kaufen würde ...!« rief einer.
    »Na, zum Teufel, dann kauf es doch!« schrie ein anderer.
    »He, Lady, willst du vielleicht deine Reithosen verkaufen, damit du dich wie eine richtige Frau in Röcke kleiden kannst?«
    Die Freie Amazone überhörte das, und der höfliche Mann sagte nun zu ihr: »Dürfen wir euch heute abend zu einem Unterhaltungsort in dieser Stadt führen oder selbst für eure Unterhaltung sorgen?«
    Lächelnd antwortete sie: »Nein, danke sehr.« Sie wandte sich ab.
    »Kindra, und du dankst ihm auch noch für seine Unverschämtheit!« sagte eine der jüngeren Frauen empört. »Ich hätte ihm die Zähne in seinen schmutzigen Hals geschlagen!«
    Kindra tätschelte ihr lächelnd den Arm. »Devra, harte Worte brechen keine Knochen. Er war so höflich wie

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