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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Lucas: »Mehr als ein Problem. Schau dir das an.«
    Jael Corbeau, gefolgt von drei unglücklich wirkenden Bewachungs-Cops, kam über die Straße auf sie zumarschiert. Ein Cop an der Absperrung machte Anstalten, sie aufzuhalten, aber sie zeigte auf Lucas, und Lucas gab ein Zeichen, sie durchzulassen, murmelte aber vor sich hin: »Ach du lieber Gott.«
    »Ist er das?«, fragte Jael. Sie war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet: schwarzer Wollmantel, schwarze Hose, schwarze Stiefel und kleine schwarze Perlen an den Ohrläppchen. Ein hinreißender Anblick …
    »Ja, das ist er. Ein Mann aus Burnt River namens …«
    »Scott. Die Jungs haben es mir gesagt. Martin Scott. Wie wollt ihr ihn da rauskriegen?«
    Die Unterhändlerin schaltete sich ungeduldig ein, wandte sich an Lucas: »Hören Sie, er stellt ein Ultimatum, und ich wäre nicht überrascht, wenn er eine der Geiseln erschießt. Wenn er selbstmörderische Absichten hat …«
    »Ich glaube nicht, dass er an Selbstmord denkt«, sagte Lucas. »Er ist einfach nur beknackt. Er hat bei zweien seiner Taten versucht, seine Spuren zu verwischen … Ich glaube nicht, dass er es darauf angelegt hat, in so eine Situation zu kommen oder letztlich gefasst zu werden.«
    »Mag ja sein, aber es wäre auch möglich, dass er diese Frau erschießt«, beharrte die Unterhändlerin.
    Rose Marie fragte: »Was machen wir jetzt?«
    »Ihn tatsächlich zum Flugplatz bringen und Scharfschützen auf ihn ansetzen?«, schlug Lucas vor.
    Rose Marie sah Lester an. »Wo ist unser Iowa-Kid?« Der junge Cop mit dem Spitznamen Iowa-Kid war der sicherste Scharfschütze des Departments.
    »Auf dem Weg hierher«, antwortete Lester.
    »Okay, arrangieren wir das. Wenn er zu einem sicheren Schuss kommt …« Rose Marie sah die Unterhändlerin an. »Wir brauchen mehr Zeit. Stellen Sie ihm Fragen, wie er sich den Transport zum Flughafen vorstellt, welche Forderungen er dazu hat.«
    »O Mann …«, sagte Lucas.
    »Was ist?«
    »Sehen Sie sich diese Scheiße an.« Er deutete zu den TV-Trucks hinüber – es waren inzwischen acht oder neun. Vier Hubschrauber kreisten über ihnen.
    »So ist das nun mal«, sagte Rose Marie, sah die Unterhändlerin wieder an. »Fragen Sie ihn bis ins Detail, wie er sich das vorstellt.«
    Während die Unterhändlerin mit Scott sprach, erschien der Bürgermeister. Er sah zur Tankstelle hinüber, wandte sich dann an Lucas: »Wie wollen Sie ihn da rauskriegen?«
     
     
    Erste Forderung: ein gepanzerter Wagen.
    »O Mann«, sagte Lucas wieder.
    »Lassen Sie doch diese unsinnigen Kommentare«, sagte Rose Marie genervt.
    »Ich möchte mal mit dem Kerl sprechen. Nur eine Minute …«
    Die Unterhändlerin sah Lucas empört an, sagte: »Der Geiselnehmer und ich haben eine Vertrauensbasis geschaffen …«
    »Quatsch – der Kerl bleibt uns immer eine Nasenlänge voraus, wenn wir nicht aufpassen«, sagte Lucas. »Sie vertrauen ihm, aber er traut Ihnen und uns nicht. Lassen Sie mich mit ihm reden.«
    Rose Marie sah den Bürgermeister an, der die Schultern hob. »Ich bin auf diesem Gebiet kein Experte«, zog er sich aus der Affäre.
    »Okay, legen Sie los«, sagte Rose Marie zu Lucas.
    Lucas trat zur Gegensprechanlage. »Hier ist Lucas Davenport. Ich bin der Mann, der in dem Porsche hinter Ihnen her war, und ich möchte Sie wissen lassen, dass Sie einen Schaden am tadellosen Lack meines Wagens verursacht haben …«
    »Kommen Sie mir nicht mit so einer dämlichen Scheiße. Was wollen Sie von mir?«
    »Ich möchte zur Tür des Verkaufsraums kommen und mit Ihnen reden, ohne all die anderen Leute hier draußen. Sie sind in einer schusssicheren Kabine, ich kann Ihnen nichts antun. Sie können mir nichts antun, und Sie haben ja die beiden Geiseln. Ich will einfach nur von Mann zu Mann mit Ihnen reden.«
    »Über was?«
    »Über das Fernsehen.«
    »Was?«
    »Über diesen ganzen Fernsehrummel. Geben Sie mir zwei Minuten. Ich komme nicht in den Verkaufsraum, ich stecke nur den Kopf durch die Eingangstür.«
    Ein Moment Stille, dann: »Wenn Sie einen Trick vorhaben, erschieße ich die Frau hier.«
    »Ich habe keinen Trick vor«, sagte Lucas. »Ich habe nur die Schnauze voll von der ganzen Scheiße.«
     
     
    Er ging, die Handflächen auf Achselhöhe nach vorn gedreht, zum Eingang der Tankstelle, blieb vor der Tür stehen, schob sie langsam auf, lehnte den Oberkörper hinein.
    »Na, wie geht’s?«
    »Was soll das – wollen Sie einen auf Henry Fonda machen?«, fragte Scott durch das schusssichere

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