Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
bedenken.
Vasina von Atlantika wirkte nervös. »Ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist oder wie wichtig das Timing ist, aber wir sollten die Jamal-Schlüssel auf keinen Fall zu früh einsetzen. Es gilt außerdem noch zu beraten, wie man die Spangen überhaupt anwendet, oder hat dir der Kokrader einen Hinweis gegeben?«
Toiber Arkroids Gesichtsmuskeln zuckten leicht. Er wusste, dass der entscheidende Moment kurz bevor stand. Entweder waren sie erfolgreich, oder die Galaxis würde von einer bisher niemals da gewesenen Katastrophe heimgesucht werden.
»Die Schlüssel benötigen kein Schloss im herkömmlichen Sinne«, flüsterte Arkroid fast mechanisch. »Jene mentale Aufladung, die von den Cysan benutzt wurde, um den letzten Schlüssel zielgenau auf India zu lokalisieren, ist auch der Auslöser, der die Große Erschütterung verhindern wird.«
»Ich kann die Parasitengalaxis bereits deutlich erkennen«, gab Nautilus bekannt.
In diesem Augenblick verstand sich das Schiff wieder als körperliche Einheit. Die Ortungsgeräte waren die Augen der KI. »Ich sehe keine Möglichkeit, wie wir die dimensionale Annäherung der fremden Galaxis noch verhindern können.«
»Du glaubst nicht mehr an unsere Mission?«, wollte Vasina mit wankender Stimme von der KI wissen.
»Ich habe starke Zweifel«, antwortete Nautilus offen.
Herimos brummte mit tiefer Stimme: »Auf der einen Seite fünf Artefakte in Form von Schmuckspangen, auf der anderen Seite die gewaltige Macht dieser anrückenden Parasitengalaxis. Jedes normal denkende Intelligenzwesen entwickelt da starke Zweifel. Ich bin auch nicht dagegen gefeit.«
Arkroid hob die Hand, um sein Team zu beruhigen.
»Wer einen mächtigen Gegner aufhalten will, der benötigt einen guten Plan und vor allem eines: Wissen! Mir ist es vergönnt, ein paar Einblicke in die Zukunft erhalten zu haben. Dabei fühlte ich mich wie jemand, der einen flüchtigen Blick durch ein Schlüsselloch erhascht hat. Trotzdem hat mich dieser Einblick erschüttert. Denn besitzt man dieses Wissen nicht, dann lebt man in Erwartung, was der nächste Tag bringen wird. Treffen bestimmte Ereignisse ein, die das eigene Leben gravierend beeinflussen, dann schreibt man sie dem Schicksal zu, oder wer daran nicht glauben mag, einfach dem Zufall. Sieht man aber nur eine Sekunde zukünftiger Ereignisse, so wie ich sie durch die mentale Konditionierung des Kokraders gesehen habe, dann wird man ein Teil dieser Zukunft und beginnt sie zu verändern. Dinge geschehen genau so, wie man sie erwartet. Der Glaube an das eigene Schicksal weicht plötzlich dem Wissen. Das Geheimnis der Zeit stellt sich plötzlich dar, wie ein aufgeschlagenes Buch, in dem man einfach vor und zurückblättert.«
Vasina von Atlantika hielt den Atem an. Noch niemals zuvor hatte sie Arkroid so sprechen hören.
»Schlägt man dieses Buch auf, dann sollte man sich davor hüten, zu weit vorzublättern, denn liest man das Ende zuerst und blättert zu seiner Ausgangsseite zurück, dann findet man sich plötzlich in einer anderen Geschichte wieder.«
»Du hast diese Grenze überschritten, indem Du Klori’Tar diese Nachricht überbringen lassen hast«, rekapitulierte Maya Ivanova. »Und nun blätterst Du zurück und bist nicht mehr Teil der Geschichte.«
»Die Zukunft hat sich verändert und ich muss mich dieser Gesetzmäßigkeit beugen. Ich habe keine Wahl. Deshalb musste ich meine Familie abholen und werde das Sonnensystem schon bald verlassen. Es gibt allerdings auch Dinge und Ereignisse, welche äußerst beharrlich erscheinen. Sie wirken wie ein Fels im Ablauf der Zeit und sind resistent gegen ungewollte Manipulationen. Eines dieser Dinge ist unsere Mission. Wir sind noch immer die Protektoren der Galaxis und werden die Katastrophe jetzt verhindern!«
»Wie soll das geschehen?«, wollte Vasina wissen und wirkte mit einem Mal sehr verunsichert.
Arkroid lächelte ihr aufmunternd zu und befahl dann: »Nautilus! Öffne die Versiegelung um die fünf Schlüssel und entferne den Lagerbehälter!«
Von einer Sekunde zur nächsten lagen die Jamal-Schlüssel frei vor ihnen, reagierten miteinander und fluteten die Führungszentrale der
Techno-Fähre
mit einem hellen und warmen Lichtschein.
»Oh mein Gott!«, waren die letzten Worte, die Maya Ivanova über die Lippen kamen, bevor sie und die übrige Besatzung für einige Sekunden den Puls des Universums spüren konnten.
Die Legende
»Proteus hat es schwer getroffen«, meldete der
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