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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Luft. Schweiß,
weil so viele feingekleidete Menschen anwesend waren - und weil diese Menschen Angst hatten. Eine vertraute Empfindung. Madeline merkte, dass sie Reynard die behandschuhten Fingernägel in den Arm gebohrt hatte, und zwang sich, ihren unbarmherzigen Griff zu lockern. Zerstreut tätschelte er ihr die Hand, während er den Blick durch den Raum wandern ließ.
    Der erste Tanz hatte bereits begonnen, und die Paare wirbelten übers Parkett. Selbst für ein Haus dieser Größe war der Ballsaal riesig. Auf der rechten Seite führten verhängte Fenster auf Balkone hinaus, und links gelangte man durch Türen in Zimmer, die dem Kartenspiel, der Erfrischung oder dem Rückzug vorbehalten waren. An der rückwärtigen Wand verdeckte ein geschicktes Arrangement aus Winterrosen in großen Blumentöpfen vier Musiker, die mit Kornett, Klavier, Geige und Cello zugange waren. Kronleuchter, in denen teure Kerzen brannten, erhellten den Saal; offenbar wollte man verhindern, dass Gasdämpfe die feinen Stoffe ruinierten.
    Madeline bemerkte die Duchess of Mondollot am Arm von Graf … von Graf Irgendwer , dachte sie zerstreut. Ich kann sie mir nicht alle merken. Sie musste ohnehin nicht auf die Adligen achten, sondern auf die Zauberer. Hinten an der Wand standen drei von ihnen, ältere Herren in dunklem Frack, ihre edelsteinbesetzten Medaillen aus Lodun an der Brust. Einer von ihnen trug die Rubinbrosche und Schärpe des Ordens von Fontainon, doch Madeline hätte ihn auch so erkannt. Es war der Hofzauberer Rahene Fallier. Vermutlich waren auch Zauberinnen zugegen, die schwerer zu entdecken und damit gefährlicher waren, weil sie zu ihrem Ballkleid keine Ehrenabzeichen trugen. Außerdem durften Frauen
erst seit zehn Jahren an der Universität in Lodun studieren. Falls also tatsächlich Magierinnen anwesend waren, konnten sie kaum älter als Madeline sein.
    Sie nickte einigen vertrauten Gesichtern in der Menge zu und fühlte selbst Blicke auf sich ruhen. Kein Wunder, sie hatte während der gesamten letzten Theatersaison vor vollem Haus die Wahnsinnige in Insel der Sterne gespielt. Das war jedoch kein Nachteil für ihre Pläne, da alle Leute aus Vienne und der näheren Umgebung, die auch nur einen Hauch von Reichtum oder Ansehen besaßen, heute Abend irgendwann in diesem Haus erscheinen würden. Und natürlich war nicht zu vermeiden, dass Reynard erkannt wurde …
    »Morane.« Die unangenehm scharfe Stimme ertönte dicht an ihrem linken Ohr. Sie ließ ihren Fächer in Richtung des Sprechers schnappen und zog die Augenbraue hoch. Er begriff, dass sie sich belästigt fühlte, und trat zurück, ohne den giftigen Blick von Reynard zu nehmen. »Hätte nicht gedacht, dass du dich in die vornehme Gesellschaft wagst, Morane.« Der Mann war ungefähr so alt wie sie und trug die Paradeuniform der Kavallerie - ein Leutnant, nach den Abzeichen zu schließen. Das Achte Regiment. Ach so, stimmt, Reynards früheres Regiment.
    »Ist das hier denn eine vornehme Gesellschaft?« Reynard strich sich über den Schnurrbart und betrachtete sein Gegenüber mit leichtem Amüsement. »Bei Gott, Mann, das kann gar nicht sein. Wie kämst du sonst hierher?«
    Der Leutnant setzte ein verächtliches Lächeln auf. »Mit einer Einladung. Im Gegensatz zu dir, wie ich vermute.« Sein schneidender Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass seine Äußerung nicht als gutmütiger Scherz gemeint war.
Hinter ihm standen zwei andere Männer, einer in Uniform, der andere in Zivil, die den Wortwechsel gespannt verfolgten. »Aber du hast dich schon immer reingedrängt, wo dich keiner haben wollte.«
    Reynard lächelte gelassen. »Du musst es ja wissen, mein Junge.«
    Noch war niemand aus der lautstark plaudernden Menge auf sie aufmerksam geworden, aber es war nur eine Frage der Zeit. Einen Herzschlag lang zögerte Madeline. Sie hatte nicht vorgehabt, auf diese Weise Aufsehen zu erregen, aber es war ein gelungenes Ablenkungsmanöver. Kurzentschlossen wandte sie sich an Reynard. »Entschuldige mich bitte einen Moment, mein Lieber.«
    »Nur zu. Unser Gespräch würde dich bestimmt langweilen.« Ganz der perfekte Begleiter schenkte ihr Reynard seine volle Aufmerksamkeit und küsste ihr die Hand. Der junge Leutnant nickte ihr leicht irritiert zu, und als Made line sich abwandte, ohne von ihm Notiz zu nehmen, hörte sie Reynards beiläufige Frage: »Na, in letzter Zeit mal wieder bei irgendeiner Schlacht davongelaufen?«
    Sie schob sich an den Tanzenden vorbei und näherte sich den

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