Nichts
Do. 18. August 2016, 16:00:00
Jetzt. 0000000:00:000:00:00:00
D ie Zeit fällt aus. Allseitig ergießt sich Leere. Verschwommen betäubt dumpfe Ahnung mein Bewusstsein. Nein! Nicht! Doch Gedanken können mein Verlangen nicht aufhalten. Diesmal nicht!
Getragen, ja beinahe unmerklich, nimmt der gläserne Tropfen seine scheinbar vorherbestimmte Bahn ein. Ich sehe ihn deutlich, viel zu deutlich brennt er sich in meine Augen. Im unendlichen Moment rinnt er nahezu arrogant über ihre trockene Haut. Während sie in der Ecke kauert, aus ganzem Herzen weint, bleibt meines jäh stehen. Ebenso wie das ticken der Uhr, deren Zweck nun erfüllt und damit überflüssig zu sein scheint. Panisch verschwimmt selbst das restliche Licht, mit jedem Millimeter in dem der glänzende Tropfen wie in Zeitlupe dem Abgrund entgegendrängt, beinahe als wolle es ihm bewusst aus dem Weg gehen. Verschwindet völlig, exakt in jenem Moment, als er sich von ihrer Haut ablöst und mit brachialer Gewalt auf den Boden zu schlagen scheint. Sinne schwinden. Bisher zum Beobachter verdammt, weckt mich nun eine ohrenbetäubende und brüllende Explosion aus meiner Ohnmacht. Wie ein Zug, der in voller Fahrt strauchelt und gegen einen massiven Brückenpfeiler rast, zerplatzt die flüssige Perle in alle Himmelsrichtungen. Leid.
Unbegreiflicher Schmerz bohrt sich in mein Herz und zerstört erneut. Finsternis. Nichts. Für eine gefühlte Ewigkeit nichts.
Als mich ein dumpfes Bewusstsein ergreift, dränge ich vor. Will sie berühren, endlich meine Liebe berühren. Wie gelähmt aber meine Bewegungen. Zentnergewichte auf den scheinbar blockierten Schultern. Schmerzen. Unbeschreibliche Drangsal will mich hindern. Doch dann stehe ich neben ihr, sinke zu Boden. Versuche den zweiten Tropfen zu erreichen, der seinem Gefährten direkt folgen will. Mehr und mehr Tropfen vereinigen sich. Ich kann sie erreichen, doch unmöglich halten. Nicht halten. Sie rinnen durch meine zitternden Finger wie salziges Blut.
Ihre ängstlichen Augen flehen mich an: hilf mir! Furcht; wir beide leiden unbeschreibliche Angst. Es darf nicht sein. Wir weinen vor Kummer. Das Brausen verstärkt sich, betäubt langsam meine Ohren. Was muss ich nur tun? Oh Gott, hilf mir. Kann sie nicht halten. Meine Schuld. Alles meine Schuld. Wasser, literweise Wasser überflutet meine Hände, den Boden, das Zimmer. Versuche es festzuhalten. Irgendwie aufzufangen. Ich schreie ihren Namen. Nein! Ich schaffe es nicht. Dieses verfluchte Es. Meine größte Liebe zerfließt, als ob nie gewesen. Direkt vor meinen Augen. Ich fühle einen Rhythmus. Bumm. Bumm. Herzen schlagen, und doch nicht meins. Kommen näher . Betreten die Welt gleichsam einer sich ausdehnenden Galaxie. Einem sich einspielenden Orchester, das nun, urplötzlich und wie aus dem Nichts, eine gewaltige Sinfonie der Klänge entfaltet. Bricht herein und nimmt. Nimmt Sie mit. Reißt Sie fort...
Finsternis. Nichts. Für eine gefühlte Ewigkeit nichts.
Vor 14 Monaten. So. 17. Mai 2015
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Minus 1 Jahr : 02 Monate : 000 Tage : 17 Stunden : 14 Minuten : 44 Sekunden
Sämtliche Fernseh- und Radiostationen berichten von der Veröffentlichung jüngster Ursachenforschungen, welche von den Vereinten Nationen vor einigen Monaten bezüglich des, so wörtlich besorgniserregenden Zustands des marinen Ökosystems in Auftrag gegeben wurden.
Was sich zunächst wie ein politisches Routinegeschäft anhörte und daher in der Öffentlichkeit kaum Beachtung fand, sollte sich nun als totales Desaster herausstellen.
Besorgniserregender Zustand war vermutlich ein Wort, welches die UN niemals hätte wählen dürfen. Bedenklich und beunruhigend war die Umweltlage schon seit den Siebzigern vergangenen Jahrhunderts gewesen, sie hat sich in diesem Säkulum lediglich dramatisiert. Die Leute waren also längst an derartige Vokabeln gewöhnt, teilweise damit aufgewachsen, womit dieser Terminus natürlich jegliche Macht verloren hatte. Heute scheinen das zumindest die Medien zu begreifen und erklären die aktuelle Situation daher weit angebrachter als den Anfang der Offenbarung. Obwohl, vermutlich interessiert sie Mal wieder nur die Auflage und Einschaltquoten.
Die wirkliche Brisanz der Forschungsergebnisse war nur wenigen wirklich bewusst geworden. Allerdings sollte sich das rasant ändern.
Für Bill Harper jedenfalls, war es mehr als nur eine Forschungsarbeit, wie er vor den
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