Osteopathie: Sanftes Heilen mit den Händen
ab.
Die Bedeutung von Funktion und Struktur
»Die Funktion bildet das Organ.« (Charles Darwin)
Der Begründer der Evolutionstheorie, Charles Darwin, sagte: »Die Funktion bildet das Organ.« In der Tat definieren sich die einzelnen Körperstrukturen wie Organe, Knochen oder Muskeln letztlich über die spezifische Funktion, die sie ausüben. Knochen beispielsweise geben dem Körper Halt, schaffen Festigkeit und bieten Schutz vor Druck- oder Zugbelastungen. Keine andere Körperstruktur kann diese Funktionen besser ausführen. Knochen besitzen die Druckfestigkeit von Sandstein und die Zugfestigkeit von Kupfer. Lang währende Druck- und Zugbelastungen führen sogar zu einer vermehrten Knochenbildung. Die gesteigerte Funktion verlangt demnach ein Mehr an Struktur.
Werden die spezifischen Funktionen eines Knochens hingegen nicht mehr benötigt, dann bildet er sich zurück. So degeneriert beispielsweise der Kiefer eines Menschen, der seine Zähne verloren hat und nicht mehr kauen kann.
Gelenkigkeit kann antrainiert werden.
Ähnliches gilt auch für die Muskeln. Diese haben die Funktion, Bewegungen auszuführen. Die in ihnen enthaltenen kontraktilen Elemente ermöglichen der Muskulatur, diese Funktion wahrzunehmen. Werden die Bewegungen oft genug gefordert, wächst der Muskel. Er passt sich seiner gesteigerten Aufgabe an, wie etwa der Herzmuskel bei Hochleistungssportlern.Wird ein Muskel hingegen kaum noch benutzt, etwa bei Gicht in den Fingern, bildet er sich zurück und wird zu einer Sehne.
Gelenke ermöglichen die Bewegungen, die die Muskeln ausführen. Gelenkigkeit kann antrainiert werden. Wird jedoch die Beweglichkeit eines Gelenks nicht mehr gebraucht, so versteift es.
Die gegenseitige Abhängigkeit von Struktur und Funktion beschränkt sich jedoch nicht nur auf das einzelne Organ. Der Körper in seiner Gesamtheit besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Strukturen mit ihren jeweils eigenen spezifischen Funktionen. Nur wenn diese alle zusammenwirken, kann der Organismus als Ganzes funktionieren.
WISSEN
»Die Struktur bestimmt die Funktion …«
Wenn die Funktion von Organen zunimmt, wächst in der Regel auch ihre Struktur. Wird die Funktion eines Organs nicht mehr benötigt, verkümmert seine Struktur.
»Die Struktur bestimmt die Funktion, und die Funktion formt die Struktur.« So beschrieb Andrew Taylor Still die wechselseitige Abhängigkeit von Materiellem und Immateriellem, von Anatomie und Physiologie, von dem, was sich mit den Händen ertasten lässt, und dem, was direkt oft nicht ertastet werden kann.
Das Zusammenwirken von Funktion und Struktur
Das Konzept der Zusammengehörigkeit von Struktur und Funktion bildet einen Grundpfeiler der Osteopathie. Andrew Taylor Still erkannte dieses Prinzip, als er eines Tages ein menschliches Skelett betrachtete. Dabei wurde ihm klar, dass die einwandfreie Funktion eines Organs abhängig sein musste von seinen umgebenden Strukturen und deren harmonischem Zusammenspiel. Wenn beispielsweise die Beweglichkeit des Brustkorbes beeinträchtigt ist, dann muss dies auch Auswirkungen auf die Lungenfunktion haben.
Funktion und Struktur in der Osteopathie
Für die Osteopathie ist dieses Prinzip von grundlegender Bedeutung. Der menschliche Körper setzt sich aus einzelnen Strukturen zusammen, die alle ihre spezifischenFunktionen ausüben. Ist nun eine einzelne Struktur gestört, kann sie ihre korrekte Funktion nicht mehr wahrnehmen. Die gestörte Struktur liefert klinische Befunde, der Organismus gilt als krank. Ist hingegen die einzelne Funktion gestört, wird der Körper das so weit wie möglich kompensieren. Gelingt ihm dies nicht oder nicht mehr, entsteht ein struktureller Schaden, eine Krankheit.
Der Osteopath hilft der Struktur, zu ihren ursprünglichen Bewegungen zurückzufinden.
Die Osteopathie dient jedoch nicht nur der Befunderhebung, sondern auch der Behandlung. Die gegenseitige Abhängigkeit von Struktur und Funktion erklärt, warum eine osteopathische Therapie überhaupt erfolgreich sein kann. Mit seinen manuellen Techniken hilft der Osteopath der Struktur, zu ihren ursprünglichen Bewegungen zurückzufinden. Ziel ist dabei nicht die geschädigte Struktur, sondern deren beeinträchtigte Funktion. Stimmen die Bewegungen der Struktur wieder, so kann diese ihre Funktion erneut ausüben. Den Schaden an der Struktur kann der Osteopath nicht beheben. Das vermögen einzig und allein die Selbstheilungskräfte des Körpers.
WISSEN
Der Osteopath prüft die Bewegungen
Weitere Kostenlose Bücher