Paul's Blog
ausfragen, aber er hat seine Schwester selber schon lange nicht mehr gesehen. Ich habe ihn gefragt, was er nach dem Zivildienst machen will. Er hat keine Ahnung. Vielleicht studieren, vielleicht auch eine Schreinerlehre. Ich frage mich, ob er eine Freundin hat. Er sieht gut aus und ist ein netter Typ. Ich stelle mir vor, dass wir irgendwann selber totalt sind und dann zusammen im Altenheim sitzen. Würden wir uns dann mehr erzählen? Ich meine, dann kommt es doch gar nicht mehr darauf an, ob man Geheimnisse hat oder was auch immer, wen interessiert das dann noch? Oder bleibt das gleich? Verteidigt man bis zum Ende seines Lebens seine Privatssphäre, um dann allein zu sterben? Und niemand weiß, wie man sich fühlt oder gefühlt hat? Ich wette, dafür gab es früher die Beichte. Dass man wenigstens einem Menschen auf der Welt alles erzählen konnte. Und heute gibt es den Blog. Moderne Beichte. Okay - Amen.
März 2009
Final Fantasy
March 17, 2009 at 4:08pm
Was ist denn das? Es kann doch nicht sein, dass ich mich 50 Stunden lang durch Final Fantasy spiele, um dann zu sterben? Nichts mit freier Wille, am Ende ist Zack tot. Wie kann man denn die Spielfigur sterben lassen? WIESO?
Theo meint, ich würde die Sache zu ernst nehmen. Im nächsten Teil gibt es einen neuen Helden und so weiter. Aber hat man als Spieleentwickler nicht eine Verantwortung seinen Figuren gegenüber? Sogar Jason Bourne ist im dritten Teil nicht gestorben (okay, sie wollten sich die Möglichkeit offen lassen, einen vierten Teil zu erzählen).
Man sollte darüber reden. So was könnte ein Leistungsfach sein. Da würde ich mich sogar gerne prüfen lassen.
Aber über Computergames wird nur dann geredet, wenn einer in die Schule rennt und 16 Schüler erschießt. Warum? Das ist der Horror, aber mir scheint, es hat mehr damit zu tun, dass sein Vater 14 (?) Waffen im Haus hatte. Mit einer virtuellen Waffe hätte er nämlich niemanden umbringen können. Außerdem erschießt man sich in Computergames selten selbst.
Irgendwie ist es unfassbar, dass jetzt diese Schüler und Lehrer tot sind, die vor ein paar Tagen noch gelebt haben. Vielleicht wollten sie morgens die Schule schwänzen oder waren krank und sind dann doch in die Schule gegangen. Und auf einmal ist praktisch nichts zwischen dem Leben und dem Tod. Es kann immer passieren.
Was mich auch beschäftigt, ist dieser Spruch, den der Rektor über die Lautsprecheranlage rausgegeben hat. Frau Koma ist unterwegs. Oder so ähnlich. Was ein Code war, falls jemand Amok läuft. Waren die wirklich darauf vorbereitet? Warum waren sie nicht wirklich, gut vorbereitet? Gibt es an unserer Schule auch Codes für Amokläufer? Was ist denn hier eigentlich los?
Und muss man jedem weinenden Schüler ein Mikro ins Gesicht halten? Das kommt mir krank vor. Jeder lechzt nach den Bildern und dann: Warum? Warum? Vielleicht genau deshalb, weil wir die Bilder sehen wollen. Wie diese beiden Amokläufer in Amerika, die sich schon ausgemalt haben, wie dann über ihren Amoklauf berichtet wird und was für Filme es darüber geben wird und dass sie dann die Helden der Story sind. Und genauso ist es: Jetzt kramt jeder wieder diese Story raus, und es wird noch mal haarklein über alle Amokläufe der Geschichte geredet. Und all das kommt mir wie eine Werbeveranstaltung vor.
Bauer hat in seinem Altenheim überhaupt nichts davon mitbekommen. Ich erzähle ihm davon. Das musste einfach raus.
Er meint, dass die Alten auch Amoklaufen würden, wenn sie nicht mit Alzheimer und körperlichen Gebrechen und so weiter zu kämpfen hätten. Weil so etwas jemand tut, der sich machtlos fühlt. Ein armes Würstchen. Ein Loser.
Es tut gut, mit Bauer darüber zu reden. Es ist angenehm, dass er nicht so sensationsgeil vor dem Fernseher hockt und sich jeden Bericht über die Sache reintut. Stattdessen diskutiert er mit mir darüber. Danach ging es mir besser.
April 2009
Paris again ...
April 2, 2009 at 4:27pm
Ich habe gelesen, dass ein Amokläufer in ein Altenheim gerannt ist und dort Leute umgelegt hat. Unheimlich. Gerade habe ich mir Gedanken darüber gemacht und dann passiert es schon. Echt gruselig.
Das zeigt allerdings, dass es diesen Spinnern offenbar vollkommen egal ist, wen sie umbringen. Sie rennen einfach irgendwo rein und ballern rum.
Theo hat mir erzählt, dass einige Eltern der Opfer des Schul-Amoklaufs sich zusammengetan haben und an die Presse und die Waffenindustrie appelliert haben. Das Foto des Attentäters soll
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