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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Prolog
    N ein, nur das nicht!
    Detective Sergeant Isabelle O’Connell brachte ihre gesamte Willenskraft auf, um den Schrei der Verzweiflung zu ersticken, und so blieb er ungehört in ihrer Kehle stecken. Sie verschloss die Augen vor dem Anblick, und ungeweinte Tränen brannten unter ihren Lidern.
    Die Kollegen ringsum räusperten sich, murmelten Verwünschungen und vermieden es, einander in die Augen zu sehen.
    Die schwere Last des Versagens ließ sie schweigen. Seit sieben Tagen wurde das Kind vermisst. Sieben infernalische Tage und Nächte lang hatte man gesucht und gehofft und jedem noch so schwachen Hinweis fieberhaft hinterhergejagt, in der verzweifelten Hoffnung, eine Spur von ihr zu entdecken.
    Und jetzt das.
    Es war schlimm genug, dass der kleine Mädchenkörper vor ihnen einfach in eine Grube gekippt worden war. Aber offensichtlich war der tödliche Einschuss in ihrem Kopf noch keine vierundzwanzig Stunden alt. Sie hatte also mindestens sechs dieser Tage gelebt, und es war ihnen nicht gelungen, sie zu finden. Sie hatten sie im Stich gelassen.
    Superintendent Barrington riss sich als Erster zusammen. »Ich werde die Eltern informieren«, sagte er barsch
mit gepresster Stimme. »Detective Fraser, Sie bringen die Spurensicherung hier rauf, und zwar sofort. Sie beide«, er deutete auf zwei der uniformierten Polizisten, »sperren den Fundort ab. Niemand, und ich meine niemand , rührt hier irgendwas an, bis die Spezialisten da sind. O’Connell, Sie kommen mit mir.«
    Isabelle unterdrückte ihren Fluchtinstinkt und nickte nur stumm. Als ranghöchster Polizistin im Team war es natürlich ihre Pflicht, ihn bei diesem Albtraum zu begleiten. Zehn Jahre war sie nun schon dabei, und jedes Mal wurde es schlimmer, nicht leichter. In diesem Fall kannte sie die Eltern, war gemeinsam mit ihnen hier im Ort aufgewachsen. Irgendwie musste sie den Mut aufbringen, ihnen ins Gesicht zu sehen und die Nachricht zu überbringen. Irgendwie musste sie Sara, ihrer Banknachbarin aus der fünften Klasse, beibringen, dass ihr einziges Kind tot war.
    Reiß dich zusammen. Es muss sein.
    Trotz der Befehle rührte sich niemand.
    Mit hochrotem Kopf machte Steve Fraser seinem Zorn Luft: »Sir, sollten wir uns diesen Bastard Chalmers nicht noch mal vornehmen? Das ist doch ganz genau wie bei der anderen Kleinen. Es muss doch irgendwas geben, weswegen wir ihn festnehmen können.«
    Barrington fixierte den Detective mit kaltem Blick. »Beweise, Fraser. Liefern Sie mir den Hauch eines Beweises, dass er etwas mit diesem Mord zu tun hat, und wir werden ihn festnehmen und vor Gericht bringen. Aber alles, was Sie mir bis heute vorgelegt haben, sind Unterstellungen, Gerüchte und die Tatsache, dass er vor zwei Jahren wegen eines ähnlich gelagerten Falls angeklagt und freigesprochen wurde. Das sind keine Beweise. Und
mir ist nach wie vor schleierhaft, weshalb ausgerechnet Chalmers verdächtiger sein sollte als jeder andere in der Stadt.«
    »Aber er ist so sonderbar, Sir«, beharrte Fraser herausfordernd. »Alle glauben, dass er es war.«
    Isabelle machte sich darauf gefasst, dass Barrington explodieren würde, doch der Superintendent seufzte nur müde. »Sonderbarkeit ist kein Verbrechen, Fraser, und die Vorurteile einer Dorfgemeinschaft sind keine Grundlage für eingehende polizeiliche Ermittlungen.«

    Stumm und angespannt saß Barrington auf dem Beifahrersitz, während Isabelle den kurzen Weg in den Ort zurückfuhr. Erst als sie vor dem bescheidenen Haus hielten, in dem die Eltern des Mädchens wohnten, sprach er wieder.
    »Wenn wir das hinter uns haben, sollten Sie zu Chalmers gehen und ihn warnen, O’Connell. Fraser hat nicht ganz unrecht - die halbe Stadt denkt, dass er der Täter ist, und sie wollen sein Blut sehen.«
    »Schutzvorkehrungen, Sir?«, fragte sie und zwang sich, praktisch zu denken, um so das Grauen der bevorstehenden Aufgabe von sich zu schieben.
    »Wenn er es will. Entscheiden Sie das vor Ort selbst.«
    Sie stellte den Motor ab und löste mit unsteten Fingern den Sicherheitsgurt. Barrington verharrte reglos, sein Antlitz war weiß.
    »Noch eine Woche bis zum Ruhestand, O’Connell«, murmelte er. »So habe ich mir den Abschied nicht vorgestellt.«
    Im Fenster zuckte ein Vorhang, und sie wusste, nun musste sie die erstarrten Glieder aus dem Wagen zwingen
und das Undenkbare tun. Mitch und Sara standen jetzt an erster Stelle. Später - viel später, wenn die Pflicht getan und der Schuldige an diesem Verbrechen verhaftet war - konnte

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