Perry Rhodan - 2511 - Schatten im Paradies
von Menschenhand eingetragen, einem Roboter wäre das nicht passiert«, wollte Whistler impulsiv sagen – in letzter Sekunde verbiss er es sich. So deutlich wie in dem Moment hatte er seinen inneren Zwiespalt selten wahrgenommen.
Er war froh, dass Lexa ihm und Sean entgegenkam. Der Vizeadmiral begrüßte sie beide mit Handschlag.
»Was ist los?«, fragte Whistler rau. »Wie viel Zeit bleibt uns bis zur Invasion?«
Lexa schaute ihn durchdringend an. »Ich weiß es nicht«, sagte er bedeutungsschwer.
»Vermutlich haben wir neuen Funkempfang«, bemerkte Legrange. »Gibt es brisante Informationen?«
»Könnt ihr beide neuerdings Gedanken lesen?« Lexa musterte den Verteidigungsminister irritiert. Seit den ersten Monaten ihrer gemeinsamen Flottenausbildung verband sie eine tiefe Freundschaft. »Die eingehenden Nachrichten überschlagen sich geradezu. Es sieht tatsächlich nach einem Angriff auf mehrere Polyport- Höfe aus ...«
*
Vor der Transmitterhalle wartete eines der kleinen Schwebefahrzeuge, die anfangs zur Erkundung des Polyport-Hofs eingesetzt worden waren. Der umgebaute Kurzstreckengleiter hatte ein schmales Chassis, das ihn auch in engen Korridoren manövrierfähig bleiben ließ, dazu ein Stück Ladeplattform, die mit wenigen Handgriffen dem jeweiligen Bedarf entsprechend variiert werden konnte.
»Ich bringe euch in die Funkzentrale«, sagte Lexa. »Alles von Bedeutung erfahrt ihr dort.«
Es waren nur Notsitze, die den beiden Passagieren zur Verfügung standen. Auf gewisse Weise entsprachen sie den träge gewordenen Bemühungen, NEO-OLYMP zu erforschen. Die Arbeiten waren nur mehr Routine, die eher der Archivierung diente als dem tatsächlichen Willen, neue Wege zu gehen. Es gab so viel anderes zu erledigen, das als wichtiger eingestuft wurde.
Dabei war die angespannte Erwartung nach der Entdeckung der Station schnell in hemmungslose Neugierde umgeschlagen. Weil die Wissenschaftler noch im Jahr 1410 NGZ dank aufgefangener Funksprüche herausgefunden hatten, dass der sternförmige Koloss ein »Polyport-Hof« war – und seine Aufgabe sich wahrscheinlich mit der eines Weltraumbahnhofs vergleichen ließ, der sowohl Lebewesen als auch Funksignale transferieren konnte, wenn man ihn beherrschte.
NEO-OLYMP – die Namensgebung hatte wegen des nahen Gasriesen Zeus kaum anders ausfallen können.
Während der Bergung des großen Objekts aus dem kilometerdicken Eis im Kraterinnern und vor allem kurz nach dem Transport in den Orbit des Mondes Krian dann die erste Euphorie. Mit den Einrichtungen des Polyport-Hofs waren schneller als erwartet Funksprüche aufgefangen worden. Staunend hatten die Stardust-Siedler zur Kenntnis genommen, dass sich offensichtlich Dutzende Völker des Polyport-Netzes bedienten.
Wenige Monate später war der erste Kontakt mit den Halbspur-Changeuren zustande gekommen.
Erst da hatten zwei Minister der seinerzeitigen Administration erkannt, was der Kadett Sean Legrange wirklich gefunden hatte, nämlich eine potenzielle Kontaktmöglichkeit über den Abgrund der Sterne hinweg zurück zur Milchstraße. Die Bezeichnung »Halbspur-Changeure« war den beiden Männern zumindest ein vager Begriff gewesen.
Whistler hatte bald davon erfahren und ebenso ungläubig darauf reagiert wie nach ihm viele Siedler.
Im März des Jahres 1346 NGZ, also rund ein halbes Jahr vor der Auswanderungswelle ins Stardust-System, waren Menschen schon in der Milchstraße dem Wirken der Halbspur-Changeure begegnet. In den Hyperschwallfronten des Kugelsternhaufens Omega Centauri hatte Perry Rhodan ZEUT-80 entdeckt, eine uralte lemurische Stoßimpuls-Generator-Plattform. Auf ZEUT-80, hieß es, hätten sich exotische Fremde aufgehalten. In einem »Transporthof«, den »Halbspur-Changeure« errichtet und auf Forderung der Terraner hin sehr schnell wieder aufgelöst hätten.
Whistler hatte diese Informationen einem Geheimdossier entnommen, das sich im Erbe Sigurd Echnatoms befunden hatte.
Im Funkkontakt mit den Halbspur-Changeuren war von NEO-OLYMP aus intensiv versucht worden, die Anlagen der Station freizuschalten. Währenddessen hatte sich der Polyport-Hof in ein Heerlager von Technikern, Hyperphysikern und Kosmopsychologen verwandelt. Ein vergeblicher Aufwand, der zudem sehr schnell warnende Stimmen auf den Plan gerufen hatte.
Vor allem die Partei Interstellare Achtung hatte mit großem Aufwand opponiert und behauptet, die Stardust-Menschheit sei im Begriff, in grenzenlosem Leichtsinn ihre Zuflucht aufs Spiel zu
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