Perry Rhodan Neo 023 - Zuflucht Atlantis
Hologramme der Außenbeobachtung sind ausgefallen! Zuletzt haben wir gesehen, dass Schiffe der Methans angeflogen sind. Sollen wir einfach hier sitzen und warten, bis sie unserem ... Wrack mit ein paar gezielten Schüssen den Rest geben?«
Crest zögerte.
Darauf gibt es nur eine Antwort, kommentierte der Extrasinn.
Doch diese wollte der Arkonide nicht aussprechen. Sie klang zu endgültig. Zu ernüchternd. Zu grausam.
»Crest!«, drängte der Topsider.
Also sagte er es doch. »Ja.« Er schloss die Augen. »Warten wir gemeinsam auf den Tod.«
Plötzlich fühlte er eine Berührung. Er sah hin. Tatjanas Finger legten sich um seine. Sie nickte kaum merklich. Ein letzter Trost, dachte er. Wir sterben nicht allein.
2.
Dem Krieg und dem Schicksal entfliehen
D'ihra
D'ihra blickte besorgt zum Himmel. Nicht nur, dass eine der blitzenden Sternentränen über das leuchtende Blau hinwegzog, es braute sich auch ein Unwetter zusammen. Wenn sie sich auf das Meer wagten, bestand die Gefahr, dass sie der kommende Sturm das Leben kostete. Noch länger untätig abzuwarten und den Aufbruch hinauszuzögern konnte sich allerdings als ebenso tödlich erweisen.
Sie wandte sich an ihren Bruder. »Was soll ich tun?«, fragte sie so leise, dass niemand außer ihm es hörte. Die drei anderen waren weit genug entfernt. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
Egmogast kicherte kaum hörbar, ehe er ihr antwortete. Sie verstand ihn zweifellos als Einzige ihrer kleinen Flüchtlingsgruppe, weil sie seine schwerfällige Sprache seit inzwischen achtzehn Jahren ertragen musste; seit seiner Geburt, als sie selbst noch ein Kleinkind von nur einem guten Dutzend Monden gewesen war. Er war mit einer winzigen Zunge geboren worden, viel zu klein für seinen breiten Mund. Für die meisten bildeten deshalb seine Worte nur die unverständlichen Laute eines Schwachsinnigen.
»Seit der Krieg tobt, ist jeder Sonnenaufgang eine Gnade. Sag selbst, wie viele, mit denen wir einst unser Leben teilten, sind gestorben? Uns allen bleibt nur noch wenig Zeit, auf die eine oder andere Weise.«
Das war nicht die Wortwahl eines geistig Zurückgebliebenen, sondern des Menschen mit dem schärfsten Verstand, den D'ihra kannte. Obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussah, so war er von den Göttern gesegnet, ebenso wie sie, wenn auch auf andere Weise.
Selbstverständlich hatte Egmogast recht. Doch seine Worte lieferten keine Antwort auf die Frage, die sie umtrieb. Sollten sie aufbrechen oder bis zum nächsten Tag abwarten, bis das Unwetter vorübergezogen war?
Als Seherin vertrauten ihr die anderen; sie musste für die paar Flüchtlinge, die im Chaos dieser Tage losgezogen waren, um Zuflucht in der geheimnisvollen Stadt an der Küste jenseits des Meeres zu suchen, die Entscheidung treffen ... in Atlantis, wie sie seit jener Nacht wusste. Sie hatte Wort gehalten und die fremdartige Bezeichnung niemals ausgesprochen, genau wie sie es nach der Geburt ihres Sohnes dem Gott namens Feltif de Khemrol versprochen hatte.
»Du entscheidest«, sagte ihr Bruder: Denschesst, hörten die anderen, nicht mehr. Er gab sich erst gar nicht die Mühe, zu flüstern.
Sie nickte. Wenn es noch eine Rettung gab für die, die ihr vertrauten, lag diese an ihrem Ziel, in der Stadt der Götter. Oder derjenigen, die von den Sternen gekommen waren, wie Feltif behauptet hatte. Doch dieses Ziel musste warten, wenigstens noch einen Tag. Sich in den Sturm zu wagen wäre bloße Narretei. »Wir brechen erst morgen auf!«, befahl sie, diesmal laut genug, dass alle es hören konnten.
Danach blickte sie über das Ufer und die Weiten des Meeres.
Dort hinten, irgendwo, wartete Atlantis.
Und in der geheimnisvollen Stadt würde sie hoffentlich auch den seltsamen Fremden treffen, der ihr in der Nacht, als ihr Sohn geboren worden war, das Leben gerettet hatte. Sie hütete seinen Namen wie einen Schatz. Feltif war der Einzige, der ihr die Frage beantworten konnte, die ihre Gedanken bestimmte:
Wieso war es so weit gekommen?
Warum nur war ein Gott vom Himmel gestiegen und hatte in seiner Menschengestalt ihr und ihrem Sohn geholfen, wenn der Kleine zwei Sonnenumläufe danach doch sterben musste?
Und weshalb war D'ihra dazu verdammt, weiterzuleben und den Schmerz zu fühlen, nicht nur keine Mutter mehr zu sein, sondern auch Witwe?
Sie starrte immer noch hinaus aufs Meer, in die ewigen Fragen versunken, die all ihre Gedanken vereinnahmten, als Marokars Warnruf sie und ihre Gefährten aufschreckte.
Ihr
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