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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aussuchen und eine, die es nicht ist?«
    »Ja, das meine ich. Da der Rest von Euch mich mehr oder weniger gefangen gehalten hat, hatte ich mehr Zeit zum Nachdenken, als mir lieb war. Juilaine und Rina und Andaya gaben mir den ersten Hinweis, und Ferane ließ in mir den Entschluss entstehen, es zu überprüfen.« Was meinte Seaine damit, Andaya und die anderen beiden hätten sie überhaupt erst darauf gebracht? Oh, natürlich: auch Rina und Andaya wa - ren eigentlich nicht alt genug, um im Saal zu sitzen. Der Brauch, nicht über das Alter zu sprechen, wurde schnell zur Gewohnheit, auch nicht darüber nachzudenken.
    »Zwei könnten ein Zufall sein«, fuhr Seaine fort, »sogar drei, obwohl das schon sehr unglaubwürdig ist, aber fünf sind ein Muster. Von den Blauen abgesehen, waren die Braunen die einzige Ajah, bei der sich zwei Sitzende den Rebellen angeschlossen haben. Vielleicht ist das der Grund, warum sie eine ungewöhnliche und eine herkömmliche Schwester ausgesucht haben. Aber da besteht ein Muster, Yukiri, ein Rätsel, und ob es nun eine Erklärung dafür gibt oder nicht, etwas sagt mir, dass wir es lieber lösen sollten, bevor die Rebellen hier sind. Es erweckt in mir das Gefühl, dass mir jemand die Hand auf die Schulter legt, aber wenn ich mich umdrehe, ist da keiner.«
    Unglaubwürdig war nur die Vorstellung, dass die Anführerinnen der Ajah sich zu einer Verschwörung zusammenfanden. Andererseits ist eine Verschwörung der Sitzenden noch viel weiter hergeholt, und ich stecke mit in einer drin, dachte Yukiri. Und da war die einfache Tatsache, dass niemand außerhalb einer Ajah die Anführerin der betreffenden Ajah kennen sollte, aber entgegen aller Bräuche wußten die Anführerinnen über einander Bescheid. »Wenn es da ein Rätsel gibt«, sagte sie müde, »habt Ihr viel Zeit, es zu lösen. Die Rebellen können Murandy nicht vor dem Frühling verlassen, egal, was sie den Leuten auch erzählen, und der Marsch flussaufwärts wird Monate in Anspruch nehmen, fall sie überhaupt das Heer so lange zusammenhalten.« Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass ihnen das gelingen würde; das war vorbei. »Geht wieder in Eure Gemächer, bevor uns jemand hier von einem Schutzgewebe umgeben sieht, und denkt über Euer Rätsel nach«, sagte sie nicht unfreundlich und legte eine Hand auf Seaines Ärmel. »Ihr müsst Euch damit abfinden, beschützt zu werden, bis wir alle davon überzeugt sind, dass Ihr in Sicherheit seid.«
    Bei jeder anderen außer einer Sitzenden hätte man den Ausdruck auf Seaines Gesicht als mürrisch bezeichnet. »Ich spreche noch einmal mit Saerin«, sagte sie, aber das Licht Saidars um sie herum erlosch.
    Als Yukiri zusah, wie sie sich zu Bernaile gesellte und die beiden dann in Richtung der Ajah-Quartiere gingen, beide so vorsichtig wie Rehkitze, wenn die Wölfe unterwegs waren, wurde ihr das Herz schwer. Es war schade, dass die Rebellen nicht vor dem Sommer da sein würden. Wenigstens das hätte die Ajahs möglicherweise wieder zusammengebracht, sodass Schwestern nicht gezwungen gewesen wären, in der Weißen Burg herumzuschleichen. Und sich Flügel zu wünschen, dachte sie traurig.
    Fest entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen, begab sie sich zu Meidani und Leonin. Sie hatte eine Schwarze Schwester zu entlarven, und eine Untersuchung war wenigstens ein Rätsel, von dem sie wusste, wie sie es zu lösen hatte.
    Gawyn schlug in der Dunkelheit die Augen auf, als ein neuer kalter Luftschwall durch den Heuschober wehte. Normalerweise hielten die dicken Steinmauern der Scheune die gröbste Nachtkälte ab. Unten ertönten Stimmen; keine klang aufgeregt. Er nahm die Hand von dem neben ihm liegenden Schwert und zog die Panzerhandschuhe fester. Wie die anderen Jünglinge schlief auch er mit jedem Fetzen Kleidung, den er anziehen konnte. Vermutlich war es gerade Zeit, einige der um ihn herum liegenden Männer für ihre Wache zu wecken, aber er war jetzt hellwach und bezweifelte, bald wieder Schlaf finden zu können. Sein Schlaf war sowieso unruhig und von dunklen Träumen erfüllt, von der Frau heimgesucht, die er liebte. Er wusste nicht, wo Egwene sich aufhielt oder ob sie überhaupt noch am Leben war. Oder ob sie ihm vergeben konnte. Er stand auf, ließ das lose Stroh, das er über sich gezogen hatte, von seinem Umhang fallen und schnallte den Schwertgürtel um.
    Als er sich seinen Weg um die schattenhaften Hügel aus Männern herum suchte, die auf den aufgestapelten Heuballen schliefen, verriet

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