PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System
Explosionszungen verloren sich im All.
Erleichtert stieß sie die angehaltene Luft aus. Eine kurze Phase Überlastung vertrugen die Aggregate, aber dann ...
Ihr Blick fiel auf die anderen Anzeigen im Innendisplay. Eine kalte Hand griff nach ihrer Kehle und drückte zu.
Durch die Überbelastung hatte der SERUN alle verfügbare Energie in den Schutzschirm geleitet. Dadurch hatte sie Martin Felten aus der Fernsteuerung verloren.
Sie rief ihn über Funk, erhielt aber nur von Sinaid Velderbilt Antwort. Die Orter ihres Anzuges fanden inmitten der Trümmerstücke des Schwingenraumers ebenfalls keine Anzeichen von Feltens SERUN.
Mondra fluchte lautlos.
Dann schickte sie einen Rafferimpuls an die ARCHIMEDES, der sie während ihrer Flucht befohlen hatte, sich vom Schiff zu lösen und den HÜ-Schirm hochzufahren.
Das Schiff sendete einen Bestätigungsimpuls und tauchte nur Sekunden später aus der Dunkelheit des Alls vor ihr auf.
Sie bestieg die Laderampe des Kleinstbeibootes und sammelte kurz darauf Sinaid Velderbilt ein, die mit stoischer Ruhe auf sie gewartet hatte.
Fünf Minuten mussten sie suchen, bis sie endlich den SERUN des Mathematikers zwischen den Trümmerstücken fanden.
Er lebte, schien durch das Erlebnis nicht einmal sonderlich schockiert zu sein. Die Stille habe ihm gut getan, behauptete er, nachdem sie ihn eingeladen, den Innenraum mit Luft geflutet und die SERUNS geöffnet hatten.
»Hat sich das Ganze wenigstens gelohnt?«
»Ich muss die Ergebnisse in Ruhe durchrechnen und prüfen«, wich er aus. »Aber aus dem Stand würde ich sagen, dass das Experiment sowohl ein für uns positives wie auch negatives Resultat erbracht hat.«
»Wie das?«, fragte Mondra.
»Nun, auf der einen Seite wissen wir nun, dass die Orontes-Magnete ihren Zweck erfüllen. Sie haben die Hyperenergie des Quolnäer Keretzen wie ein Schwamm aufgesogen – oder, um beim ursprünglichen Terminus zu bleiben: wie ein Magnet angezogen und absorbiert.«
»Und auf der anderen Seite?«
»Wie wir alle drei schmerzhaft festgestellt haben, wurde die Hyperenergie der Blitzwelle nicht hundertprozentig absorbiert. Wenn ich hochrechne, wie viel größer die Orontes-Magnete hätten sein müssen, um alle Energie abzufangen, komme ich in einen Bereich, bei dem wir jeglichen Versuch in dieser Richtung aufgeben müssen. Sprich: Wir können die Blitzwelle nicht aufhalten, indem wir einzelne Schiffe mit Orontes-Magneten ausstatten. Dazu wäre viel zu viel Felsgestein nötig, zumal sich dann auch die Frage nach dem Transport und der Platzierung der Megamagnete stellen würde.«
Mondra runzelte die Stirn. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, sind wir aber sicher, dass wir zumindest einzelne Schiffe mittels der Felten-Methode vor den Quolnäer Keretzen schützen können?«
Der Mathematiker nickte. »Hundertprozentig sicher.«
»Gut.« Diamond wandte sich wieder den Kontrollen der Raumlinse zu. »Dann wollen wir keine Zeit verlieren und ...«
Überrascht blickte sie auf die Holosphäre vor ihr. Sie hatte bisher gar nicht darauf geachtet, war viel zu stark mit der Suche nach dem Mathematiker beschäftigt gewesen.
»Was ist?«, fragte Sinaid Velderbilt alarmiert.
Mondra deutete auf die Holosphäre. »Sie sind weg!«
»Wer? Die Kampfflotten?«
»Ja, genau die!«
Mondra gab der Positronik den Befehl, die Ortung auszuweiten. Als die Ergebnisse hereinkamen, blieb ihr kurz der Atem weg.
»Die Kämpfe haben sich ins Innere des Morpheus-Systems verlagert«, berichtete sie hastig. »Sie sind in der Umlaufbahn des fünften Planeten angekommen. Wenn wir von der bisherigen Geschwindigkeit ausgehen, mit der sie sich vorwärts bewegen, sind sie in zehn oder vielleicht zwanzig Minuten auf der Höhe von Orontes angelangt!«
»Was können wir tun?«
Mondra presste die Lippen aufeinander, überlegte krampfhaft.
»Nichts«, sagte sie dann. »Ich habe Electra Pauk und die Kommandanten der LUNA-Kreuzer angewiesen, bei unmittelbarer Gefahr zusammenzuarbeiten, damit allen drei Schiffen die Flucht gelingt. Ich hoffe, sie halten sich daran.«
Sie zündete die Triebwerke und beschleunigte die ARCHIMEDES mit Höchstwerten.
»Reicht das überhaupt noch?«, fragte der Mathematiker. »Ich meine: Kommen wir rechtzeitig zurück nach Orontes, bevor die Kampfflotten dort sind?«
»Nicht, wenn sie weiter mit derselben Geschwindigkeit vorstoßen«, gab Mondra zurück. »Aber wir haben keine andere Wahl, als es zu versuchen.«
Schweigend lagen sie nebeneinander,
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