0653 - Stirb, wenn du kannst!
»Es ist an der Zeit, wieder einmal im Llewellyn-Castle nach dem Rechten zu sehen«, hatte Lady Patricia Saris ap Llewellyn angemahnt. »Schließlich können wir die Burg nicht völlig sich selbst überlassen.«
»Sie ist nicht sich selbst überlassen«, erwiderte Professor Zamorra schulterzuckend. »Julian Peters hat sich dort häuslich eingerichtet.«
»Trotzdem!« drängte die Schottin. »Wir sollten uns wieder einmal dort sehen lassen. Ich habe seit einiger Zeit ein ganz seltsames Gefühl, wenn ich an das Castle denke.«
»Meinetwegen«, erklärte Zamorra sich bereit, »schauen wir nach. Schließlich drängt ja sonst nichts.«
Dessen war er allerdings gar nicht so sicher. Zu viel hatte sich in der letzten Zeit ereignet, zu viel war auch für eine Weile verdrängt worden. Zum Beispiel die Geschehnisse auf dem Silbermond, der verschwundene Meegh Ghaagch, der als letzter seines Volkes galt und einen Dhyarra-Kristall 11. Ordnung bei sich führte, um seine Existenz zu stabilisieren… seit er irgendwo untergetaucht war, hatte niemand mehr etwas von ihm gehört.
Oder die Sache mit Merlins Zauberwald, der von der Hexe Baba Yaga zerstört wurde… die Werwölfin Zia Thepin… die Unsichtbaren… oder auch der spurlos verschwundene Vampir Tan Morano… und Lamyron, der in die Fänge des längst totgeglaubten, befremdlicherweise wieder aufgetauchten Dunklen Lords geraten war…
Es gab allerdings auch genug andere Dinge, die in den Vordergrund getreten waren. Zum Beispiel die jüngste Feststellung, daß die Regenbogenblumen in der Lage waren, Menschen und Gegenstände nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit zu transportieren. Eher durch Zufall beziehungsweise Unkonzentriertheit Zamorras waren er und seine Gefährtin Nicole Duval um zwei Jahre in die Vergangenheit an einen Ort versetzt worden, an den sie eigentlich gar nicht hatten gehen wollen… und in der Folge hatten sie eine Odyssee erlebt, die sie bis in die Höllen-Tiefe gebracht hatte. Daß sie überlebten und wieder heimkehren konnten in die Gegenwart und ins Château Montagne im südlichen Loire-Tal, war fast schon als ein Wunder zu bezeichnen, an dem das Amulett-Wesen Taran nicht ganz unbeteiligt war. [1]
Taran war jetzt wieder untergetaucht.
Das Para-Mädchen Eva auch.
Die rätselhafte junge Frau mit den noch rätselhafteren Para-Eigenschaften war einfach verschwunden. Erst als sie fort war, hatten die anderen im Château es registriert. Und es gab keine Möglichkeit mehr, herauszufinden, wohin sie gegangen war.
Dafür gab es eine andere Neuigkeit: sie wußten jetzt, wer der neue ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN war.
Yared Salem!
Das hatte sie alle überrascht, die zur Zamorra-Crew gehörten.
Die Ewigen waren ein außerirdisches Volk, dessen Angehörige zwar wie Menschen aussahen, sich aber in bestimmten Details doch von ihnen unterschieden. Zum Beispiel durch ihre extreme Langlebigkeit. Manche von ihnen waren bereits älter als tausend Jahre.
Salem war einer von ihnen.
Der Geist eines Menschen hatte von ihm Besitz ergriffen. Magnus Friedensreich Eysenbeiß, der Erzschurke, der sich für eine kurze Zeit sogar die Hölle unterworfen hatte, hatte Salems Geist verdrängt und sich im Körper des Ewigen beherrschend eingenistet; sein eigener Körper war bereits lange vorher zerstört worden. Als Ewiger getarnt, hatte er die Herrschaft über dieses Sternenvolk angetreten.
Das ging so lange gut, bis es Zamorra und dem Ex-Teufel Sid Amos gelang, ihn zu enttarnen. Eysenbeiß-Salem war gefangengenommen worden. Seither hatte niemand mehr etwas von ihm gehört.
Jetzt gab es nach langer Zeit endlich wieder einen ERHABENEN. Und bei diesem handelte es sich ausgerechnet um Yared Salem!
Salem war einmal mit Zamorra befreundet gewesen, ehe Eysenbeiß seinen Körper eroberte…
Das ließ Zamorra hoffen. Salem würde sich an die alte Freundschaft erinnern. Und er war einst auch der strikten Eroberungspolitik der Dynastie abgeneigt gewesen.
Andererseits gab es neuerdings wieder verstärkte Aktivitäten von Agenten der Dynastie auf der Erde.
Und in der Straße der Götter…
Wie das alles zusammenpaßte, mußte erst noch festgestellt werden. Zamorra befürchtete, daß die Agenten-Aktivitäten nicht nur reine Sicherheitsmaßnahmen der Ewigen waren. Immerhin war es in der Straße der Götter zu einem gefährlichen Zwischenfall gekommen, der den Tod der beiden Halbgötter Dämon und Byanca zur Folge hatte.
Aber im Moment schien an dieser »Front«
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