PR2605-Die Planetenbrücke
samt ihrem Sessel um. »Shimco, Pifa, darf ich bitten?«
»Sofort!« Die Ertruserin löste ihre Gurte und half auch dem Favadarei aus seinem Sitz.
Das Zackengebilde auf Shimcos Kopf glühte in dunklem Grün, und als er aufstand, taumelte er.
»Wir Favadarei vertragen das Meer nicht so gut«, sagte er. »Darum wollte ich auch ein Schiff bauen, das vor dem Seegang schützt.«
»Wenn wir erst einmal Fahrt aufnehmen, spürst du es kaum mehr«, versprach ihm Pifa. »Los, komm, lass uns die Kessel anheizen.«
Kaum eine Viertelstunde später schwebte die VAHANA und schoss erneut über das Wasser, getrieben von Düsen, die über Gasdruck in Bewegung gesetzt wurden. Shimco hatte das Beste an favadarischer Technik zusammengeholt und mit Pifa so weit optimiert, wie ihre Bordmittel es zugelassen hatten.
Die Monitoren fielen aus, und es wurde merklich kälter in der Kugelzelle. Nur Klimakontrolle und Isolierung der SERUNS hielten die Terraner jetzt noch warm. Die Favadarei nahmen die Heizaggregate ihrer Nordanzüge in Betrieb.
»Land in Sicht«, meldete Jonas und deutete auf den Bildschirm der Außenbeobachtung. Eine schmutzig graue Masse lag vor ihnen, die steil aus dem Meer anstieg. Einzelne Eisschollen trieben davor im Wasser – wie Vorboten der Eisöde, die auf sie wartete.
Schlagartig setzten die Düsen aus, und die VAHANA sackte durch und ins Wasser. Erneut hatten die dysfunktionalen Gezeiten zugeschlagen.
*
Es war die Hölle. Die reine weiße Hölle.
Die Arme um den Körper geschlungen, stemmte Zachary sich ins Geschirr des Schlittens und stapfte voran. Die anderen waren nur graue Schatten im Schneegestöber, jeder mit sich selbst beschäftigt, während sie weiter Richtung Norden zogen.
Wie kann es nur so schnell so furchtbar kalt werden?
Er warf einen kurzen Blick zurück, als hoffe er, die VAHANA noch einmal zu sehen. Doch es war bereits Stunden her, dass sie sie am Ufer des Ozeans hatten zurücklassen müssen.
Mit Düsen, Dampfkraft und tatsächlich mit den angedrohten Schaufelrädern hatten sie den SKARABÄUS bis zur Küste gebracht. Doch nichts hatte das Schiff mehr dazu bewegen können, auch nur einen Meter zu fliegen. Also hieß es, sich mit den nur teilweise funktionstüchtigen SERUNS und den Nordanzügen dem abweisenden Land zu stellen und zu sehen, wie weit man mit den dampfbetriebenen Schlitten der Favadarei kam.
Sie hatten sich durch eine Herde störrischer Zottelkugeln auf drei Beinen geschossen, als die Thermostrahler noch funktionierten. Die Wesen, die wie fliegende Fische in Bögen aus dem Schnee auf die Schlitten gesprungen waren, um nach allem zu schnappen, was vor ihre ausgeprägten Kiefer kam, hatten sie bereits mit Stöcken und Stangen abwehren müssen. Anschließend war auf Kulslins Anraten ein weiter Bogen um etwas gemacht worden, das wie ein Ring aus kleinen runden Obelisken gewirkt hatte – Frostpilze, wie der Shathologe erklärte. Ihre Sporenwolken lähmten in Sekundenschnelle.
Seither war es ruhig – bis auf den immer mehr zunehmenden Schneesturm. Nach einigen Stunden hatten allerdings die Antriebe der Schlitten hustend und knirschend den Geist aufgegeben. Alles war nun auf nur fünf von den Dampfmaschinen befreite Schlitten geräumt worden, die mithilfe der kraftverstärkenden SERUNS von den Terranern gezogen wurden.
Gleichmäßig setzte Zachary Schritt vor Schritt und lauschte auf das leise Summen der Kraftverstärkung. Er versuchte, sich alleine auf diese Tätigkeit zu konzentrieren und an nichts anderes zu denken. Nicht an die Gefahren ringsum. Nicht an den letzten Abend. Nicht an Jenke.
Marcia Widengren ging vor ihm. Als sei es das Normalste der Welt, trug sie eine Armbrust geschultert, die sie von den Favadarei erhalten hatte. Lanz hatte seine Leute mit allem ausgestattet, was die Favadarei an Kampfmitteln hatten, da er von den eigenen Waffen lediglich bei den Nadlern Hoffnung hatte, dass sie keine Ausfälle zeigen würden.
Das Angebot an Favadarei-Waffen war nicht eben groß. Die friedliebenden Vegetarier hatten Waffen lediglich zur Verteidigung gegen Raubtiere entwickelt. Die Ausbeute des Majors waren ein paar druckgetriebene Harpunen sowie kleine und größere Armbrüste mit teilweise gewagten Repetieraufbauten gewesen.
Schusswaffen kannten die Favadarei ebenso wenig wie Verbrennungsmotoren, obwohl sie durchaus wussten, wie mit bestimmten Stoffen Explosionen erzeugt werden konnten. Sie nutzten das jedoch ausschließlich für Felssprengungen und Feuerwerk.
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