Psychosomatische Homoeopathie

Homöopathie in der Regel mit Lachesis behandelt.
    Nach der Gabe von Lachesis C200 rief sie mich einige Wochen später glücklich an. Sie war nach sechs Jahren vergeblicher Versuche endlich schwanger. In der Spätphase der Schwangerschaft hatte sie starke Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ich gab Lachesis D12, und die Schmerzen verschwanden. Ein anderes Mal hatte sie einen Schnupfen, der sich auf Lachesis D12 prompt besserte. Mit der Zeit konnte ich auch beobachten, dass die Vertrautheit wuchs und mir die Patientin sympathisch wurde. Es war auch im Bereich ihrer Persönlichkeit eine Veränderung eingetreten, vielleicht auch, weil sie mit der Schwangerschaft die Gewalt und die Todesnähe ihrer Kindheit auflösen und eine eigene Familie gründen konnte. Für diese „Lösung“ hatte ihr die Einnahme von Lachesis eindeutig geholfen.
    Es scheint so zu sein, dass die Monatsblutung einer Frau dazu verhelfen kann, angestaute Gefühle abfließen zu lassen. Fällt dieser Mechanismus weg, kommt es öfters zu einem Zustand, der sehr gut auf Lachesis anspricht.
    Lachesis ist ein wichtiges Arzneimittel in den Wechseljahren der Frau.
    Ähnlich ist es bei Frauen, die nach einer vorzeitigen Entfernung der Gebärmutter eine Veränderung des Charakters erleben, indem sie viel reizbarer und ungeduldiger werden als vorher. Interessanterweise ist ein anderer Weg, sich eine ähnliche Erleichterung zu verschaffen, die Sprache. Wenn Menschen schier endlos und intensiv über ihren Ärger sprechen damit gar nicht mehr aufhören wollen und ihre Sprache mit Schimpfwörtern oder Obzönitäten anreichern, kann das ein Hinweis auf einen „Lachesis-Zustand“ sein.
Über das Mittel
    Schlangengifte waren Samuel Hahnemann ursprünglich fremd. Lachesis wurde erst 1830 von einem seiner Schüler, Constantin Hering (1800–1880), im Rahmen einer Südamerikareise geprüft. Er studierte auch das Verhalten der Buschmeisterschlange und konnte dabei Eigenschaften ablesen, die man auch dem Lachesis-Typ zuschreibt. Die Buschmeisterschlange ist freiheitsliebend. In der Gefangenschaft verweigert sie jede Nahrung, und das über Monate, bis sie schließlich zugrunde geht. Im Gegensatz zu vielen anderen Schlangen hält sie sich gern in kühlen, schattigen Wäldern auf, da sie Überhitzung durch die Sonne meidet. Ähnlich steht es mit Menschen, die Lachesis brauchen. Sie fühlen sich leicht überhitzt und vermeiden es, lange in der Sonne zu sein.
    Der Name Lachesis stammt übrigens von einer weiteren griechischen Schicksalsgöttin, und zwar jener, die den Lebensfaden anspinnt. In Bezug auf Lachesis als homöopathische Arznei ist damit wohl die geistige Entwicklung gemeint. Eine Kollegin bei einer homöopathischen Weiterbildung erwähnte einmal, ein älterer Homöopath habe ihr gesagt, sie solle Lachesis C1000 einmal im Jahr einnehmen, um ihr Bewusstsein zu erweitern und um Klarheit über ihren weiteren Lebensweg zu gewinnen. Sie hatte den Eindruck, dass sie durch Lachesis hellsichtiger und entschiedener geworden war und dadurch erst den Mut entwickelt hätte, selbstständige Entscheidungen zu treffen.
    Lachesis war eine der ersten homöopathischen Arzneien, von denen ich hörte, als ich noch Schulmediziner war. Ich arbeitete in einer Kardiologenpraxis, und ein Patient erzählte mir, dass ein Heilpraktiker sein Vorhofflimmern mit Schlangengift auskuriert hätte. Dazu hielt er mir ein abgegriffenes Fläschchen hin, auf dem Lachesis LM6 stand. Ich hielt diese Geschichte damals für unglaublich, bin aber mittlerweile davon überzeugt, dass man selbst schwere Rhythmusstörungen mit dieser Arznei in den Griff bekommen kann, sofern eine Übereinstimmung mit der allgemeinen Verfasstheit und dem Charakter des Patienten besteht. Das Gift der in Asien heimischen Buschmeisterschlange gehört heute zu den am häufigsten verordneten homöopathischen Arzneimitteln, denn es kann eine ärgerliche Verstimmung mit Herzbeschwerden und dem Gefühl innerer Hitze aufheben, die eng anliegende Kleidung an Hals und Bauch als unerträglich empfinden lässt.
Nitricum acidum (Salpetersäure)
    Polychrestpunkte: 3
    Vorwiegend für Männer
    Jeder Mensch hat eine Sonnen- und eine Schattenseite. Bei wenigen aber sind diese beiden Pole so unterschiedlich ausgeprägt wie bei Menschen, die von Nitricum acidum profitieren. Ein unvergessliches Beispiel dafür ist der 58-jährige Geschäftsmann, den ich seit einigen Jahren betreue. Sein erster Besuch in meiner Praxis wäre beinahe auch schon