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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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beglücken“, sagte Nero. „Dürfte ich doch mein Leben lang nichts anderes tun!“
    „Gewähre uns noch eine Gnade, Göttlicher!“ sagte Petronius. „Sprich deinen Befehl vor der Augusta aus. Vinicius würde nie wagen, sich ein Weib zu nehmen, das ihr mißfällt. Du wirst ihr Vorurteil mit einem Worte zerstreuen, o Gebieter, indem du erklärst, daß diese Ehe dein Wille sei.“
    „Ich will es. Dir und Vinicius vermag ich nichts abzuschlagen.“
    Er schritt der Villa zu, während Oheim und Neffe folgten. Ihre Herzen waren glücklich über den errungenen Sieg. Vinicius bedurfte der Selbstbeherrschung, um Petronius nicht auf der Stelle zu umarmen. Jedes Hindernis, jede Gefahr schien beseitigt.
    Im Atrium trafen sie den jungen Nerva und Tullius Senecio im Gespräche mit Poppäa.
    Terpnos und Diodoros stimmten die Zithern.
    Nero warf sich in einen mit Schildpatt eingelegten Armstuhl und flüsterte einem neben ihm stehenden Sklaven griechischer Herkunft einige Worte zu, worauf dieser sich entfernte und bald mit einem goldenen Kästchen in den Händen zurückkam. Nero öffnete es und entnahm ihm eine Halskette aus großen Opalen.
    „Es sind Juwelen, würdig dieses Abends“, sagte er.
    „Aurora leuchtet daraus hervor“, erwiderte Poppäa, überzeugt, es handle sich um ein Geschenk für sie.
    Nero wog die Steine in der Hand.
    „Vinicius“, sprach er, „du wirst in meinem Namen diese Halskette der geben, die ich dir zum Weibe zu nehmen gebiete, nämlich der jugendlichen Tochter des Lygierkönigs.“
    Poppäas zornerfüllter Blick wanderte von Nero zu Vinicius und blieb schließlich auf Petronius haften. Petronius jedoch lehnte sich unbekümmert an den Arm des Stuhles und fuhr mit der Hand am Rücken einer Zither entlang, als ob er sich deren Form einprägen wolle.
    Vinicius dankte dem Cäsar für das Geschenk, trat dann zu Petronius und sagte:
    „Wie könnte ich dir das vergelten, was du für mich getan hast?“
    „Opfere Euterpe ein Paar Schwäne“, erwiderte Petronius, „preise Cäsars Gesang und lache über Vorbedeutungen. In Zukunft wird kein Löwengebrüll deinen Schlaf stören noch den deiner lygischen Lilie.“
    „Gewiß nicht. Mein Glück ist gemacht.“
    „Fortuna sei dir hold! Sei vorsichtig; denn der Cäsar greift nach der Laute. Halte den Atem an, lausche und laß die Tränen rinnen.“
    Nero hatte die Phorminx ergriffen und die Augen erhoben. Die Gespräche rundherum verstummten sofort; die Zuhörer verharrten wie versteinert. Terpnos und Diodoros, denen die Begleitung oblag, blickten gespannt auf Neros Lippen, um ja keine Silbe des Gesanges zu verfehlen.
    In diesem Augenblick ließ vom Eingang her ein Lärm sich hören, und gleich darauf traten Phaon, Neros Freigelassener, und der Konsul Lecanius herein.
    Der Cäsar runzelte die Stirn.
    „Verzeihe, göttlicher Imperator“, begann Phaon mit fliegendem Atem. „Es brennt in Rom. Der größte Teil der Stadt steht in Flammen.“
    Bei dieser Nachricht sprangen alle von ihren Sitzen empor.
    „O Götter! Ich werde eine brennende Stadt sehen und die Trojade beendigen!“ rief Nero aus, die Laute weglegend.
    Zu Lecanius gewendet, fragte er:
    „Kann ich den Brand sehen, wenn ich sofort hineile?“
    „Gebieter“, sagte der schreckensbleiche Konsul, „die Stadt ist ein Meer von Flammen; der Rauch erstickt die Bewohner. Die Menschen fallen in Ohnmacht oder stürzen sich im Wahnsinn ins Feuer. Roms Untergang ist gekommen!“
    Ein banger Augenblick des Schweigens folgte, bis Vinicius vor Entsetzen ausrief:
    „Vae misero mihi!“
    Er warf die Toga weg und stürzte in der bloßen Tunika hinaus.
    Nero erhob die Hand und sprach:
    „Weh dir, Priamos’ heilige Stadt!“

XLII
    Vinicius ließ sich kaum Zeit, einigen Sklaven den Befehl zu geben, daß sie ihm folgten, dann schwang er sich aufs Pferd und sprengte in der dunklen Nacht durch die menschenleeren Straßen nach Laurentum. Infolge der schrecklichen Nachricht war er in einen Zustand geistiger Verwirrung und Raserei geraten. Für den Augenblick konnte er sich keine Rechenschaft von den Vorgängen in seinem Geiste geben; er glaubte, das Unglück sitze hinter ihm auf dem Pferde und rufe ihm über die Schulter zu: „Rom brennt.“ Es war ihm nicht anders, als ob es ihn und sein Pferd dem Feuer zutriebe. Den entblößten Kopf auf dem Nacken des Tieres, jagte er vorwärts, nur mit der Tunika bekleidet, allein, ohne Berechnung, nicht einmal vor sich hin sehend, ebensowenig der Hindernisse achtend, die ihm

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