Risiko!
Tür. Auf halbem Wege blieb er stehen und streckte seine andere Hand nach Poe aus. “Doug, Ray? Sydney? Lasst uns gehen.”
Doug stand auf und folgte den anderen.
Sydney blieb sitzen, schüttelte den Kopf und fuhr mit dem Finger über den Rand ihres fast leeren Glases. “Geht ihr nur. Ich werde hier ein bisschen aufräumen. Anschließend kann ich, glaube ich, auch eine Dusche vertragen.”
“Ray? Was ist mit dir?”, fragte Kinsey.
Er sah erst Sydney, dann die anderen an. Offenbar konnte er sich nicht entscheiden. Schließlich ging er um den Tisch herum zu Sydneys Platz und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. “Soll ich dir helfen?”
Sie schmiegte die Wange an seine Hand, dann sagte sie lächelnd: “In der Küche oder unter der Dusche?”
Ray hielt hörbar die Luft an, bevor er antwortete: “Schlag mir nichts vor, was du nicht möchtest.”
Für den Bruchteil einer Sekunde schloss Sydney die Augen. Wie wunderbar einfach wäre es, wenn sie mit ihm zurückblieb, ihn in das Bad ihres Vaters lockte! Sie wollte ihn, daran gab es keinen Zweifel. Doch ehe sie ihn verführte, wollte sie das Knistern zwischen ihnen noch ein wenig steigern.
Außerdem hatten sie Publikum, und zum jetzigen Zeitpunkt wollte Sydney das, was zwischen ihnen war und sein könnte, lieber für sich behalten. Also stand sie auf und begann, die Gläser einzusammeln. Dann drehte sie sich um und blickte ihn an.
“Wahrheit oder Risiko: Möchtest du hier bleiben, wo wir jeden Moment gestört werden könnten, oder warten, bis wir Zeit für uns allein haben?”
Er blickte kurz zu den anderen, die an der Tür auf ihn warteten. Dann antwortete er: “Die Wahrheit? Ich würde lieber warten. Die Pflicht? Du sorgst dafür, dass wir Zeit für uns allein finden.”
“Wie konnte ich mich bloß auf diese Reise einlassen!” Lauren boxte in das pinkfarbene Satinkissen, das sie eng umschlungen vor ihrem Bauch hielt. “Als ich hörte, dass Anton mitkommt, habe ich gleich gewusst, dass es ein Fehler ist mitzufahren.”
“Warum bist dann trotzdem mitgekommen?”, fragte Sydney, die in einem gelben Seidennachthemd mit Spaghettiträgern am Fußende von Laurens Bett saß und sich die Beine mit Bodylotion einrieb. Nachdem sie geduscht hatte, war sie zu ihrer Freundin gegangen. Da Poes Bemühungen, die Gefühlslage zwischen Anton und Lauren zu ergründen, dramatisch fehlgeschlagen waren, wollte Sydney in einem Gespräch unter vier Augen einen zweiten Versuch wagen.
Eigentlich schlief Kinsey mit Lauren in einem Zimmer. Sydney teilte sich mit Poe einen Raum am anderen Ende des Flures. Aber die anderen Frauen waren noch nicht von ihrem Strandspaziergang zurückgekehrt.
Anton war mit dem Whiskey in dem Zimmer verschwunden, wo auch Doug schlafen würde. Wahrscheinlich war er inzwischen hoffnungslos betrunken.
Lauren war allerdings auch nicht in bester Verfassung. Sie verbrachte eine halbe Ewigkeit damit, die Kopfkissen zu arrangieren, die Beine mal anzuziehen, mal weit von sich zu strecken. Schließlich ließ sie sich erschöpft aufs Bett fallen.
Sydney wartete mit Engelsgeduld, ehe sie ihre Frage wiederholte: “Warum bist du mitgekommen, wenn du vorher wusstest, dass es ein Fehler ist?”
Lauren stöhnte, wohl wissend, dass sie um eine Antwort nicht herumkam. “Weil ich wusste, dass er in letzter Zeit häufiger mit Poe ausgegangen war und sie hier sein würde.”
“Aber du bist nicht hier, weil du es in der Firma nicht ohne Poe aushältst, oder?”, fragte Sydney grinsend.
“Sehr witzig! Ehrlich gesagt konnte ich den Gedanken nicht ertragen, dass die beiden sich hier amüsieren.”
“Willst du in Zukunft hinter jeder Frau herschleichen, mit der Anton ausgeht? Folgst du ihm etwa auch zu seinen Verabredungen?”
Lauren massierte sich die Schläfen. “Nein, natürlich nicht. Ach, ich weiß selbst nicht, was ich will. Erst habe ich bereut, dass ich zu ihm gezogen bin. Jetzt bereue ich, dass ich wieder ausgezogen bin. Ich will nicht, dass er sich mit anderen Frauen trifft, aber ich weiß eben auch nicht, was ich eigentlich für ihn empfinde. Und was er für mich empfindet, weiß ich sowieso nicht.”
“Dann wird es allmählich Zeit, das herauszufinden. Diese Reise ist doch eine günstige Gelegenheit, euch klar zu werden, wie ihr zueinander steht.”
“Hätte sie sein können”, erwiderte Lauren ärgerlich. “Die Gelegenheit wäre allerdings um einiges günstiger, wenn eine bestimmte Person nicht dazwischenfunken würde. Du hast doch selbst
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