Risiko!
er antwortete: “Wenn das so ist, Honey, nehme ich die Pflicht.”
Dass er die Antwort verweigerte, brachte ihm die unterschiedlichsten Reaktionen ein – von Mitleidsbekundungen über Johlen bis hin zu hysterischem Gelächter. Letzteres kam von Lauren, die, wie Sydney feststellte, zu viel getrunken hatte.
Poe lehnte sich mit hochzufriedenem Lächeln zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. “Angesichts der Tatsache, dass du dich heute schon reichlich blamiert hast, werde ich die Pflicht etwas humaner ausfallen lassen. Du musst einen von uns küssen. Ob du dir eine Frau oder einen Mann aussuchst, darfst du entscheiden. Die Hauptsache ist, dass es kein feuchter Tantenkuss wird, sondern ein richtiger Kuss mit allem, was dazu gehört.”
“Das ist alles?”, beschwerte sich Kinsey, und auch Sydney hielt mit ihrer Enttäuschung nicht hinterm Berg. “Klingt eher wie eine Belohnung.”
“Aber wie eine Strafe für den, den er sich aussucht”, fügte Lauren schnippisch hinzu.
Jess sprang von seinem Stuhl auf. “Na, na, meine Damen! Ich sehe, ihr seid überhaupt nicht im Bilde, was meine sagenumwobenen Talente auf diesem Gebiet betrifft. Am Ende werden drei von euch bittere Tränen weinen, glaubt mir.”
Anton hielt die Hand vor den Mund und raunte für jedermann hörbar: “Bockmist”.
“Genau”, rief Kinsey. “Du kannst deine Könnerzunge gern für dich behalten.”
Jess ignorierte die abfälligen Bemerkungen der beiden und ging um den Tisch herum. Nachdem er hinter jeder der Frauen einmal stehen geblieben war, stoppte er hinter Kinsey. Er beugte sich zu ihr hinab und fuhr mit der Zungenspitze den äußeren Rand ihrer Ohrmuschel entlang, wobei er leicht hauchte, bis sie erschauerte.
Sydneys Herz schlug prompt schneller, und ein Seitenblick auf Lauren und Poe verriet ihr, dass es den beiden nicht anders erging. Obwohl keine der drei Frauen von Jess’ Showtalent wirklich hingerissen war, hätten sie in diesem Moment gern mit Kinsey getauscht. Das heißt, Sydney hätte es natürlich vorgezogen, wenn Ray an ihrem Ohr knabberte.
“Also”, raunte Jess in Kinseys Ohr, “du spottest besser nicht über meine Zunge, solange du nicht weißt, wovon du sprichst.”
Mit diesen Worten trat er seine zweite Runde um den Tisch an. Sydney hielt für Sekunden die Luft an, als er hinter ihr ankam. Ray starrte sie an, und sie hätte gern gewusst, was er gerade dachte. Was bedeutete es, wenn der Puls sichtbar an seiner Schläfe pochte und er die Zähne zusammenbiss? Wollte er sie genauso sehr, wie sie ihn wollte?
Sie fragte sich, wie sie den Rest des Abends durchstehen konnte, ohne die Antworten auf ihre Fragen zu wissen.
Am Tisch herrschte angespanntes Schweigen, als Jess schließlich hinter Poe stehen blieb. Sie hatte die Hände immer noch hinter dem Kopf verschränkt, und er legte seine Hände auf ihre Ellbogen. Poe spitzte kaum merklich die Lippen, als hätte sie von Anfang an keinen Zweifel gehegt, dass er sie am Ende auswählen würde.
Er strich mit den Fingerspitzen von ihren Ellbogen zu ihren Schultern und wieder zurück bis zu ihren Unterarmen. Dann zog er sie nach oben und schob mit der Hüfte den Stuhl beiseite, damit sie vor ihm stehen konnte. Anschließend drehte er sie um und legte ihre Arme um seinen Hals, seine Hände auf ihre Hüften, direkt über den Bund ihrer Saronghose. Poe lehnte an der Tischkante.
Als er den Kopf neigte, ertappte Sydney sich wieder einmal dabei, wie ihr der Atem stockte. Seine Lippen tasteten sich über Poes Kinn ganz langsam zu ihrem Mund. So viel Sanftheit und Behutsamkeit hätte Sydney ihm gar nicht zugetraut.
Weder rieb er seinen Körper an ihrem, noch schob er direkt die Zunge in ihren Mund, wie sie und wahrscheinlich alle anderen es erwartet hätten. Nein, er ließ sich ganz viel Zeit. Mit den Händen glitt er über Poes Seiten bis hinauf zu ihren Wangen. Als sich schließlich seine Lippen ganz leicht öffneten, tat seine Mitspielerin es ihm bereitwillig gleich.
Sydney konnte kaum fassen, was allein der Anblick dieser Szene mit ihr anstellte. Sie blickte erst zu Lauren, dann zu Kinsey, die beide ebenso beeindruckt schienen wie sie. Zu Ray sah sie allerdings nicht, weil sie fürchtete, dass es dann um sie geschehen wäre.
Die Situation war extrem erotisch aufgeladen und weckte ein unbezähmbares Verlangen in Sydney. Sie war regelrecht froh, als Poe und Jess ihre Umarmung lösten, und stimmte erleichtert in den Applaus der übrigen Zuschauer ein. Jess
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