Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
herausbringen.
    Als dieses Gespräch beendet war, führte ich ihn und seine beiden Gefährten in meine Behausung, wo ich sie mit Essen und Trinken, so gut ich's hatte, erfrischte und ihnen alle Einrichtungen zeigte, die ich während meines langen, langen Aufenthalts an diesem Ort geschaffen hatte.
    Alles, was ich ihnen zeigte, alles, was ich ihnen erzählte, versetzte sie in die höchste Verwunderung; am meisten aber staunte der Kapitän über meine Verschanzung und wie vollkommen ich mein Versteck durch das Wäldchen verborgen hatte, das in zwanzig Jahren zu einem dichten Walde geworden war, so dicht, daß man nirgends hindurch konnte, außer an der einen Seite, wo ich mir einen schmalen, krummen Pfad gelassen hatte. Dies, sagte ich ihm, sei meine Burg und Residenz; aber ich hätte noch einen Landsitz, wie es bei großen Herren üblich sei, wohin ich mich im Notfall zurückziehen könne; den würde ich ihm ein andermal zeigen; denn jetzt müßten wir zunächst daran denken, wie wir uns des Schiffes bemächtigen könnten. Er stimmte mir bei, gestand aber, er sei ganz ratlos, wie wir das machen sollten; denn es seien noch sechsundzwanzig Mann an Bord, und da sie als gemeine Verschwörer alle ihr Leben vor dem Gesetz verwirkt hätten, so würden sie sich
    -338-

    wahrscheinlich jetzt aus Verzweiflung nur um so mehr verhärten und ihr Spiel weiter treiben, weil sie wohl wüßten, daß ihnen der Galgen gewiß sei, sobald sie nach England oder in eine der englischen Kolonien kämen; deshalb sei es unmöglich, sie mit so geringen Streitkräften anzugreifen.
    Ich ließ mir das eine Weile durch den Kopf gehen und fand seine Ansicht sehr vernünftig. Es mußte also schleunigst ein Entschluß gefaßt werden, um die an Bord Gebliebenen in irgendeine Falle zu locken und gleichzeitig zu verhindern, daß sie an Land kamen und uns überwältigten. Dabei kam mir sogleich der Gedanke, daß die Schiffsmannschaft, verwundert darüber, was aus ihren Kameraden und dem Boot geworden sei, sicherlich sehr bald mit ihrem ändern Boot an Land kommen würde, um nach ihnen zu sehen, und zwar vielleicht mit Gewehren bewaffnet, so daß sie zu stark für uns sein würden. Dies leuchtete ihm ein.
    Ich sagte ihm also, wir müßten zuallernächst das Boot, das noch auf dem Strand lag, einschlagen, so daß sie es nicht wegbringen könnten. Wenn wir dann alles herausgenommen hätten, könnte es auch liegenbleiben, da es doch nicht mehr zum
    Schwimmen taugte. Also gingen wir hin. nahmen die Waffen heraus, die noch darin lagen, und was wir sonst fanden, nämlich eine Flasche Branntwein, noch eine mit Rum, einige Zwiebacke, ein Pulverhorn und einen großen, fünf bis sechs Pfund schweren Klumpen Zucker in einem Stück Segeltuch. All das war mir hochwillkommen, besonders der Branntwein und der
    -339-

    Zucker, den ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gehabt hatte.
    Als wir alle diese Beute in Sicherheit gebracht hatten, schlugen wir ein großes Loch in den Bauch des Bootes, so daß sie es nicht mehr hätten wegbringen können.
    Es wollte mir, die Wahrheit zu gestehen, nicht recht einleuchten, daß wir imstande sein sollten, das Schiff wieder zu erobern. Ich dachte mir daher: wenn sie ohne das Boot wieder abfahren, so kann ich es wieder zurechtmachen und damit nach den in Lee gelegenen Inseln fahren und unterwegs bei unseren Freunden, den Spaniern, vorsprechen, die mir noch immer im Sinn lagen.
    Nachdem wir so unsere Anstalten getroffen und zuerst das Boot mit aller Kraft so weit auf den Strand hinaufgeschleppt hatten, daß die Flut bei Hochwasser es nicht wegschwemmen konnte, danach ein großes Loch, das sich nicht so bald flicken ließ, in den Boden geschlagen und uns schließlich niedergesetzt hatten, um weiter über die Sache nachzudenken, hörten wir plötzlich das Schiff einen Kanonenschuß lösen und sahen es einen Wimpel hissen, um das Boot an Bord zu rufen; aber kein Boot rührte sich, und sie feuerten noch mehrere Male, gaben auch noch allerlei andere Signale. Endlich, als alles Schießen und Signalisieren umsonst war und kein Boot sich sehen ließ, sahen wir sie durch unsere Ferngläser ein anderes Boot aussetzen und auf die Küste zu rudern. Als sie näher kamen, erkannten wir, daß nicht weniger als zehn Mann darin waren und daß sie Schußwaffen
    mitführten.
    -340-

    Da das Schiff fast zwei Seemeilen vom Ufer entfernt lag, konnten wir sie deutlich heranrudern sehen und die einzelnen Leute, ja sogar ihre Gesichter klar erkennen. Die Flut

Weitere Kostenlose Bücher