Romana Exklusiv 0172
lächelte. „Aber als Nonna mich dann angerufen hat, konnte ich ihr die gleiche Bitte nicht abschlagen. Nonna wollte unbedingt wissen, wie es dir geht. Alles ist vergeben und vergessen.“
„Da bin ich aber froh.“ Harriet seufzte erleichtert auf. „Kann ich es Mutter erzählen?“
„Natürlich. Ich wollte damit warten, bis die Beerdigung vorbei ist und Claire etwas zur Ruhe gekommen ist. Zum Glück hat sie nächste Woche einen Termin beim Chefarzt, Harriet.“
„Ja, tausend Dank, Rosa. Wir haben es nur dir zu verdanken, dass es jetzt so zügig vorangeht.“
„Nichts zu danken.“ Rosa errötete verlegen. „Ich stehe tief in deiner Schuld. Außerdem bin ich schrecklich glücklich, du hingegen hast offensichtlich im Moment nichts als Sorgen. Du siehst furchtbar aus, Harriet. Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, danke. Ich bin nur ein wenig erschöpft.“
Rosa wirkte nicht gerade überzeugt. „Also, soll ich Leo nun deine Nummer geben oder nicht?“
Harriet schüttelte den Kopf. „Lieber nicht.“
Am folgenden Abend musste Rosa im Hotel dafür sorgen, dass ein festliches Diner wie am Schnürchen lief, und Harriet und Claire waren beim Abendessen unter sich.
„Während du dir das Fernsehspiel ansiehst, telefoniere ich mal kurz mit Kitty“, sagte Harriet, als sie das Geschirr abräumte.
Claire lächelte. „Gute Idee. Grüß sie herzlich, und sag ihr, sie soll morgen rechtzeitig hier sein.“
„Mach ich.“ Harriet ging nach oben, um ihre Schwester anzurufen. Anschließend meldete sie sich schuldbewusst bei Leo.
„Pronto“, antwortete eine ihr nur zu bekannte Stimme mit diesem besonderen Timbre, das Harriet einen Schauer über den Rücken jagte.
„Hallo, Leo, hier ist Harriet“, sagte sie auf Englisch.
„Harriet! Na endlich!“
Leo beherrschte also die englische Sprache. Sie entspannte sich etwas.
„Rosa hat mir erzählt, dass du bei ihr angerufen hast.“
„Sie hat sich geweigert, mir deine Telefonnummer zu geben“, antwortete er ärgerlich. „Du musst sie mir sofort sagen, Harriet.“
„Es ist alles in Ordnung. Du brauchst sie nicht.“
„Cosa?“, fragte er ungläubig. „Natürlich brauche ich sie.“
„Ich meine damit, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Aus unserem … Zusammensein haben sich keine Probleme ergeben.“
„Du meinst, du bist nicht schwanger“, sagte er schroff.
„Ja, das meine ich.“
„Seit wann weißt du es?“
„Seit gestern.“
„Bist du erleichtert?“
„Natürlich bin ich das. Wie geht es deiner Großmutter?“
„Sie lässt dich herzlich grüßen und hat mich gebeten, dir ihr Beileid auszusprechen. Entschuldige bitte, Harriet. Ich hätte dir mein Mitgefühl sofort aussprechen sollen.“
„Danke.“
„Wie geht es deiner Mutter?“
„Sie ist sehr erschöpft.“
„Und wie geht es dir, Harriet?“ Diese verführerische Stimme, noch dazu mit diesem wunderbaren italienischen Akzent, war fast zu viel für Harriet.
„Danke, gut“, behauptete sie, obwohl ihr das Herz schwer war. „Wie geht es dir denn, Leo?“
„Schon viel besser, weil ich jetzt endlich mit dir spreche.“
Und weil du weißt, dass unser Zusammensein ohne Folgen geblieben ist, dachte Harriet traurig.
„Nonna schreibt dir“, sagte Leo.
„Ist sie sehr enttäuscht? Hoffentlich hat Rosas Neuigkeit nicht wieder einen Anfall ausgelöst.“
„Nein, glücklicherweise nicht. Ich bin selbst erstaunt. Aber als sie Rosas Brief gelesen hatte, wollte sie mehr über dich erfahren, Harriet.“
„Wegen der Ähnlichkeit.“
„Nicht nur.“ Er sprach plötzlich in seiner Muttersprache. „Entschuldige, Harriet, aber mein Englisch ist nicht so gut wie dein Italienisch. Du bist Nonna so sympathisch, dass sie kaum glauben konnte, dass du nicht ihre Enkelin bist.“
„Das ist lieb von ihr.“ Sie war den Tränen nahe. „Ich muss jetzt auflegen, Leo.“
„Noch nicht! Erst gibst du mir deine Nummer.“
Doch sie hörte ihre Mutter auf der Treppe und legte schnell den Hörer auf. Claire sollte nicht wissen, dass sie mit Leo telefoniert hatte. Und Rosa auch nicht.
Als Harriet kurz darauf nach unten ging, um die Haustür abzuschließen, klingelte in der Küche das Telefon. Sie nahm den Hörer ab, bevor das Klingeln Claire stören konnte.
Es war Leo! Beim Klang seiner geliebten Stimme pochte ihr Herz sofort schneller.
„Harriet? Habe ich dir Angst gemacht? Harriet, bist du da?“, fragte er beunruhigt auf Englisch, als sie nicht gleich reagierte.
„Ja, ich
Weitere Kostenlose Bücher