Romana Exklusiv 0172
aus.“
Harriet winkte ihnen nach, dann rief sie in der Villa Castiglione an und war den Tränen nahe, als sie Signora Fortinaris besorgte Stimme hörte.
„Ich bin so froh, dass du dich meldest, Kind. Jetzt kann ich aufatmen. Soll ich Leo etwas ausrichten?“, fragte sie schalkhaft.
„Er hat mich gebeten, ihn selbst anzurufen“, sagte Harriet schnell. Sie ahnte, dass die Signora dem mehr Bedeutung beimessen würde, als tatsächlich dahintersteckte.
Als Harriet kurz darauf bei Leo anrief, nahm er sofort den Hörer ab.
„Hier ist Harriet“, meldete sie sich kurz angebunden.
„Bist du zu Hause?“
„Nein, im Krankenhaus.“
„Im Krankenhaus? Warum? Bist du krank?“
„Nein, aber meine Großmutter.“
„Oh, das tut mir sehr leid. Was hat sie denn?“
„Das weiß ich noch nicht. Ich bin gerade erst angekommen. Mit Nonna habe ich schon telefoniert. Ich muss jetzt Schluss machen.“
„Nein, Harriet, warte! Du hast vergessen, mir deine Telefonnummer zu geben.“
„Nein, das war Absicht.“
„Aber ich muss wissen …“
„Nein, Leo. Ich melde mich bei dir, falls es nötig ist.“ Doch darauf konnte er lange warten.
„Ich will keine Meldung, Harriet. Ich möchte mich mit dir unterhalten und mich überzeugen, dass alles in Ordnung ist.“ Leo schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr. „Mein Zorn ist verraucht, und ich sehe jetzt ein, dass du eigentlich wütend auf mich sein müsstest.“
„Das bin ich auch. Aber über mich ärgere ich mich noch viel mehr. Vergiss mich einfach, Leo. Eine Rosa pro Familie ist wirklich genug.“
„Ich mache mir nichts aus Rosa“, sagte er heftig. „Ich will dich.“
Harriet beendete den Anruf und schluckte. Bevor sie zur Information ging, trocknete sie sich die Tränen. Man erklärte ihr, wie sie zum Zimmer ihrer Großmutter komme, und kurz darauf fand sie Claire Foster zusammengesunken auf einem Stuhl in einem Wartezimmer. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Als sie ihre Tochter bemerkte, sprang sie auf und breitete die Arme aus.
Harriet fiel ihrer Mutter um den Hals. „Wie geht es Grandma?“
„Ach, Liebling, ich bin so froh, dich zu sehen. Mutter ist gerade gestorben.“ Claire schluchzte und barg den Kopf an Harriets Schulter. „Heute Morgen hat sie über Brustschmerzen geklagt und wurde ins Krankenhaus gebracht. Vor einer halben Stunde hat sie einen schweren Herzinfarkt erlitten. Alle Wiederbelebungsversuche waren vergeblich.“
„Oh Mutter!“ Harriet hielt sie fest umarmt. „Es tut mir so leid. Und ich war nicht bei dir.“
„Rosa hat mich unterstützt, obwohl sie über Pascals Rückkehr völlig aus dem Häuschen war. Hast du Pascal kennengelernt?“ Claire lächelte unter Tränen. „Sie sind dem Krankenwagen nachgefahren, aber ich habe sie wieder nach Hause geschickt. Sie sollten dort auf deinen Anruf warten.“
Am späten Nachmittag kehrte Harriet mit ihrer Mutter nach Hause zurück, wo sie von Rosa und Pascal mitfühlend empfangen wurden. Zu viert verbrachten sie den Abend, an dem die unterschiedlichsten Gefühle zum Ausdruck kamen – Trauer, Neugier und Freude.
Beim Abendessen beschrieb Harriet das Wochenende und den Drahtseilakt, den sie erfolgreich bewältigt hatte. Sie betonte, wie sehr Signora Fortinari sich auf ihrer Geburtstagsfeier amüsiert hatte, und berichtete humorvoll von dem Vorfall mit dem Rotwein. Nur von Leo erzählte sie lediglich das Nötigste. Nach dem Essen überredeten sie und Rosa Claire, sich hinzulegen.
„Ich komme später noch kurz zu dir, um zu sehen, ob du etwas brauchst“, versprach Harriet und gab ihrer Mutter einen Gutenachtkuss. „Bevor ich ins Bett gehe, möchte ich mir unbedingt noch Pascals Abenteuer in der Wüste anhören.“
Pascal berichtete bereitwillig, wie das Schicksal ihn davon abgehalten hatte, sich bei Rosa zu melden. Er hatte über ein Treffen hochrangiger französischer Politiker mit einigen arabischen Persönlichkeiten in Katar berichtet und war erschöpft gewesen. Daher hatte er beschlossen, an einem einsamen Strand schwimmen zu gehen, und war nach dem Bad eingeschlafen. Erst im Dunkeln war er wieder aufgewacht und hatte sich auf die Rückfahrt nach Doha gemacht. Doch in der Dunkelheit war er von der Straße abgekommen und im Wüstensand stecken geblieben. Der Akku seines Handys war inzwischen leer gewesen, und Pascal war nichts anderes übrig geblieben, als bis zum Sonnenaufgang zu bleiben, wo er war. Morgens war er dann mit schrecklichem Durst aufgewacht und hatte sich zu Fuß
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