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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Västra Gårdstensbergen beziehungsweise Hammarkullen. Said Rezais Wohnung war in Rannebergen.
    Keine Schuhabdrücke auf dem Fußboden in diesem Meer von Blut. Das rote Meer, dachte Winter. Er hörte Musik, die von irgendwo aus dem Nahen Osten zu kommen schien. Die Musik war da gewesen, als sie die rote Schwelle übertreten hatten, das Blut war bis zur Tür gespritzt. Ist die Lage eines der Opfer verändert worden? Hat jemand das Bild, das ich sehe, manipuliert?, hatte Winter überlegt. Es sieht real aus, könnte jedoch manipuliert sein. Wie ein Foto, das auch die sogenannte Wirklichkeit wiedergeben soll. Winter hatte den Lautsprecher über dem Regal hinter dem Kassentresen bemerkt. Eine Frau sang ein Lied, das sehr wehmütig klang, fast wie leises Weinen. Die rhythmischen Instrumente schienen in einer Rückwärtsbewegung zu arbeiten, die wie eine andere Art zu denken wirkte. Die Bläser schienen gleichzeitig wie in eine andere Stilrichtung gezwungen zu sein. Da war Swing drin, aber er kam aus einer unerwarteten Richtung. Es war eine Art Jazz. Winter erkannte die Dissonanzen, die Asymmetrie.
    Von der Musik hatten sich die Mörder nicht stören lassen.
    Warum hatten sie sie nicht abgeschaltet?
    Hatten sie sie mitgebracht?
    Bei Jimmy lief immer Musik, würde später ein Zeuge sagen. Popmusik aus der Türkei, Syrien, Ägypten, Palästina, Jordanien, dem Irak, Iran, Libanon. Aus verschiedenen Ländern Schwarzafrikas, Nigeria natürlich. Kassetten. CD s. Manche Kunden brachten Musik mit und schenkten sie ihm.

    »Kameljazz«, sagte Kriminalinspektor Fredrik Halders bei der ersten Besprechung. Niemand lachte.
    Auf dem Fußboden hatten sich keine deutlichen Abdrücke gefunden. Die Männer von der Spurensicherung würden natürlich auch nach undeutlichen Abdrücken suchen, die schon vorher da gewesen waren.
    Aber jetzt hatten sie Schleifspuren gefunden, die sich auf die Opfer zu und von den Opfern weg bewegten.
    »Die haben einen Schutz über den Schuhen getragen«, sagte Torsten Öberg, der stellvertretende Chef des Fahndungsdezernats. »Solche Dinger, wie man sie in der Krankenpflege benutzt.«
    »Oh, Scheiße«, sagte Kriminalinspektorin Aneta Djanali. »Die wussten wirklich, was sie taten. Was sie tun wollten.«
    »Was passieren würde«, sagte Kriminalinspektor Lars Bergenhem am Besprechungstisch des Fahndungsdezernats im Polizeipräsidium am Ernst Fontells plats in Göteborg, gegenüber dem internationalen Fußballstadion Ullevi. »Die wussten, wie es ablaufen sollte.«
    »Zwei verschiedene Größen«, sagte Öberg, »mehr haben wir bisher nicht gefunden. Zwei Personen.«
    »Zwei Mörder«, sagte Ringmar.
    »Bis jetzt ja. Derselbe Waffentyp«, sagte Torsten Öberg. »Schrotflinten, verschiedene Arten von Munition, wir können also nicht sagen, wie viele Waffen es waren, oder? In den Körpern haben wir Rehposten gefunden, das derbste Schrot, fünf Millimeter, sowie kleineres, drei und zum Teil ein Millimeter.«
    »Das war auch geplant«, sagte Winter.
    »Sieht so aus«, sagte Öberg.
    »Die wollen nicht, dass wir rausfinden, wie viele es waren«, sagte Aneta Djanali.
    »Vielleicht weil es doch nur eine Person war«, sagte Winter.
    »Das ist unmöglich«, sagte Ringmar.
    »Alles ist möglich«, sagte Winter.
    »Normalerweise ist das ein optimistischer Spruch«, sagte Aneta Djanali.
    »Wir müssen die Lage der Opfer noch einmal gründlich studieren«, sagte Winter, ohne Djanalis Bemerkung zu kommentieren. »Wie sie erschossen wurden und in welcher Reihenfolge.«
    Torsten Öberg nickte. »Diese Einmalüberziehschuhe sind interessant.«
    »Kann man so was überhaupt ermitteln?«, fragte Bergenhem. »Gibt es verschiedene Arten?«
    »Ich schlage vor, du kümmerst dich darum, Lars«, sagte Halders.
    Winter dachte an die Gesichter der Opfer, an das, was einmal ihre Gesichter gewesen waren. Warum hatte der Täter die Schrotflinte auf das Gesicht gerichtet? Was hatte das zu bedeuten?
    Und wieder hörte er die Musik in seinem Kopf und später, in seinem Büro, real. Sie klang wie eine Botschaft, diese Musik aus Jimmys Laden. Er schickte den Text zum Übersetzen.

    Winter schaute den Leichenwagen nach, die den Tatort verließen. Es waren immer noch die ersten Stunden des Tages. Hinter der Absperrung hatten sich Neugierige versammelt. Man könnte sagen, der Trauerzug war schon da. Vielleicht auch die Mörder. Das war nicht ganz undenkbar, nicht einmal ungewöhnlich. Es lag in der Natur des Verbrechens, seinem Hintergrund, der

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