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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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»Grand geht es wirklich schlecht.«
    »Ist aber Schlagsahne drauf«, sagte Glen.
    »Mein Gott, Glen«, sagte Bud. »Glaubst du, sie interessiert sich jetzt für Schlagsahne?«
    »Das Zeug würd ihr aber guttun. Hilft bei allem.«
    Ich nahm die angebotene Tasse und trank einen Schluck. Der Kakao war dunkel und süß und mit reichlich Whiskey versetzt. Die feurige Süße rann meine Kehle hinunter und verpasste meiner bleichen Seele einen kräftigen Stoß.
    »Sozusagen ein Irish Coffee ohne Kaffee«, sagte Glen.
    »Meine Frau ist gestorben«, sagte der alte Mann.
    Wir drehten uns alle zu ihm um.
    »Wann?«, fragte Bud.
    »Ungefähr vor einer Stunde.«
    »Warum sind Sie noch hier?«, fragte Glen. »Sind Sie allein?«
    »Ja. Ich hab versucht, meinen Sohn anzurufen, aber er geht nicht dran. Ist wahrscheinlich bei der Arbeit.«
    Bud zog einen Flachmann aus der Innentasche seiner Winterjacke und gab ihn dem alten Mann, der ihn an den Mund hob und einen kräftigen Schluck trank. Sein Adamsapfel wanderte hoch, dann runter, dann nahm er wieder seinen Platz in der Mitte des Halses ein. Er gab Bud den Flachmann zurück und fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund.
    »Danke«, sagte er. »Habt ihr eine Idee, was zum Teufel ich jetzt machen soll?«

34
     
    Kurz bevor Grand starb, durften Daddy und ich auf die Intensivstation. Wir sahen, wie sie ihren letzten Atemzug tat. Er hob sich wie eine hohe Welle, dann legte sie sich für immer in einer ruhigen See zur Ruhe. Daddy und ich blieben noch eine Weile bei ihr, dann sagte er: »Wir müssen stark sein, wenn wir da rausgehen.«
    An dem Morgen, an dem Grand beerdigt wurde, ging niemand aus The Point zur Arbeit oder zur Schule, und alle Boote blieben im Hafen. Der Laden und die Tankstelle waren geschlossen. Die Totengräber arbeiteten sich durch den ersten Frost und hoben eine tiefe, saubere Grube für sie aus. Alle aus dem Ort kamen zur Beerdigung und dazu noch eine ganze Menge Leute, die wir nicht kannten - alte Damen in Grands Alter, die früher mit ihr zur Schule gegangen waren, und Leute von den Kunsthandwerkermärkten und den Läden, die ihre Pullover verkauft hatten. Auch ein paar von den Sommergästen kamen, die Brot, Gurken, Tomaten und Rettich bei ihr gekauft hatten und nie ohne eine Tasse Tee auf der Veranda aus dem Haus gekommen waren. Auf den hinteren Bänken der Kirche saßen einige alte Herren, denen Trauer in die tiefen Furchen ihrer Gesichter gegraben war. Ich fragte mich, ob sie irgendwann einmal in Grand verliebt gewesen waren. Jeder Mann wäre mit ihr glücklich gewesen, hätte sie nicht ihr ganzes Leben lang nur einen geliebt.
    Nach dem Gottesdienst kamen alle möglichen Leute mit Eintöpfen und Aufläufen in ihr Haus. Ich machte einen Bogen um Stella und ihre Käsemakkaroni. Sie sah aus, als wollte sie mich trösten, falls ich ihr eine Gelegenheit dazu gab. Aber die einzige Person, die mich hätte trösten können, feierte wahrscheinlich gerade mit ihrem guten alten Freund Jesus.
    Die Frauen von The Point arbeiteten wie eine gut geölte Maschine; sie organisierten den Leichenschmaus, sorgten dafür, dass die Männer zum Trinken und Rauchen nach draußen gingen, sammelten die leeren Gläser und die Zigarettenkippen ein und räumten am Schluss alles auf. Dann verschwanden sie.
    Daddy, Stella, Dottie und ich blieben als Einzige übrig. Erschöpft und traurig hockten wir um den Tisch. Dottie brachte es trotz allem fertig, vom übrig gebliebenen Essen zu naschen, während Daddy und Stella Kaffee tranken. Ich hatte weder Hunger noch Durst.
    »Hast du heute überhaupt etwas gegessen?«, fragte Stella mich.
    »Nein«, sagte ich. Trauer schlängelte sich in mir hoch wie ungebändigter Bittersüß.
    »Du musst etwas essen«, sagte Daddy.
    »Willst du mit uns nach Hause kommen?«, fragte Stella.
    »Das hier ist mein Zuhause«, sagte ich. Ich hatte das Testament gesehen. Grand hatte mir ihr Haus vermacht; sobald ich im Frühjahr achtzehn wurde, würde es mir gehören. Sie hatte mir auch etwas Geld hinterlassen, genug, um ein oder zwei Jahre über die Runden zu kommen. Und ihre Rechnungen hatte sie wie immer im Voraus bezahlt.
    »Ich weiß, Florine, aber ich dachte, du fühlst dich vielleicht einsam.«
    »Ich kann hierbleiben, wenn du willst«, sagte Dottie. »Bert und Madeline haben nichts dagegen.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Daddy. »Meinetwegen«, sagte ich zu Dottie.
    Daddy stand auf und drückte mich fest, und ich erwiderte die Umarmung. In dem Punkt verstanden

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