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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Warte mer nur de Nacht ruhig ab, und passe mer off, wo se Lager mache. Da werde ich mich so successive hineinschlängle, um de Gefangene herauszuhole.«
    »Ich traue Ihnen dieses Wagnis ganz gerne zu, aber es ist höchst gefährlich!«
    »Papperlapapp! Sie und ich habe schon ganz andre Dinge unternomme. Mer sind alle beede nich off de Kopp gefalle. Een altes Altenburger Sprichwort sagt: ›Mache könne mersch, denn habe thune mersch.‹ So is es ooch hier. Wersch im Koppe hat, nämlich de angeborene Intelligenzigkeet, bei dem kann’s in der Ausführung gar nich fehle. Mer werde uns doch nich vor solche Heiducke fürchte, wie diese Tramps sind, die noch gar nich dahin geroche habe, wo Barthel den Most gefunde hat. Ich denke, daß – – halt!« unterbrach er sich. »Passe Se off! Jetzt komme se. Zwee Kerls, grad offs Haus zu. Se schwenke de Tücher in de Fingersch, damit mer sehe solle, daß se als Parlamentärsch reschpektiert werde müsse. Werde Se mit ihne rede?«
    »Natürlich! Um der Gefangenen willen muß ich wissen, was man von uns fordert. Kommen Sie!«
    Die beiden begaben sich in den Hof, wo die Besatzung an den Schießscharten stand, um die zwei Unterhändler zu beobachten. Diese blieben außerhalb Schußweite stehen und winkten mit den Tüchern. Old Firehand öffnete das Thor, trat hinaus und gab ihnen ein Zeichen, herbei zu kommen, welcher Aufforderung sie folgten. Als sie ihn erreicht hatten, grüßten sie höflich, gaben sich aber Mühe, möglichst zuversichtliche Gesichter zu zeigen.
    »Sir, wir kommen als Abgesandte,« sagte der eine, »um unsre Forderungen zu stellen.«
    »So!« antwortete der Jäger in ironischem Tone. »Seit wann wagen es die Prairiehasen, zum Grislybären zu gehen, um ihm Befehle zu erteilen?« Der Vergleich, dessen er sich bediente, war gar nicht so übel. Er stand vor ihnen so hoch, so breit und mächtig und aus seinen Augen schoß ein Blick auf sie, daß sie unwillkürlich einen Schritt zurückwichen.
    »Wir sind keine Hasen, Sir!« erklärte der Sprecher.
    »Nicht? Nun, dann wohl feige Prairiewölfe, welche sich mit Aas begnügen? Ihr gebt euch für Parlamentäre aus. Räuber seid ihr, Diebe und Mörder, welche sich außerhalb des Gesetzes gestellt haben, und auf die jeder ehrliche Mann also nach Belieben schießen kann!«
    »Sir,« fuhr der Tramp auf, »ich muß mir solche Beleidigungen – – – «
    »Schweig, Halunke!« donnerte Old Firehand ihn an. »Spitzbuben seid ihr, weiter nichts! Es ist eigentlich eine Schande für mich, daß ich mit euch rede. Ich habe euch die Annäherung auch nur aus dem Grunde gestattet, um einmal zu sehen, wie weit solches Gelichter die Frechheit zu treiben vermag. Ihr habt zu hören, was ich sage, und nicht darüber zu mucksen. Sagt noch ein einziges Wort, welches mir nicht gefällt, und ich schlage euch sofort zu Boden. Wißt ihr, wer ich bin?«
    »Nein,« antwortete der Mann, eingeschüchtert und kleinlaut.
    »Man nennt mich Old Firehand. Sagt das denen, die euch gesandt haben; sie werden vielleicht wissen, daß ich nicht der Mann bin, mit welchem sich Narretei treiben läßt; sie haben es ja heute schon fühlen und erfahren müssen. Und nun kurz, welchen Auftrag habt ihr auszurichten?«
    »Wir sollen melden, daß der Farmer mit seinem Bruder und seiner Nichte in unsre Hände gefallen ist.«
    »Weiß es schon!«
    »Diese drei Personen müssen sterben –«
    »Pshaw!« unterbrach ihn der Jäger.
    »– – wenn Ihr nicht auf unsre Bedingungen eingeht,« fuhr der Parlamentär fort.
    »Old Firehand läßt sich niemals Bedingungen machen, am allerwenigsten von Leuten eures Schlages. Überdies seid ihr die Besiegten, und hätte jemand Bedingungen zu stellen, so würde nur ich der Betreffende sein.«
    »Aber, Sir, wenn Ihr mich nicht anhört, so werden die Gefangenen vor Euren Augen dort an den Bäumen aufgeknüpft!«
    »Thut das immerhin! Es gibt hier auf der Farm auch für euch Stricke genug.«
    Das hatte der Tramp nicht erwartet. Er wußte wohl, daß man es nicht wagen werde, seine Drohung auszuführen. Er blickte verlegen vor sich nieder und meinte dann: »Bedenkt, drei Menschenleben!«
    »Das bedenke ich gar wohl – – nur drei Menschenleben, für welche wir euch alle auslöschen werden! Der Vorteil liegt ganz klar auf unsrer Seite.«
    »Aber Ihr könnt den Tod Eurer Freunde so leicht verhüten!«
    »Wodurch?«
    »Dadurch, daß ihr abzieht und uns die Farm übergebt.«
    Da legte Old Firehand dem Manne die Faust so schwer auf die Schulter,

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