Sagen aus Franken
hatte und da lag ein Häuflein Lindenblätter an derselben Stelle genau so, wie im Traum. Jetzt eilte er wirklich ins Gartenhaus, holte Schaufel, Spaten und Hacke und grub unter den Linienblättern nach. Es dauerte auch gar nicht lange, da kam er mit seinem Werkzeug auf eine schwere Truhe, die ganz voll mit Gold- und Silbermünzen und prächtigen Kleinodien gefüllt war. Ehe er angefangen hatte zu graben, hatte er aber den ganzen Schatz, den er hier finden werde, den Armen gelobt.
Der »grindige Heinz« hat sein Versprechen gehalten. Der Rat der Stadt Nürnberg erlaubte ihm, daß er den gefundenen Schatz zur Gründung eines großen Spitals verwende. Der »grindige Heinz« kaufte das kleine Jungfrauenklösterlein, das den Namen »Zum Himmelsthron« trug. Die Nonnen wanderten nach Gründlach. Dann hieß er den Platz freimachen und holte sich Baumeister für seinen Plan.
Aber bald sah er, daß der Baugrund in Nürnberg für ein so großes Haus, wie er es bauen wollte, nicht ausreichte. Nirgends war Raum genug. Da ließ er sich vom Rat die Erlaubnis geben, den Bau über der Pegnitz aufzurichten. Der Rat gab die Genehmigung; bald wölbten sich große Tore, unter denen die Pegnitz in zwei Armen dahinfließen konnte und auf diesem Grund wurde nun das große Spital gebaut.
Der grindige Heinz wurde aber auch für seine gute Tat belohnt. Bisher hatte kein Arzt ihn von seinem häßlichen Ausschlag befreien können. Aber unter den alten Frauen, die zuerst ins Spital aufgenommen wurden, war auch eine, die von Krankheit und Gesundheit und von Heilküsteten aller Art mehr verstand als andere Menschen. Sie gab dem Heinz eine Salbe, die ihn in ein paar Monaten von seinem Ausschlag befreite.
Jetzt fing ein neues Leben an. Er ging auf die Straße, suchte die Gesellschaft der Menschen und wurde bald in den Rat der Stadt gewählt. Kaiser Ludwig der Bayer soll mit ihm besonders befreundet gewesen sein. Er besuchte ihn oft, und wenn er in Nürnberg war, stieg er im Plobenhof zum Quartier ab. Ludwig der Bayer hat dem Heinz Groß und seiner Familie auch ein Wappen verliehen. Auf dem Wappen sollen 23 Lindenblätter mit einem Hügel zu sehen sein, zum Gedächtnis an den Traum im großen Garten.
Wie es dem Klösterlein weiter ergangen ist
Heute findet man draußen, mitten im Wald, nur noch Trümmer der alten Klostermauern. Efeu wächst dicht an den alten Steinen hinauf, und wer will, kann draußen im alten Klostergarten im Frühjahr noch die schönsten Veilchen pflücken. Die alte Kapelle steht noch da; sie ist aber ein Kuhstall.
Schon seit dem Jahr 1552 ist das Klösterlein zerstört. Damals haben die frommen Frauen den Ort verlassen und sind niemehr dahin zurückgekehrt. Das kam so: Ein anderer Ansbacher Markgraf, Albrecht Alcibiades, führte ebenso wie sein Urahne, Albrecht Achilles, mit den Nürnbergern Krieg Er zog mit seinem Heer durch das Nürnberger Gebiet und brannte alle Dörfer nieder, die er erreichen konnte. Er selber hatte versprochen: »Ich will den Nürnbergern so einheizen, daß auch die Engel die Füsse anziehen werden müssen!« Der Zug der Ansbacher kam an Pillenreuth vorbei, und dabei wurden das ganze Kloster ausgeplündert und alle Gebäude niedergebrannt. Die Schwestern waren schon vorher geflohen und hatten im KIarakloster in Nürnberg Aufnahme gefunden.
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Verlag: ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen
Ebook erstellt durch epublius GmbH , Berlin
ISBN: 978-3-95608-272-6
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