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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Kuss der Venus - aber Sancha errötete dennoch vor Freude.
    „Unsere tapfere Tolosanerin wird den Lohn erhalten, den sie verdient“, rief Roç den Leuten zu. „Obendrein ernenne ich sie mit dem heutigen Tag zu meiner persönlichen Beraterin.“ Mit diesen Worten gab er sie wieder frei.
    Sancha, nun ihrerseits verwirrt, verbeugte sich. Als sie nach Gala Ausschau hielt, um sich mit ihr davonzustehlen, blendete sie die bereits tief stehende Sonne, so dass sie um ein Haar Raymond von Toulouse übersehen hätte, der nun geradewegs auf sie zukam. Begleitet wurde er von den Grafen Foix und Comminges, die beide vor Freude strahlten. Der Kreis der Neugierigen, die die Ohren spitzten, rückte enger zusammen.
    Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Sancha, wie Roç breit grinste, als sich sein Vater ein-, zweimal ratlos über den Bart strich. Er raunte ihm etwas zu.
    Sancha beugte das Knie vor Raymond, worauf der Alte nähertrat und sie aufhob.
    „Verzeiht, Sénher“, sagte sie ihm zu, „ich erkläre Euch alles später.“
    „Schon gut, meine Liebe“, antwortete er, sichtlich gerührt. Dann wandte er sich an seine Begleiter und rief mit lauter Stimme: „Tragt die Zierde meiner Stadt in mein Haus, wo ich sie einkleiden und belohnen will.“
    Lachend folgten die Grafen seiner Aufforderung. Sie packten Sancha, hoben sie hoch und setzten sie unter dem Gejohle der Zuschauer auf ein Tolosaner Schild.
    Ein langer, ausgelassener Zug begleitete die schwankende Fracht bis vor das Tor des Palastes.

    Verzweiflung und tiefe Trauer herrschte hingegen im Lager der Franzosen, vor allem als es sich herumsprach, dass ihr Heerführer in dem Augenblick gestorben war, als er seinem Bruder zur Hilfe eilte. Guido, von einem Bolzen in die Seite getroffen, war vor Simons Augen in den Graben gestürzt.
    Montforts Leichnam wurde noch am Abend des Johannistages in einer großen Prozession von Prälaten und Rittern – angeführt von Kardinal Bertrand und Bischof Fulco - in das Château Narbonnais gebracht.
    Bereits zwei Tage nach diesem schrecklichen Ereignis übertrug Kardinal-Legat Bertrand dem jungen Amalrich von Montfort die Titel und Domänen seines Vaters. Obwohl die Bestätigung durch den König von Frankreich noch ausstand, huldigten ihm alle Ritter und Barone seines Vaters. Viele kündigten aber zugleich an, in Kürze nach Frankreich heimkehren zu wollen. Des ungeachtet unternahm Amalrich am 1. Juli einen weiteren Angriff auf die Stadt, der jedoch mit aller Härte zurückgeschlagen wurde. Daraufhin empfahlen ihm seine Berater, allen voran Alain von Roucy und sein schwer verletzter Onkel Guido, Toulouse aufzugeben.
    „Wir werden neue Kreuzzugsprediger ausschicken“, tröstete Kardinal Bertrand den jungen Ritter, „und eines Tages wird ein Heer kommen, das Toulouse endgültig in die Knie zwingt.“
    Enttäuscht steckte Amalrich den Leichnam seines Vaters in einen Ledersack und das Château Narbonnais in Brand, und ritt nach Carcassonne zu seiner Mutter.

    Nachdem es keine Zweifel mehr gab, dass sich Toulouse wehrhaft geschlagen und den Sieg davongetragen hatte, kehrten die ersten Abtrünnigen reumütig in die Stadt zurück, unter ihnen auch die Konsuln Castronovo und Sancto Romano. Dabei kam ans Tageslicht, dass der angesehene Konsul Pontius Astro zu Beginn der Kämpfe zu Montfort übergewechselt war und der gelbe Adhémar im Dienste der Weißen Büßer stand. Astro blieb verschwunden. Adhémar, der die Planung des heimtückischen Anschlags auf die Richtschützen und Hagelstein eingestand, beendete sein Leben am Galgen.
    Einige Tage nach der endgültigen Rückkehr der Grafenfamilie in das Château Narbonnais – der Brand hatte keine größeren Schäden angerichtet - suchte Roç seine Gemahlin Sancha auf, um ernsthaft mit ihr zu reden, wie er betonte. Er überreichte ihr als Wiedereinzugs-Geschenk einen seltenen weißen Korallenzweig.
    Sofort schickte sie ihre Damen hinaus.
    Sie traten gemeinsam ans Fenster, ins pralle Sonnenlicht. Die Grillen zirpten. In den Gärten grünte und blühte es. Die Terrassen waren weitgehend vom französischen Kriegsgerät befreit, die Vogelhäuser aufgebaut, aber es gab noch viel zu tun.
    „Ich brauche deinen Rat, Sancha“, begann Roç. „Wie du weißt, haben sich inzwischen auch etliche bedeutende Städte wieder auf unsere Seite gestellt. Selbst Albi, die Bischofsstadt - was Rom natürlich nicht gefällt. Nun hat mir mein Vater gestern die volle Verantwortung für die politischen und militärischen

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