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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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TEIL 1
DAVID
    Es war warm. Warm und feucht, fremd und doch vertraut. Es zog ihn an, es stieß ihn ab. Er wälzte sich im Bett hin und her, verschwitzt und unruhig. Seine Seele wanderte durch Gänge, durch Schläuche, die in ständiger unregelmäßiger Bewegung waren, durch Tunnel, die kein oben und kein Unten zu kennen schienen. Sein Herz schlug im Rhythmus seiner Schritte, sein Atem ging stockend.
    Das Mädchen neben ihm streckte die Hand nach ihm aus. Er hätte die Geste gerne auf gleiche Art erwidert. Aber das ging nicht. Er hatte das Gefühl, sich immer weiter von der schmalen, fast durchscheinend zarten Mädchengestalt fortzubewegen, ihr dabei gleichzeitig aber auch näher zu kommen. Alles an ihr war vertraut und doch fremd. Er spürte ihren Schmerz, als wäre es der seine. Und er war sich sicher: Auch sie spürte seinen Schmerz.
    Dann wurden seine Gedanken fortgeweht, und als er sich verzweifelt zu dem Mädchen umdrehte, sah er, dass es kein Gesicht hatte. Dort, wo die Augen hätten sein sollen, war etwas anderes. Ihr Gesicht verschwamm zu einer konturlosen Form, zu etwas noch nie Gesehenem, sodass es sein Blick nicht einfangen konnte.
    Er hätte aufschreien können vor Qual. Hinter dem Mädchen bewegte sich eine Masse, sie begann zu pulsieren und zu vibrieren. Endlose, dünne Tentakel zuckten hervor, erstarrten, als sie das Mädchen berührten, krümmten sich, liefen in zitternden Bewegungen aus. Ein unerträglicher Gestank nach Fäulnis und Verwesung drang in seine Nase und biss sich in seiner Lunge mit unsichtbaren, spitzen Zähnen fest.
    David lief los. Seine Füße versanken in grünlichgrauem Schleim, seine Arme ruderten sinnlos nach Halt suchend, aus seinem Mund drang ein stummer Schrei. Das Mädchen blieb hinter ihm zurück und war doch die ganze Zeit neben ihm und mit ihm die Tentakel, die das düstere Licht zerschnitten und so in Aufruhr waren, dass sein Blick sie nicht einfangen konnte.
    Â»David!«
    Es war mehr ein Aufstöhnen als ein Schrei. Aber er traf David bis ins tiefste Mark. Obwohl er nichts anderes wollte, als immer weiterzulaufen, nur weg von hier, raus aus der bedrückenden Enge und hinein in das Licht, das irgendwo vor ihm sein musste – obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, verweigerte ihm seine Seele den Gehorsam und seine Beine ihren Dienst.
    Er hielt mitten im Lauf inne, wollte sich zu dem Mädchen umdrehen. Doch dazu kam es nicht mehr. Etwas schoss von hinten an ihn heran, wand und schlängelte sich um seinen Hals und drückte ihm die Kehle zu. Und dann hörte er nur noch sich selbst schreien …

01
    Â»Schnell, sonst erwischen sie uns noch!«
    In Janas Stimme hallte blanke Panik wider. David verstand nicht, was ihre Freundin mit den dunklen Augen und der langen schwarzen Mähne so aufgeschreckt hatte. Es war nicht das erste Mal, dass die Bullen hinter ihnen her waren. Der Wettlauf zwischen Sprayern und Ordnungshütern gehörte mittlerweile fast zur Tagesordnung in ihrem Viertel … doch bislang hatten die Devil Writer ihren Verfolgern immer eine lange Nase gedreht.
    Das würden sie auch diesmal schaffen.
    Â»Die erwischen uns nicht, Jana«, sagte Maya. Sie wollte Jana am Handgelenk greifen und weiter in den Schatten des Hinterhofs ziehen, aber das hochgewachsene Mädchen wehrte sich und streifte ihre Hand auf eine Weise ab, die verdeutlichte, wie aufgebracht es war.
    Â»Wir müssen weiter«, zischte Jana. »Sofort!«
    Maya schüttelte entschlossen den Kopf. »Ganz ruhig. Erst mal überlegen, ob wir nicht …«
    Mit finsterem Blick machte Jana einen Schritt auf die Freundin mit dem frechen Kurzhaarschnitt zu. Da sie fast einen Kopf größer als die zierliche Maya war, sah es aus, als würde eine junge Mutter ihr widerspenstiges Kind maßregeln. »Los jetzt! Quassle nicht, lauf!«
    Maya wich zwei, drei Schritt zurück, tiefer in den Hof hinein. »Keine Sorge. Die erwischen uns nie. Dazu sind die einfach zu blöd – und wir zu schlau.«
    David wollte die Situation mit ein paar Worten entschärfen, da schob ihn sein bester Kumpel Nico grob beiseite und packte Maya ungeduldig an den Armen. »Wenn wir so schlau sind, verschwinden wir besser sofort von hier!«
    Â»Aua«, fauchte Maya. »Du tust mir weh!«
    Nico schien ihre Worte gar nicht wahrzunehmen. »Ich habe ein ganz übles Gefühl!«, presste

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