Sanchas Hofnarr (German Edition)
sind, so haben ihn Montforts Kelchbuben am Wickel.“
„Ich hab nichts gegen Hagelstein, ich will nur nicht, dass er dabei ist, wenn wir zu meiner Großmutter reiten. Von meinem Familiengeheimnis darf er nichts wissen.“
Olivier ließ nicht locker. „ Hélas , vermutlich weiß er auch darüber längst Bescheid. Die Herrin wird sich ihm anvertraut haben.“
„Ha!“ Stolz warf Damian den Kopf in den Nacken.
„Ha!? Was soll das denn jetzt wieder heißen?“
„Nun, dass ich Gräfin Sancha nicht alles anvertraut habe. Niemand weiß etwas.“
Olivier schnappte nach Luft. „Niemand? Du vertraust mir wohl auch nicht“, zischte er. „Ein schöner Blutsbruder bist du. Rache für Termes! Rache für Carcassonne! Alles Mist!“
„Sprich nicht so zu mir und fluche nicht ständig wie ein Bauer! Mein Schweigen hat nichts mit dir und unserer Freundschaft zu tun. Ich habe dafür schwerwiegende Gründe.“
„Na klar, hast du! Hauptsache dein Schätzchen Gala weiß Bescheid; sie himmelt dich ja geradezu an.“ Wütend schlug Olivier die rechte Faust in die linke Handfläche. „Da wird es nicht mehr lange dauern, bis auch sie mit einem dicken Bauch herumläuft!“
Ein Aufschrei! Damian stürzte hoch, warf sich auf Olivier. Er schlug ihm ins Gesicht und prügelte auf ihn ein, wo er ihn nur zu fassen bekam. „Halt dein dämliches Schandmaul!“, schrie er aufgebracht.
Gekonnt wehrte Olivier die Schläge ab und setzte noch eines drauf. „Du wirst sie bald pimpern, deine schwarze Gala mit den Wangengrübchen, so wie unser Herr die Rosaire gepimpert hat …“
Mitten im Ausholen hielt Damian inne. „Du Verleumder!“, zischte er. „Was hat Graf Ro ç mit Rosaire zu tun!“
Olivier stutzte. Dann ließ er sich lachend aufs Stroh fallen. Er lachte und lachte, ja er strampelte gar mit den Beinen. „Sag bloß“, japste er, „sag bloß, du bist der einzige, der nicht weiß, wem die Rosaire ihren Zustand zu verdanken hat?“
Damian war ehrlich verblüfft. „Aber weshalb hat die Herrin sie dann mit auf die Reise genommen?“
Plötzlich ein lauter Pfiff von draußen. Hagelstein war zurück!
Die Knappen sprangen auf. Als sie zu ihm hinuntersahen, stutzten sie.
Statt der Narrenkappe, die der Alemanne für gewöhnlich mit stoischer Ergebenheit trug, saß auf seinem Kopf ein verwegener Zobelhut.
„Ho, ho!“ rief er laut und winkte nach der Leiter.
Rasch ließen die Jungen sie hinab.
Doch leider hatte Hagelstein außer einem fremden Hut noch einen beachtenswerten Rausch mitgebracht. Er schwankte so stark, dass Damian und Olivier bei seinen Versuchen, aufrecht wie ein Mann die Leiter hochzuklettern, mehrmals gespannt die Luft anhielten.
„Feil Rosenblümelein“, grölte Hagelstein in seiner merkwürdigen Heimatsprache, „nun wacht auf, schön Jungfrau fein! Ihr gleicht indes dem hellen Tag, dass jeder Euch wohl preisen mag. Wir nennen uns mit Rechte, der schön` Jungfrauen Knechte ...“
„Je nun! Ein wahrer Narr", raunte Olivier seinem Freund zu, "nüchtern klug, trunken närrisch!“
Damian lachte.
Mit vereinten Kräften zogen sie Hagelstein in die Kammer. Sein Atem stank überwältigend nach Wein.
„Wo habt ihr denn diesen edlen Hut her, Herr von Hagelstein?“, fragte ihn Olivier neugierig.
„Im Würfelspiel möcht` ich ihn gewonnen haben“, erklärte der Narr eitel. Er lachte breit. „Feil Rosenblümelein ...“, ging es wieder, „Ihr habt eyn schön, goldfarben Haar, zwey Äugelein, lauter und klar, zwey Brüstlein, die sind rund und fest ...“
„Brüstlein?“
Hagelstein hielt die hohlen Hände vor seine Brust.
Die Knappen verstanden, grinsten.
„Ihr wart wohl in der nächsten Schenke, um Euch nach dem Pilgerweg zu erkundigen? Findet Ihr das klug, fremde Leute auf unser Vorhaben aufmerksam zu machen?“, meinte Damian vorwurfsvoll.
„Ei, du urteilst oft zu schnell, mein Junge“, lallte Hagelstein. Er warf Olivier die Narrengugel zu, die in seinem Wams steckte, zog dieses aus und ließ sich mit seinen Stiefeln und einem befreiten Stöhnen auf dem erstbesten Strohsack nieder. „Feil Rosenblümelein - nun schlafet, schöne Jungfrau fein.“
Doch dann richtete er sich noch einmal auf. „Du!“, sagte er vorwurfsvoll zu Olivier und drohte ihm mit dem Zeigefinger. „Über einen König mag man kein Urteil haben, als bis er zwanzig Jahre regieret hat!“ Dann fiel er um wie ein Stein und kurz darauf schnarchte er laut.
Die Knappen konnten nicht anders: Sie hielten sich die Bäuche vor
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