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Sanchas Hofnarr (German Edition)

Sanchas Hofnarr (German Edition)

Titel: Sanchas Hofnarr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Lachen.
    „Ein König - mit einer Narrenkrone!“ Olivier japste. Er setzte sich die fünfschwänzige Gugel auf den Kopf und tanzte albern auf dem Stroh herum.
    Plötzlich stupste ihn Damian in die Seite. „Still! Sieh doch, was da in seinem Wams steckt!“
    Sie traten näher, bückten sich ...
    „Heilige Dreifaltigkeit! Bloß nicht anfassen!“, warnte Olivier leise. „Das ist ja dieses giftige Zeug, das am Fuße des Berges wächst! Zeiland! Was will er bloß damit?“
    Sie sahen sich betroffen an.
    „Zeiland? Immerhin kennt er sich gut mit Kräutern aus“, flüsterte Damian. „Er hat den alten Grafen geheilt.“
    „Das will ich glauben.“ Auch Olivier senkte die Stimme, „und er ist unserer Herrin von Herzen zugetan!“
    „Was willst du damit sagen?“ Damian sah Olivier ins Gesicht und erschrak über das, was in den Augen des Freundes stand. „Du vermutest allen Ernstes, der Narr plant, die schwangere Magd mit dem Zeiland aus dem Weg zu schaffen, um seiner Herrin zu Diensten zu sein?“
    Olivier senkte die Mundwinkel. „Du wirst es sehen. Er wird Rosaire vergiften wie einen räudigen Hund. Wir müssen Gala einweihen. Sie darf Hagelstein nicht aus den Augen lassen, wenn er wieder seinen geheimnisvollen Sud zubereitet. Beim Teufel, ich bring ihn um, wenn er Rosaire und dem Ungeborenen was antut! Es ist das Kind unseres Herrn!“
    Ratlos standen sie da, die tüchtigen Knappen von Toulouse, und warfen misstrauische Blicke auf den Schnarchenden.
    „Eines steht fest“, gab Olivier nach einer Weile zu, „ein König ist der Narr nicht. Allenfalls gibt er vor, einer zu sein.“
    „Und weshalb sollt er das tun?“
    „Na, um die Gräfin Sancha heiraten zu können. Er liebt sie, das sieht man doch.“
    „Aber sie ist doch längst verheiratet!“
    „Dummkopf! Das war eine Zweckehe … Und denk an das Gift! Es könnte nämlich auch bedeuten, dass Ro ç , unser junger Herr, in Gefahr ist. Stirbt er, ist Sancha frei.“
    „Aber, beim bärtigen Ganymed“, fuhr es aus Damian heraus und er raufte sich die Locken, „wer oder was ist jetzt dieser Narr? Ein Templer? Ein Spion der Franzosen? Ein verstoßener Alemannenkönig? Oder vielleicht doch nur ein simpler Zauberer und Giftmischer?“
    Olivier zuckte die Achseln. „Ein Zauberer? Auch nicht schlecht! Ich habe gehört, dort wo er herkommt, soll es solche geben. Eines steht fest: Ein Fremdling ist er, auch wenn er unsere Sprache leidlich spricht. Und ein Fremdling ist stets ein Feind. Wir müssen uns vorsehen, Damian. Schon, weil der Narr das giftige Zeug mit sich führt, den Zeiland … “

    Was wir an Bösem auch vernommen:
    Meist ist es von der Zung` gekommen.
    (Freidanks Bescheidenheit, 164,7)

III.
    FALK VON HAGELSTEIN
    sein Liebchen Grazide, die Templer
    und die Zwerge

    Ort: Der Weiler Linas,
    am Fuße des Berges Bugarach

    „Am Zwerg erkennt man Hoffart dann,
    fängt er auf Zehn zu trippeln an ...“
    (Freidanks Bescheidenheit, 29,22)

E ine halbe Ewigkeit, so war es ihm vorgekommen, hatte Falk von Hagelstein endlose Wiesen und Wälder durchquert, bis ihn ein steiniger, von Büschen und Strauchwerk gesäumter, mäßig ansteigender Pfad in die Nähe des Bugarach führte. Schon von weitem war der Berg mit seinem markanten Gipfel zu sehen gewesen, Dennoch konnte er ihn an diesem Tag nicht mehr erreichen. Er war krank, fühlte sich fiebrig, hustete. Daher schlug er den Weg zum Kloster Saint-Polycarpe ein, das wie er wusste, unter dem Schutz der Mönche von Alet stand. Doch an der Pforte verwehrte man ihm aus fadenscheinigen Gründen den Zutritt.
    Bevor die Dunkelheit hereinbrach und das Fieber womöglich anstieg, kletterte Falk, das Pferd am kurzen Zügel, in die Garrigue hinauf, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dann ritt er zu einer Herberge zurück, auf deren Hinweisschild er unterwegs gestoßen war, um sich dort auszuruhen.
    Der Kräutersud, den er sich im „Wilden Raben“ zubereiten ließ, brachte ihm für die Nacht Linderung. Doch schon am Morgen hörte sich sein Husten an wie das Fauchen eines Bären; seine Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen, und ein Kälteschauer folgte auf den nächsten. Aber nachdem Sancha, seine Herrin, ebenfalls „fieberte“ - nämlich auf seine Nachrichten, ritt er abermals los und erreichte am späten Nachmittag und mit letzter Kraft einen auf dem Weg zum Gipfel gelegenen Weiler namens Linas, wo er vor Schwäche fast vom Pferd fiel.
    In seinem Kopf drehte sich alles. Er sah plötzlich Sancha vor sich, wie

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